Berlin

Hans Rosenthal entdeckte Show-Ideen in Fabriken

Hans Rosenthal im Jahr 1974 Foto: picture alliance/United Archives

Der beliebte deutsche Unterhalter Hans Rosenthal (1925-1987) hat manche Idee für seine Spielshows buchstäblich am Fließband hergestellt.

»Er ist auf dem Weg zum Urlaub häufiger mal gestoppt und hat sich Fabriken angesehen, weil er gesagt hat, er müsste das mal angucken. Vielleicht kann man aus irgendeiner Arbeit, die sie dort machen, ein Spiel entwickeln«, sagte Rosenthals Sohn Gert kurz vor dem 100. Geburtstag (2. April) des verstorbenen Entertainers in einem dpa-Interview.

»Gerade bei »Dalli Dalli« gibt es sehr viele Spielrunden, wo die Künstler, die auftreten, gebeten werden, etwas nachzumachen, die Kessler-Zwillinge zum Beispiel, Würste zu drehen«, erläuterte Rosenthal junior mit Blick auf den Show-Klassiker »Dalli Dalli«. Sein Vater habe »eigentlich alles, was man sich vorstellen kann«, gespielt, »also von Schach, Skat, Doppelkopf, Kicker bis hin zum Fußball. Es war egal, Hauptsache spielen.«

Entertainer probte mit seiner Familie

Birgit Hofmann, die Tochter der jüdischen Fernsehpersönlichkeit, ergänzte: »Er hatte auch ein paar Freunde, mit denen er viele Ideen besprochen hat, manches auch mit uns. Aber vieles kam aus ihm selbst. Er hatte viel Fantasie und viel Spaß daran.«

Lesen Sie auch

Manchmal habe der Entertainer seine Einfälle mit der Familie geprobt, etwa bei »Dalli Dalli«, so Gert Rosenthal. »Wir haben diese Runden mit ihm gespielt, die Fragen getestet. Wir waren natürlich darauf geschult, lustige Antworten zu geben. Wenn man es oft genug übt, dann fällt einem auch zu einer Frage entsprechend Albernes ein. Wenn uns gar nichts einfiel, was dabei lustig sein könnte, dann wurden die Fragen in der Regel auch nicht genommen.«

Birgit Hofmann arbeitete bei TV-Produktionen eng mit ihrem Vater: »Wir haben auch schon zusammen an einer Nachfolgesendung für »Dalli Dalli« gearbeitet, die sollte »Pinke, Pinke« heißen, und das Konzept habe ich noch zu Hause.«

Idee des Schwiegersohnes

Es sei die Idee für ein Roulette-Quiz gewesen - als eine Art Plan B für die Zukunft, so Gert Rosenthal. »Er war glücklich mit »Dalli Dalli« und sagte nur: »In dem Moment, wenn die Leute »Dalli Dalli« einmal nicht mehr sehen wollen, muss ich schon was in der Schublade haben.«« Die Planungen rissen ab, als Hans Rosenthal 1987 an Krebs starb.

Den berühmten Ausruf »Das war spitze!«, häufig ein Höhepunkt einer »Dalli Dalli«-Sendung, habe Rosenthal in der eigenen Familie aufgeschnappt, bei seinem Schwiegersohn. »Das war eine Redensart meines Ehemannes«, so Birgit Hofmann.

»Er hat sie ziemlich oft benutzt. Zuerst hat mein Vater sich darüber mokiert, aber dann hat er gesagt: »Das gefällt mir, kann ich dir das für einen Sechser abkaufen?« Das war damals so üblich, dass man irgendwelche Ideen abkauft.« Ein »Sechser« war Berlinerisch für 5 Pfennige (knapp 3 Cent). (mit ja)

Interview

Susan Sideropoulos über Styling-Shows und Schabbat

GZSZ-Star Susan Sideropoulos hat im ZDF die neue Makeover-Show »That’s My Style«. Nur wenige wissen jedoch, wie engagiert die Enkelin jüdischer NS-Opfer gesellschaftspolitisch ist

von Jan Freitag  13.06.2025

Aufgegabelt

Pastrami-Sandwich

Rezepte und Leckeres

 12.06.2025

Streaming

Doppelte Portion Zucker

Mit »Kugel« ist den Machern der Kultserie »Shtisel« ein vielschichtiges Prequel gelungen

von Nicole Dreyfus  12.06.2025

TV-Tipp

Das Schweigen hinter dem Schweinderl

»Robert Lembke - Wer bin ich« ist ein kluger Film über Verdrängung, Volksbildung und das Schweigen einer TV-Legende über die eigene Vergangenheit. Nur Günther Jauch stört ein wenig

von Steffen Grimberg  12.06.2025

Kulturkolumne

Annemarie, Napoleon und ich

Gute Bücher wachsen mit, hat mein Großvater immer gesagt. Warum »Desirée« von Annemarie Selinko uns alle überleben wird

von Sophie Albers Ben Chamo  12.06.2025

Aufgegabelt

Himbeer-Sorbet mit Zaatar

Rezepte und Leckeres

 12.06.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  12.06.2025

Imanuels Interpreten (10)

Kenny Gorelick: Das Enfant Terrible

Er ist der erfolgreichste Jazz-Musiker – und der meistgehasste. Warum eigentlich?

von Imanuel Marcus  12.06.2025

Medien

Deutschlands Oberlehrer

Wer will noch mal, wer hat noch nicht? In diesen Tagen scheint die Diffamierung Israels oberste Bürgerpflicht zu sein. Ein Kommentar

von Michael Thaidigsmann  11.06.2025 Aktualisiert