Glosse

Israel-Boykott für Anfänger: Wie Sie zum mündigen BDS-Aktivisten werden

Foto: Getty Images

Das Smartphone ist des Menschen bester Freund – auch beim Einkauf. Während die Jüngeren es schon zum Bezahlen an der Kasse verwenden, dient es dem Rest der Welt zum Preisvergleich, zur Herkunftsbestimmung und zur Produktbewertung. Ein kurzer Scan des Strich- oder QR-Codes auf der Umverpackung, und schwuppdiwupp ist der potenzielle Käufer schlauer.

So richtig findige Softwareentwickler mit stark unterentwickelten Sympathien für Israel haben jetzt kostenlose Apps auf den Markt gebracht, die verhindern sollen, dass israelische Waren überhaupt in die Einkaufstasche gelangen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Denn bislang war das Boykottieren gar nicht so einfach. Schließlich prangt nicht auf jeder Umverpackung ein Davidstern oder ein Koscherstempel. Und nicht immer steht »Israel« drauf, wenn Israel drin ist. Oder es steht »Israel« drauf, wenn »Palästina« drin ist. Oder es steht gar nichts drauf. Und das, obwohl israelische Siedler die Ware in ihren Siedlungen fabriziert haben, manchmal allein, manchmal mithilfe palästinensischer Arbeiter. Den von Zionisten entworfenen Etiketten ist jedenfalls nicht zu trauen!

Wie will der mündige Verbraucher Hummus aus Siedlungen im Westjordanland oder Wein vom Golan, der in Galiläa abgefüllt wurde, von legitimer israelischer Produktion in den Grenzen von 1967 unterscheiden? Und ist nicht Israel insgesamt ein illegitimes Unterfangen? Sagen das nicht auch Juden?

Ab sofort ist der Israel-Boykott im Supermarkt ein Kinderspiel für Erwachsene.

Solche und andere Gedanken mögen den Programmierern durch den Kopf gegangen sein, als sie die Apps entwickelten. Ab sofort ist der Israel-Boykott im Supermarkt jedenfalls ein Kinderspiel für Erwachsene. Im Play Store von Google gibt es Apps, die gewissermaßen versprechen, aus unmündigen Verbrauchern mit einem Klick mündige BDS-Aktivisten zu machen. »Boycott – Israeli Products« nennt sich eine dieser Apps, »No, Thanks!« eine andere. Letztere bietet mehrere Sprachoptionen an, auch »Deutsche« (sic!) ist dabei.

Der politisch unterbelichtete … äh … bewusste Kunde muss nur noch den Strichcode einscannen, und schon verrät ihm das Handy, wie viel Israel in einem Produkt steckt. Bereits auf dem Startbildschirm listen beide Apps Dutzende bekannter Handelsmarken auf, die allesamt mit dem Zionismus unter einer Decke stecken sollen. Man traut seinen Augen kaum, wer da alles zu finden ist: Burger King, Danone, Coca-Cola, Adidas, Puma, Rexona, Siemens, Amazon, Gillette und – Achtung, Spoiler Alert – auch SodaStream.

Im Feldversuch des Autors in einem belgischen Supermarkt funktionierten die beiden Apps aber eher schlecht als recht. Einige indizierte Marken wurden gar nicht beanstandet. Selbst die Mazzen einer bekannten israelischen Firma sah die App für nicht boykottwürdig an.
Nur als der Strichcode einer Soda­Stream-Maschine eingescannt wurde, leuchtete der Warnhinweis auf, in türkischer Sprache. Hier sei noch angemerkt, dass der Kauf eines Wassersprudlers so gar nicht geplant war. Der Autor dieser Glosse hat nämlich bereits zwei davon im Einsatz.

Roman

Unter den Dächern von Paris

Fast 100 Jahre nach ihrem Entstehen erscheint Sebastian Haffners berührende Liebesgeschichte

von Alexander Kluy  19.08.2025

Frankfurter Buchmesse

Das sind die Nominierten für den Deutschen Buchpreis

Mehr als 200 Romane wurden gesichtet, 20 landeten nun auf der Longlist, darunter »Russische Spezialitäten« von Dmitrij Kapitelman

 19.08.2025

Imanuels Interpreten (12)

Paula Abdul: Die Tänzerin

Die auch als Sängerin, Schauspielerin und Geschäftsfrau bekannte kalifornische Jüdin führt ein abwechslungsreiches Leben – Verbindungen zu Isaac Herzog, Sacha Baron Cohen und einem Cartoon-Kater inklusive

von Imanuel Marcus  19.08.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Grün, blau, lila und die Geschichte einer Kommode

von Nicole Dreyfus  18.08.2025

Studie

Schuld und Zuweisung

Esra Özyürek hat mit ihrem Buch einen weiteren Beitrag zur Debatte um Erinnerungskultur in der Einwanderungsgesellschaft geleistet. Neu ist daran wenig

von Monika Albrecht  18.08.2025

TV-Tipp

»Die Akte General« über NS-Verbrechen und die Nachkriegsjustiz

In der Nachkriegszeit verfolgte der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer NS-Verbrecher und initiierte die Auschwitz-Prozesse. Der Film von 2015, der nun im Fernsehen ausgestrahlt wird, setzt dem Nazi-Jäger ein facettenreiches Denkmal

 18.08.2025

Tel Aviv

Gal Gadot trifft Geiselfamilien

Die Darstellerin zeigt seit den Massakern und Geiselnahmen vom 7. Oktober 2023 und dem damit von der Hamas begonnenen Krieg Solidarität mit Israel und den Geiseln. Damit handelt sie sich auch Kritik ein

von Sara Lemel  18.08.2025

Fernsehen

»Die Fabelmans«: Steven Spielbergs Familiengeschichte als TV-Premiere

In »Die Fabelmans« erzählt der jüdische Star, wie er vom Film-begeisterten Sammy zu einem jungen Regisseur heranwuchs

von Rüdiger Suchsland  17.08.2025

Forum

Leserbriefe

Kommentare und Meinungen zu aktuellen Themen der Jüdischen Allgemeinen

 17.08.2025