Hören!

Musikalischer Kuschelpulli

Hat ihr erstes Album seit 2016 aufgenommen: Regina Spektor Foto: picture alliance / AP Photo

Hören!

Musikalischer Kuschelpulli

Regina Spektor legt mit »Home, Before and After« ein fabelhaftes neues Album vor

von Katrin Richter  07.07.2022 15:02 Uhr

Müsste Gott eigentlich bezahlen, wenn man sich mit ihm in einer Bar träfe? Natürlich nicht, »Cause God is God«, singt Regina Spektor im ersten Lied »Becoming All Alone« ihres neuen Albums Home, Before and After.

Und vielleicht wäre es auch ausschließlich Regina Spektor, mit der sich Gott treffen würde, auf dass sie Liedzeilen wie diese schriebe. Er hätte vielleicht seinen Spaß an dem Spiel mit den Wörtern, an dem Witz und womöglich auch an den Zweifeln der anderen.

SONGS Aber all das wissen wir nicht. Was wir wissen: Seit dem 24. Juni ist das erste Album nach sechs Jahren veröffentlicht. Und ob man nun ein Fan des Soviet Kitsch von 2004 oder von Remember Us to Life von 2016 ist: Spektor streckt in den zehn Songs den Arm aus und zieht die Zuhörer an der Hand mit in ihre fabelhafte, traurig-schöne und tragisch-verspielte Welt, die mit »Becoming All Alone« beginnt, die in »Up the Mountain« meditativ-suchend weitergeht, in »Coin« rätseln lässt, ob es Schamanen-Automaten gibt und mit »Through a Door« einen Ausgang bietet.

Spektor wanderte im Alter von neun Jahren mit ihrer Familie von Moskau nach New York aus.

Aber man will gar nicht unbedingt aus diesem Album aussteigen, sondern lieber darin verweilen – in diesem musikalischen Tagtraum. »Bitte nicht stören«, wollen die Klaviermelodien sagen, »bitte einmal den Alltag ausblenden«, flüstert Spektors Stimme. Ein Album wie ein Kuschelpulli, der mit Erinnerungen gefüllt ist.

HEIMAT Spektor wanderte im Alter von neun Jahren mit ihrer Familie von Moskau nach New York aus und fand in der Bronx ein neues Zuhause. Home Before and After klingt wie eine Ode an ein Zuhause eines jeden, der mal von irgendwo herkam. Was bedeutet es, eine Heimat zu haben, wie schwer wiegt die Herkunft und wie leicht kann man sich aus ihr heraussingen? Und wenn, dann in welcher Sprache? Englisch? Russisch?

Sie träume davon, ein Album mit alten russischen Liedern aufzunehmen, sagte die Sängerin kürzlich in einem Interview. Der Blick Spektors auf dem Albumcover lässt ahnen, dass die Verwirklichung dieses Traums gerade etwas kompliziert wäre. Also doch lieber rein in den musikalischen Kuschelpulli – möge er wärmen.

Regina Spektor: »Home Before and After«, Warner Bros. Records 2022

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Wieder hat sich Regisseur Philipp Stölzl kräftig vom Bestseller-Autor Noah Gordon anregen lassen

von Peter Claus  19.12.2025

Musik

Louis-Lewandowski-Festival hat begonnen

Der Komponist Louis Lewandowski hat im 19. Jahrhundert die jüdische Synagogenmusik reformiert. Daran erinnert bis Sonntag auch dieses Jahr ein kleines Festival

 18.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  18.12.2025

Ausstellung

Pigmente und Weltbilder

Mit »Schwarze Juden, Weiße Juden« stellt das Jüdische Museum Wien rassistische und antirassistische Stereotype gleichermaßen infrage

von Tobias Kühn  18.12.2025

Kulturkolumne

Vom Nova-Festival zum Bondi Beach

Warum ich keine Gewaltszenen auf Instagram teile, sondern Posts von israelischen Künstlern oder Illustratorinnen

von Laura Cazés  18.12.2025

Neuerscheinung

Mit Emre und Marie Chanukka feiern

Ein Pixi-Buch erzählt von einem jüdischen Jungen, der durch religiöse Feiertage Verständnis und Offenheit lernt

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Revision

Melanie Müller wehrt sich gegen Urteil zu Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was bisher bekannt ist

 18.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  18.12.2025