Hannover

Kunstexperten finden Erben von Objekt aus jüdischem Besitz

Nach jahrelangen Recherchen haben Kunstexperten der Stadt Hannover die rechtmäßigen Erben eines kostbaren historischen Möbelstücks aus enteignetem jüdischen Besitz ausfindig gemacht. Dabei handelt es sich um einen Rokoko-Schrank der Fabrikantentochter Klara Berliner (1897–1943), wie die Stadt am Dienstag mitteilte. Er war der Jüdin im Zuge der nationalsozialistischen Verfolgung entzogen worden und steht seit 1942 im Museum August Kestner.

Zum überlieferten Besitz von Klara Berliner gehört auch eine selbst gefertigte kunstvolle Stickarbeit auf einer sogenannten Stramin-Platte, die sich heute im Landesmuseum befindet. Anspruch auf die Exponate haben den Angaben zufolge eine Erbengemeinschaft in den USA und der »Manfred Berliner Trust« im kalifornischen Berkeley. Eine Vereinbarung der Stadt Hannover mit den rechtmäßigen Erben sieht zunächst eine formale Rückgabe der beiden Objekte vor. Im Gegenzug sollen sie dann der Stadt als Schenkung übereignet werden.

verfolgung »Damit soll sichergestellt werden, dass auch künftige Generationen über das ganze Ausmaß und den Schrecken der nationalsozialistischen Herrschaft am Fallbeispiel dieser materiellen Zeugnisse der Verfolgung Klara Berliners aufgeklärt werden können«, sagte Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne). Der Rat der Stadt muss dieser Lösung noch zustimmen.

Klara Berliner war die Tochter des Fabrikanten Joseph Berliner (1858–1938), des Gründers der ersten Telefonfabrik in Europa. Ihr Onkel Emil Berliner (1851–1929) hatte das Grammofon und die Schallplatte erfunden und mit seinem Bruder Joseph in Hannover zudem die Deutsche Grammophon GmbH gegründet. Nach dem Tod ihres Vaters wurde Klara Berliner dessen Alleinerbin. Wenig später wurde sie von den Nazis enteignet. Sie starb am 14. Dezember 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt.

Die Museen der Stadt hatten jahrelang nach den rechtmäßigen Erben geforscht. Anfang 2014 wurde der Rokoko-Schrank auf der offiziellen deutschen Online-Datenbank »Lost Art« der damaligen Koordinierungsstelle für Kulturgüterverluste in Magdeburg veröffentlicht. epd

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  10.12.2025

Kalender

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 11. Dezember bis zum 17. Dezember

 10.12.2025

Antisemitismus

Konzert-Comeback: Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Xavier Naidoo kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorwürfe, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Neuerscheinung

Albert Speer als Meister der Inszenierung

Wer war Albert Speer wirklich? Der französische Autor Jean-Noël Orengo entlarvt den gefeierten Architekten als Meister der Täuschung – und blickt hinter das Image vom »guten Nazi«

von Sibylle Peine  10.12.2025

Interview

»Mascha Kaléko hätte für Deutschland eine Brücke sein können«

In seinem neuen Buch widmet sich der Literaturkritiker Volker Weidermann Mascha Kalékos erster Deutschlandreise nach dem Krieg. Ein Gespräch über verlorene Heimat und die blinden Flecken der deutschen Nachkriegsliteratur

von Nicole Dreyfus  09.12.2025

Zahl der Woche

2 Jahre

Fun Facts und Wissenswertes

 09.12.2025

Sehen!

»Golden Girls«

Die visionäre Serie rückte schon in den jugendwahnhaftigen 80er-Jahren ältere, selbstbestimmt männerlos lebende Frauen in den Fokus

von Katharina Cichosch  09.12.2025

Film

Woody Allen glaubt nicht an sein Kino-Comeback

Woody Allen hält ein Leinwand-Comeback mit 90 für unwahrscheinlich. Nur ein wirklich passendes und interessantes Rollenangebot könnte ihn zurück vor die Kamera locken.

 09.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Von Kaffee-Helden, Underdogs und Magenproblemen

von Margalit Edelstein  08.12.2025