TV

Im Schnelldurchlauf

Anita Lasker-Wallfisch (l.) berichtet Günther Jauch aus ihrem Leben. Foto: ard

Nachdem in den vergangenen Wochen vergünstigte Kredite und diverse Mailboxsprüche des Bundespräsidenten Christian Wulff ausführlichst in den Polit-Talkshows diskutiert wurden, hatte Günther Jauch am Sonntagabend zur Abwechslung mal ein ganz anderes Thema: »Die letzten Zeitzeugen – Gerät Auschwitz in Vergessenheit?«.

Zugegeben, alles andere als leicht, um in die neue Woche zu starten. Angesichts der Tatsache aber, dass jeder Fünfte unter 30 Jahren laut einer Forsa-Umfrage nichts mehr mit dem Begriff Auschwitz anfangen kann, und dass der Antisemitismus-Bericht latente Judenfeindlichkeit bei 20 Prozent der Deutschen festgestellt hat, thematisch eine gute Wahl.

Zur Diskussion eingeladen waren die Schoa-Überlebende Anita Lasker-Wallfisch, der Sport-Moderator Marcel Reif, die politische Geschäftsführerin der Piratenpartei, Marina Weisband, und der Schauspieler Christian Berkel. Vier Menschen mit interessanten, tragischen und spannenden Familiengeschichten. Drei Generationen, die auf beeindruckende Weise aus ihrem Leben erzählten. Das große Plus der Sendung.

Pädagogik Doch leider stellte sich während der rund einstündigen Show keine wirkliche Debatte ein. Jeder Gast bekam zwar – zu Recht – Zeit, seine Familiengeschichte zu erzählen. Aber nachdem alle damit fertig waren, lief die Sendung nur noch knappe 20 Minuten. Also warf Marina Weisband einige kluge und weniger kluge Gedanken zum Thema »pädagogischer Umgang mit dem Holocaust« in die Runde, die Gäste streiften kurz das Thilo-Sarrazzin-Buch Deutschland schafft sich ab, und bevor Günther Jauch mit teilweise pathetischen E-Mails von Zuschauern die Sendung schloss, sprach man noch ansatzweise über den deutsch-jüdischen Dialog.

Das alles ist wichtig und aktuell – aber für 20 Minuten reine Diskussionszeit viel zu viel. Die Checkliste an Stichwörtern, wie »Antisemitismus«, »russische Einwanderer« und »Warum man gläubig wird«, wurde schnell und teilweise auch oberflächlich abgehakt. Eine halbe Stunde mehr Sendezeit hätte der Talkshow bei diesen Gästen gutgetan.

Die Sendung wird wiederholt:

Montag, 6. Februar:
16.15 Uhr Phoenix und 20.15 Uhr EinsExtra

Dienstag, 7. Februar:
00.35 Uhr NDR

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Rache

»Trigger-Thema« für Juden

Ein Filmseminar der Jüdischen Akademie untersuchte das Thema Vergeltung als kulturelle Inszenierung

von Raquel Erdtmann  01.12.2025

Wuppertal

Schmidt-Rottluff-Gemälde bleibt in Von der Heydt-Museum

»Zwei Frauen (Frauen im Grünen)« von Karl Schmidt-Rottluff kann im Von der Heydt Museum in Wuppertal bleiben. Nach Rückgabe an die Erbin erwarb die Stadt das Bild von ihr. Vorausgegangen waren intensive Recherchen zur Herkunft

 01.12.2025

Dorset

»Shakespeare In Love« - Dramatiker Tom Stoppard gestorben

Der jüdische Oscar-Preisträger war ein Meister der intellektuellen Komödie. Er wurde 88 Jahre alt

von Patricia Bartos  01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 30.11.2025 Aktualisiert

Gerechtigkeit

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz 

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz Jahrzehnte nach Ende des NS-Regimes hoffen Erben der Opfer immer noch auf Rückgabe von damals geraubten Kunstwerken. Zum 1. Dezember starten Schiedsgerichte. Aber ein angekündigter Schritt fehlt noch

von Verena Schmitt-Roschmann  30.11.2025

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  29.11.2025

Interview

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Hans-Jürgen Papier, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts, zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025