ZDF-Morgenmagazin

»Herr Botschafter, bei allem Respekt ...«

Dunja Hayali war der Verzweiflung nahe. Gleich mehrfach befragte sie im ZDF-Morgenmagazin am Mittwoch den palästinensischen Diplomaten Salah Abdel-Shafi; eine Verurteilung der Terrorattacken der Hamas konnte sie ihm zunächst nicht entlocken.

Stattdessen schaltete Abdel-Shafi gleich nach der ersten Frage in den Angriffsmodus. »Terror kommt von Seiten Israels. Ich wundere mich über Ihre Einseitigkeit. Nach so einem schrecklichen Massaker gestern sprechen Sie noch über Terror, ohne Israel zu nennen?«

Damit meinte Abdel-Shafi den Einschlag eines Geschosses auf dem Parkplatz eines Krankenhauses im südlichen Gazastreifen am Dienstagabend. Zu dem Zeitpunkt hatte Israel bereits klargestellt, dass es nicht dafür verantwortlich und die Explosion durch ein Geschoss der Terrorgruppe Islamischer Dschihad verursacht worden war.

Bevor Hayali antworten konnte, ging der Botschafter sogar noch weiter. Es sei eine Lüge, dass israelische Babys von der Hamas enthauptet worden seien. Als Hayali sichtlich entsetzt ein »Herr Botschafter, bei allem Respekt« einwarf, schleuderte er ihr entgegen: »Hören Sie auf mit Ihrer Einseitigkeit.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Abdel-Shafi war von 2010 bis 2013 Leiter der palästinensischen Mission in Deutschland und ist jetzt als Botschafter von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas in Wien akkreditiert. »Bitte distanzieren Sie sich zumindest von den Gräueltaten, wenn schon nicht von der Terrororganisation Hamas, von dem bestialischen Abschlachten vom 7. Oktober«, rief die Moderatorin ihm entgeistert zu. Abdel-Shalfi fiel ihr mehrfach ins Wort.

FAKTEN Erst nach mehrmaligem Nachbohren ließ sich der Diplomat zu einer lauwarmen Verurteilung herab. »Jegliche Angriffe auf Zivilisten, egal von welcher Seite, sind völkerrechtswidrig. Und diejenigen, die so etwas begangen haben, müssen zur Rechenschaft gezogen werden gemäß dem Völkerrecht.«

Dann relativierte er sogleich wieder: »Man muss das innerhalb eines Kontexts sehen. Und dieser Kontext ist 56 Jahre Besatzung, 15 Jahre Blockade des Gazastreifens, Siedlungsbau, Verhaftungen, mehr als 5000 politische Häftlinge.«

Wieso es ihm denn so schwer falle, da deutliche Worte zu finden, fragte Hayali Abdel-Shafi dann. Seine Antwort: »Das sind deutliche Worte.« Israel richte »ein Gemetzel« an im Gazastreifen.

Hayali fasste nach: »Aber Herr Botschafter, wirklich, das stimmt doch nicht, was Sie jetzt hier behaupten. Bleiben wir doch bitte bei den Fakten. Und die Fakten sind, dass der US-Präsident, der deutsche Kanzler und viele andere die Israelis auch dazu aufgerufen haben, sich an das Völkerrecht zu erinnern und es einzuhalten. Und das wissen Sie doch.«

Doch der Botschafter ließ sich nicht abbringen. Olaf Scholz habe »nach den tragischen Geschehnissen am 7. Oktober« nur von »bedingungsloser Solidarität mit Israel« gesprochen. Der Bundeskanzler hätte Israel daran erinnern müssen, dass es eine Besatzungsmacht sei.

SOLIDARITÄT Als Dunja Hayali ihn erneut daran erinnerte, dass die Hamas durch ihre Massaker den Konflikt angefacht und Israel ein Recht habe, die Terroristen dafür »zu bestrafen« und »möglicherweise sogar auszulöschen«, warf Abdel-Shalfi ihr vor, »die Geschichte und 50 Jahre Besatzung« sowie die israelische Blockade des Gazastreifens zu ignorieren.

»Das hat dazu geführt. Was erwarten Sie? Dass Leute Blumen auf Israel schmeißen, wenn Leute eingeschlossen sind, wenn Wasser rationiert wird?«, so Abdel-Shafi weiter. Deutsche Politiker würden nur nach Israel fliegen, um ihre Solidarität zu bekunden.

Zum Schluss stellte der Botschafter die Fragen und Hayali musste antworten, was sie sichtlich genervt auch tat. »Unsere Korrespondenten und Korrespondentinnen sind vor Ort, sind auch in Gesprächen. Und wir berichten übrigens auch hier nicht nur im Morgenmagazin, sondern im gesamten ZDF auch über die palästinensische Seite«, sagte sie. »Man unterscheide sehr wohl zwischen der Hamas und den Palästinensern. Und wir halten uns an Fakten.«

Dann brach sie das Gespräch ab – »mit Blick auf die Uhr«.

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 27.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 27. November bis zum 3. Dezember

 27.11.2025

Fernsehen

Zieht Gil Ofarim ins Dschungelcamp? 

RTL kommentiert noch keine Namen - doch die Kandidaten-Gerüchte um Gil Ofarim und Simone Ballack sorgen schon jetzt für reichlich Gesprächsstoff

von Jonas-Erik Schmidt  27.11.2025

Rezension

Ein Feel-Good-Film voller kleiner Wunder

Ein Junge, der nicht laufen kann, Ärzte, die aufgeben, eine Mutter, die unbeirrt kämpft. »Mit Liebe und Chansons« erzählt mit Herz und Humor, wie Liebe jede Prognose überwindet

 27.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  27.11.2025

Kino

Echte Zumutung

Ronan Day-Lewis drehte mit seinem Vater Daniel als Hauptfigur. Ein bemühtes Regiedebüt über Gewalt und Missbrauch

von Maria Ossowski  27.11.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

Meinung

Ausmalen gegen die Realität

Kinderbücher sollten nicht dazu instrumentalisiert werden, Kinder niederschwellig zu prägen

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.11.2025

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025