Komposition

Jazz, Pop, Klassik und Synagogales

Preisgewinnerin für Synagogalmusik: Ekaterina Margolin und ihr Ensemble »Voice in Peace« Foto: Heiner Schlote, Hannover, DE

Wie klingt aktuelle jüdische Musik? Wie spiegelt sich Verbundenheit mit dem Judentum in den Werken von jungen Komponisten wider? Auch um diesen Fragen nachzugehen, wurde im Rahmen des Jubiläums »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« erstmals der Wettbewerb »JüMiD« für aktuelle jüdische Musik ausgerufen.

Zu den Teilnahmebedingungen gehörte: »Alle Werke müssen sich in irgendeiner Form auf das facettenreiche jüdische Kulturuniversum beziehen – und mit dem (jeweils eigenen) aktuellen Lebensgefühl in Deutschland in Einklang gebracht werden.«

preisträger Urheber des Wettbewerbs waren die Villa Seligmann – Haus für Jüdische Musik und der Verein »Global Partnership«, der musikalische Leiter war Jean Goldenbaum vom Europäischen Zentrum für Jüdische Musik in Hannover. Anfang Mai wurden in vier Kategorien die Preisträgerinnen und Preisträger gekürt.

Die 1973 in Moskau geborene und in Köln lebende Komponistin, Sängerin und Chorleiterin Ekaterina Margolin erhielt die mit 1000 Euro dotierte Auszeichnung in der Kategorie Synagogale Musik mit einem Stück, das sie in Anlehnung an ein bekanntes Gebet »Kel Malej Rachamim« nannte und das – den Vorschriften des Wettbewerbs gemäß – Eingang in ein Synagogen-Repertoire finden könnte.

Der brasilianische Komponist, Bühnenmusikautor und Lehrer Camilo Bornstein (Jahrgang 1989), der in Frankfurt lebt, wurde in der Sparte Klassik für sein Stück »A_pesar« ausgezeichnet – einen Dialog für einen Trompeter und einen Violinisten, die in verschiedenen Zeiten leben. Der Trompeter, der das Stück im Wettbewerb präsentierte, ist der zwölfjährige Juval Langheim Halaf.

Wie klingt aktuelle jüdische Musik? Wie spiegelt sich Verbundenheit mit dem Judentum in den Werken von jungen Komponisten wider?

In der Sparte Pop setzte sich die Komponistin und Interpretin Maria Raykham mit ihrem Stück »Let Go« und ihrer Band »Masha Ray« durch.

Den Preis für die beste Jazzkomposition erhielt der israelische Komponist und Akkordeonist Ira Shiran, der seit 2016 in Berlin lebt. Zu seinen aktuellen Ensembles gehört die Band »Halva«, die jiddische Lieder und Klezmer mit Traditionen verschiedener Kulturen, wie der Sinti und Roma, verknüpft. In Hannover gewann Shiran, der sein Instrument spielt, seit er acht Jahre alt ist, mit seinem Stück »Wer hinterlässt, was er liebt«.

KONZERTE Nach der Preisverleihung wurde gefeiert – bei den Doppelkonzerten »Pop & Synagogalmusik« und »Jazz trifft Klassik« und einer Veranstaltung unter anderen mit dem Musiker und DJ Yuriy Gurzhy und der Sängerin Noam Bar im Neuen Rathaus in Hannover.

Zentral sei der musikalische Austausch von Künstlern und Juroren verschiedener Sparten, sagte die Historikerin Anke Biedenkapp, Geschäftsführerin von »Global Partnership«. Der Wettbewerb sei zudem ein »akustischer Baustein zur Verankerung der ›Europäischen Route des Jüdischen Kulturerbes‹ in der Bundesrepublik«. Die Stadt Hannover will 2025 Kulturhauptstadt werden.

Schriftsteller Wladimir Kaminer stellte abschließend fest: »Als Juror musste ich meine Vorstellung von jüdischer Musik, vor allem von der jüdischen Popmusik, ändern. Sie ist vielfältiger und komplexer – und nicht immer als ›jüdisch‹ erkennbar. Diese Musik ist, wie man heute so schön sagt, ›diverser‹ geworden.«

Meinung

Boykottiert die Boykotteure!

Dass die Münchner Philharmoniker in Gent nicht auftreten dürfen, weil sie mit Lahav Shani einen israelischen Dirigenten haben, ist eine Schande - und erfordert eine deutliche Antwort deutscher Kulturschaffender

von Michael Thaidigsmann  10.09.2025

Belgien

Festival lädt Philharmoniker mit Dirigent aus Israel aus

Wenige Tage vor einem Auftritt in Belgien wird dem Orchester aus München abgesagt. Der Grund: Sein designierter Chefdirigent habe sich angeblich nicht eindeutig von Israels Regierung distanziert

 10.09.2025 Aktualisiert

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  10.09.2025 Aktualisiert

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 11. September bis zum 21. September

 10.09.2025

Kino

Für Hermann Göring lernte Russell Crowe Deutsch

Crowe spielt den Nazi-Verbrecher in »Nuremberg«, einem packenden Thriller über die Nürnberger Prozesse

von Manuela Imre  10.09.2025

Madrid

Spanien fordert erneut Ausschluss Israels vom ESC

Die linksgerichtete spanische Regierung zählt in Europa zu den schärfsten Kritikern des israelischen Militäreinsatzes in Gaza. Nun rückt die Teilnahme des jüdischen Staates am europäischen Gesangswettbewerb erneut in den Fokus

 10.09.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Warum Franz Kafka Challe mit Zimt hätte essen sollen

von Katrin Richter  09.09.2025

Aktivismus

Wie politisch ist Mode?

Protest-Accessoire, Fashion Item und nationales Symbol: die Kufiya und ihre Geschichte

von Ralf Balke  09.09.2025

Kino

1800 Schauspieler und Filmemacher rufen zum Israel-Boykott auf

Die Unterzeichner werfen Israel Völkermord und Apartheid vor. Wer die Initiatoren sind, scheint sie dabei weniger zu interessieren

von Sophie Albers Ben Chamo  09.09.2025