Tel Aviv

Mit Stadtgefühl

Hören Sie es auch? Das Wasser am Surfboard, das Hupen auf der King George Street und die Stille im Hinterhof? Riechen Sie auch den Strand und den Atem der Bücher? Und spüren sie die Blicke des jungen Mannes? Fotografien, die Töne, Gerüche und ein ganzes Stadtgefühl wecken, das sind die Bilder, die der »mare«-Fotograf Jan Windszus in seinem Bildband Tel Aviv. Eine Stadt wie keine andere zeigt.

Strand Dreimal ist der 44-Jährige nach Tel Aviv gereist und hat dort, mit Hilfe des ortskundigen Fotografen Ali Ghandtschi, die Momente festgehalten, denen wohl fast jeder dort schon einmal begegnet ist: die Feierabende am Strand, das Eigenleben des Busbahnhofs, die Stille der übervollen Buchläden oder der lauen Nächte. In 80 Fotos zeigt Jan Windszus intime Einblicke und bekannte Draufblicke auf die Stadt, die derzeit wegen des Lockdowns etwas mehr schläft als sonst.

Voll das Leben: Surflehrer, Betende, Architektur und Straßenszenen.

Windszus zeigt mit viel Feingefühl Lebenswelten von Ur-Tel-Avivern und Traumwelten von Besuchern. Wie die von Yentl und Shirel, die eigentlich in Paris wohnen, aber die Sommer in Israel verbringen. Porträts von Pärchen, Liebenden, Freunden wechseln sich ab mit Luftaufnahmen, die die ganze Schönheit der Halbmillionenstadt zeigen.

Bnei BRAK In einem längeren Exkurs hat sich Windszus der orthodoxen Community in Bnei Brak gewidmet und eröffnet so Einblicke in eine noch ganz andere Welt in dieser kleinen Stadt nordöstlich von Tel Aviv.

Aufnahmen der Studenten und Lehrenden der Ponevez-Jeschiwa sprechen ihre ganz eigene Sprache. Windszus tastet sich fotografisch an das Gebet heran, an Tefillin und Tallit. Eine Begegnung, die Zeit brauchte und Vertrauen. Und im Anhang des Buches erfährt man dann auch ansatzweise, welche Geschichte sich zum Beispiel hinter dem Rabbiner verbirgt, der heute an der Talmudschule lehrt.

Vom Nordosten geht es in den Süden Tel Avivs, nach Schapira und zum Busbahnhof – wieder eine andere Welt als die des schönen alten Nordens mit den kontrolliert wildgewachsenen Vorgärten und den Bauhaus-Gebäuden, der in diesem Band ebenfalls vorkommt.

Stau Tel Aviv, schreibt Windszus in seinem Nachwort, sei »eine extreme Stadt. Sie ist flirrend, viel zu eng …«. Aber abends, wenn der Tag sich langsam am Meer erholen will, dann leuchtet die Stadt mit Staus, Reklamen und Laternen, und das Meer rauscht – hören Sie mal den Fotos genau zu.

Jan Windszus: »Tel Aviv. Eine Stadt wie keine andere«. mareverlag, Hamburg 2020. 132 S., 58 €

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 27.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 27. November bis zum 3. Dezember

 27.11.2025

Fernsehen

Zieht Gil Ofarim ins Dschungelcamp? 

RTL kommentiert noch keine Namen - doch die Kandidaten-Gerüchte um Gil Ofarim und Simone Ballack sorgen schon jetzt für reichlich Gesprächsstoff

von Jonas-Erik Schmidt  27.11.2025

Rezension

Ein Feel-Good-Film voller kleiner Wunder

Ein Junge, der nicht laufen kann, Ärzte, die aufgeben, eine Mutter, die unbeirrt kämpft. »Mit Liebe und Chansons« erzählt mit Herz und Humor, wie Liebe jede Prognose überwindet

 27.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  27.11.2025

Kino

Echte Zumutung

Ronan Day-Lewis drehte mit seinem Vater Daniel als Hauptfigur. Ein bemühtes Regiedebüt über Gewalt und Missbrauch

von Maria Ossowski  27.11.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

Meinung

Ausmalen gegen die Realität

Kinderbücher sollten nicht dazu instrumentalisiert werden, Kinder niederschwellig zu prägen

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.11.2025

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025