Geburtstag

Musikalische Kämpferin

Zeitzeugin Esther Bejarano Foto: dpa

Die Musik hat in Auschwitz Esther Bejaranos Leben gerettet. Die Tochter eines Kantors war 1943 in dem Vernichtungslager einem Arbeitskommando zugeteilt und musste schwere Steine schleppen. Nach vier Wochen war die 18-Jährige körperlich am Ende.

Just an dem Tag suchte die SS Musikerinnen für ein »Mädchenorchester«, das die Zwangsarbeiterkolonnen bei ihrem täglichen Marsch zur Arbeit musikalisch begleiten sollte. Esther Bejarano war gelernte Pianistin. Für das Orchester gesucht wurde aber eine Akkordeonspielerin. Obwohl sie dieses Instrument zum ersten Mal in den Händen hielt, wusste die junge Frau, dass ihr Leben von diesem Vorspielen abhing. Sie präsentierte den Schlager »Du hast Glück bei den Fraun, Bel Ami!« und fand zum Glück die richtigen Akkorde – und damit einen Weg zu überleben.

rap Mehr als 70 Jahre danach musiziert die kleine, freundliche Frau immer noch, jetzt mit zwei jungen Kölner Rappern der Band »Microphone-Mafia« – dem türkischstämmigen Kutlu Yurtseven und dem italienischstämmigen Rosario Pennino. Begonnen hat die ungewöhnliche musikalische Kooperation 2008 mit einer gemeinsamen CD als Reaktion auf rassistische CDs, die militante deutsche Rechtsextremisten auf Schulhöfen verteilt hatten.

Gemeinsam mischen Bejarano, Yurtseven und Pennino Hip-Hop mit antifaschistischen Partisanenliedern und jüdischen Melodien. Bejaranos Lieblingslied ist das jiddische Widerstandslied aus dem Ghetto Wilna: »Mir Lejbn Ejbig«, zu Deutsch »Wir leben ewig«.

Wenn sie auf der Bühne steht, verschwinden Bejaranos Rücken- und Beinschmerzen. Vor dem Publikum und »für die gute Sache« sei sie »topfit«, sagt die Sängerin, die an diesem 15. Dezember ihren 90. Geburtstag feiert. Nur um Deutschland macht Esther Bejarano die auch Vorsitzende des Auschwitz-Komitees ist, sich Sorgen, weil sie zu wenig Zivilcourage gegen Neonazis erlebt.

Nachruf

Albtraum in der Traumfabrik

Eine Familientragödie hat den Hollywood-Riesen und seine Frau aus dem Leben gerissen. An Rob Reiners Filmen voller Menschenliebe wie »Harry und Sally« ist eine ganze Generation mitgewachsen

von Sophie Albers Ben Chamo  17.12.2025

Theater

Die Krise des Schlemihl

»Sabotage« von Yael Ronen ist ein witziger Abend über einen Juden, der sich ständig für den Gaza-Krieg rechtfertigen muss

von Stephen Tree  17.12.2025

Forum

Leserbriefe

Kommentare und Meinungen zu aktuellen Themen der Jüdischen Allgemeinen

 17.12.2025

Zahl der Woche

30 Minuten

Fun Facts und Wissenswertes

 17.12.2025

Musik

Großes Konzert: Xavier Naidoo startete Tournee

Die Synagogen-Gemeinde Köln kritisiert: »Gerade in einer Zeit zunehmender antisemitischer Vorfälle ist es problematisch, Herrn Naidoo eine Bühne zu bieten«

 17.12.2025

"Imanuels Interpreten" (16)

Ethel Lindsey: Queer und funky

Die Französin mit israelischen Wurzeln bringt mit ihrem Debütalbum »Pretty Close« die 70er-Jahre zurück

von Imanuel Marcus  17.12.2025

Los Angeles

Rob und Michele Reiner: Sohn wegen zweifachen Mordes angeklagt

Am Vorabend des Mordes soll es Streit gegeben haben. Im Umfeld der Familie ist von Drogenproblemen die Rede, mit denen der Verdächtige Nick Reiner zu kämpfen habe

 17.12.2025

Österreich

Neue Direktorin für das Jüdische Museum Hohenems

Historikerin Irene Aue-Ben-David übernimmt die Leitung und bringt internationale Erfahrung aus Jerusalem mit

von Nicole Dreyfus  16.12.2025

Basel

Mann wollte Juden während des ESC angreifen

Kurz vor dem »Eurovision Song Contest« in der Schweiz wurde ein 25-Jähriger wegen konkreter Gewaltdrohungen festgenommen und ausgewiesen

von Nicole Dreyfus  16.12.2025