Sehen!

»Mad Men« – das Finale

»Wie einfach damals doch alles war!« – Szene aus Mad Men Foto: dpa

Anmerkung der Redaktion (2. August 2023):

Als dieser Text von Fabian Wolff in der Jüdischen Allgemeinen erschien, glaubte die Redaktion Wolffs Auskunft, er sei Jude. Inzwischen hat sich Wolffs Behauptung als unwahr herausgestellt.

Harte Männer, harte Drinks, harte Geschäfte: Als die Serie Mad Men über eine Werbeagentur im New York der 60er vor acht Jahren anlief, wurde sie schnell zum Symbol einer neuen alten Männlichkeit.

Ja, die Werbeleute der Agentur »Sterling Cooper« in der Madison Avenue tragen allesamt gute Anzüge, nehmen schon vor zehn Uhr den ersten Drink, betrügen ihre Frauen mit der Sekretärin und schütteln zwischendurch eine neue Kampagne für Lucky Strike aus dem Ärmel. Wie einfach damals doch alles war!

Inzwischen läuft die letzte Staffel, und es dürfte klar sein, dass diese Lesart der Serie eine genauso große Lüge ist wie die Behauptung, dass Zigaretten gut für die Lunge sind. Mad Men zeigt den langsamen Untergang des klassischen männlichen Egos.

Nikotin Die männlichen Figuren, allen voran Agenturstar Don Draper, fallen langsam auseinander in ihren Anzügen, weil auch Whiskey und Nikotin nicht kitten können, was ewig verdrängte Gefühle und Panik vor der Veränderung der Welt langsam platzen lassen. Regisseur Matthew Weiner beobachtet das manchmal mit Sympathie, oft eher mit einem vage spöttischen Lächeln.

Auf der anderen Seite der Geschichte zeigt Mad Men den mühsamen Weg Ausgegrenzter vom Rand in die Mitte der Gesellschaft: Frauen, Schwarze, Juden. Weiner, selbst jüdisch, sagt, das eigentliche Thema der Serie sei Jüdischsein. Für ihn ist Mad Men denn auch die Geschichte seiner Elterngeneration: »Wie schaffen wir es, dass unsere Kinder mehr Möglichkeiten als wir haben? Und welchen Preis zahlen wir dafür?«

Akzent Rachel Menken, Tochter eines Kaufhausbesitzers, irritiert Don Draper mit ihrer offenen jüdischen Identität ebenso wie mit ihrer selbstbewussten Haltung als Frau. Viel später arbeitet der neurotische Texter Michael Ginsberg, der in einem Konzentrationslager geboren wurde und dessen Vater mit jiddischem Akzent spricht, in der Firma.

Mad Men streut solche Nebenfiguren elegant ein, auch in dem Wissen, dass die Zuschauer ihre Bedeutung verstehen. Diese Selbstverständlichkeit zeichnet viele US-Serien aus, doch nur eine hat so viel zu sagen über den manchmal schmerzhaften Bindestrich zwischen Jewish und American.

»Mad Men« läuft montags um 21 Uhr bei dem Abosender Fox.

Hollywood

Ist Timothée Chalamet der neue Leonardo DiCaprio?

Er gilt aktuell als einer der gefragtesten Schauspieler. Seine Karriere weckt Erinnerungen an den Durchbruch des berühmten Hollywood-Stars - der ihm einen wegweisenden Rat mitgab

von Sabrina Szameitat  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Glosse

Das kleine Glück

Was unsere Autorin Andrea Kiewel mit den Produkten der Berliner Bäckerei »Zeit für Brot« in Tel Aviv vereint

von Andrea Kiewel  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Ab jetzt nur noch mit Print-Abo oder Es gibt viele Gründe, auf 2026 anzustoßen

von Katrin Richter  20.12.2025