»Saint Mazie«

Heilige der Bowery

Foto: Schöffling

»Saint Mazie«

Heilige der Bowery

Jami Attenberg schreibt über eine Straßengöre, die zur Streetworkerin wurde

von Harald Loch  25.07.2016 19:59 Uhr

New York zwischen beiden Weltkriegen. Genauer: die Bowery im Süden von Manhattan, eine bis heute verrufene Straße an der Grenze zu Chinatown – das ist der eine Protagonist in Jami Attenbergs neuem Roman Saint Mazie.

Ebenjene »heilige« Mazie Phillips ist die andere Hauptperson, die sich von einer jüdischen Straßengöre zur souveränen Streetworkerin aus eigener Bestimmung entwickelt, auch wenn sie aus ihrem Viertel noch nie herausgekommen ist und die allermeiste Zeit im Kino verbringt.

Männergeschichten Über mehrere Jahrzehnte schildert Attenberg das Leben von Mazie, die einem schon auf den ersten Seiten ans Herz wächst. Frech, mutig und stark schlägt sich die Streunerin mit dem Herzen am rechten Fleck durch ein Leben mit Armut, Alkohol und etlichen meist sehr turbulenten Männergeschichten.

Die 1971 geborene Autorin aus Brooklyn gibt der Geschichte über diese unkonventionelle Heilige mit einer virtuosen Montage aus schnellen Schnitten von Tagebucheintragungen und Stimmen von Mazies Nachbarn ein rasantes Tempo, ohne den Leser je zu hetzen. Alle legen in diesem fulminanten Roman Zeugnis ab von einem New York, das es heute nicht mehr gibt. So entsteht quasi nebenbei eine ungewöhnliche Liebeserklärung an Manhattan – und nicht zuletzt an den sogenannten einfachen Menschen, den es so hoffentlich noch lange geben wird.

Jami Attenberg: »Saint Mazie«. Roman, Schöffling, Frankfurt/M. 2016, 384 S., 24 €

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Wieder hat sich Regisseur Philipp Stölzl kräftig vom Bestseller-Autor Noah Gordon anregen lassen

von Peter Claus  19.12.2025

Musik

Louis-Lewandowski-Festival hat begonnen

Der Komponist Louis Lewandowski hat im 19. Jahrhundert die jüdische Synagogenmusik reformiert. Daran erinnert bis Sonntag auch dieses Jahr ein kleines Festival

 18.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  18.12.2025

Ausstellung

Pigmente und Weltbilder

Mit »Schwarze Juden, Weiße Juden« stellt das Jüdische Museum Wien rassistische und antirassistische Stereotype gleichermaßen infrage

von Tobias Kühn  18.12.2025

Kulturkolumne

Vom Nova-Festival zum Bondi Beach

Warum ich keine Gewaltszenen auf Instagram teile, sondern Posts von israelischen Künstlern oder Illustratorinnen

von Laura Cazés  18.12.2025

Neuerscheinung

Mit Emre und Marie Chanukka feiern

Ein Pixi-Buch erzählt von einem jüdischen Jungen, der durch religiöse Feiertage Verständnis und Offenheit lernt

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Revision

Melanie Müller wehrt sich gegen Urteil zu Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was bisher bekannt ist

 18.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  18.12.2025