Ökologie

Grüner Strom und smarte Städte

Im Seminarraum 9 des Kongresszentrums CCL auf der Leipziger Messe herrscht erwartungsvolle Stimmung. Junge Erwachsene unterhalten sich angeregt auf Deutsch, Englisch und Hebräisch, es gibt Kaffee und Kuchen vom Buffet, an der Stirnseite des Raumes hängt vor einem Panoramafenster eine Leinwand.

Hier sitzen die Teilnehmer des deutsch-israelischen Austauschprogramms »greenXchange« zusammen. Sie haben gemeinsam eine Exkursion zu »Green Ventures« unternommen, einem Branchentreff für Umwelttechnik, der hier in Leipzig stattfindet. Gerade haben sie die Begrüßungssession hinter sich gebracht, gleich werden die Vorträge beginnen.

Das Programm greenXchange bringt Studenten und Berufseinsteiger aus Israel und Deutschland, die sich im weitesten Sinne mit »grünen« Themen befassen, zusammen. Sie haben die Möglichkeit, sich in zahlreichen Seminaren, Vorträgen und Workshops Anregungen zu holen, sich auszutauschen und gemeinsam Ideen zu entwickeln. So soll ein stabiles Netzwerk aus jungen Fachleuten aus dem Bereich Umwelttechnologie entstehen, die, wie der Deutschland-Koordinator des Programms, Andreas Kaiser, hofft, »ganz stark die deutsch-israelischen Beziehungen der Zukunft prägen werden«.

Netzwerk Kern des Programms, das vom KKL-JNF (Keren Kayemeth LeIsrael – Jüdischer Nationalfonds) getragen wird, sind die sieben- bis achttägigen Seminare, die jährlich wechselweise in Deutschland oder in Israel stattfinden. Ein Teil der Plätze dafür wird jedes Mal öffentlich ausgeschrieben, andere sind denjenigen vorbehalten, die schon Teil des Programms sind. So soll das Netzwerk gleichzeitig erweitert und gefestigt werden. Dazu gibt es immer wieder zusätzliche Veranstaltungen wie etwa diesen »Klassenausflug« nach Leipzig. Dafür hat sich der KKL-JNF mit der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) und dem Organisator der Green Ventures, der IHK Potsdam, zusammengetan.

»Solche Leute trifft man nirgendwo anders«, freut sich Rona Ben Zion, die gleich einen Vortrag über Innovationen im Bereich der erneuerbaren Energien in Israel halten wird. »Denn das hier ist weder Arbeit noch Studium, sondern etwas ganz anderes.« Die junge Frau arbeitet im israelischen Ministerium für nationale Infrastruktur und ist seit 2011 Mitglied des Programms greenXchange. Sie findet, dass es sich immer lohnt, in Deutschland nach neuen Ideen für die Umwelttechnik zu suchen.

Solarpaneele Auch Tobias Bader, der die Anwesenden gleich über Technologien und Perspektiven der Solarkühlung und Klimatisierung aufklären wird, sieht den Netzwerkgedanken im Vordergrund. Er denkt aber schon weiter: »Mein Traum ist, dass es sich zu etwas Konkreterem entwickelt – dass man zum Beispiel eine Kampagne entwirft, die in Deutschland wie in Israel relevant ist.« Das Programm hat bisher erst ein konkretes Projekt hervorgebracht: schwimmende Solarpaneele zur Gewinnung von Sonnenenergie, die inzwischen von dem israelischen Start-up Solaris Synergy auf dem Wasserreservoir Eschkol zu Wasser gelassen wurden.

Heute stehen vor allem Vorträge auf dem Programm, die die Frage nach umweltfreundlichen Lösungen aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachten. Neben den Vorträgen von Rona und Tobias – man ist hier locker und per Du – erklärt Nicole Grunewald den Anwesenden, was genau der »ökologische Fußabdruck« ist. Außerdem stellt Tair Kowalsky ihren Arbeitsplatz vor, das »Start-up Accellerator Center« in Herzlija, in dem Start-ups, die an »smarten Lösungen für ein urbanes Leben« arbeiten, von der Stadtverwaltung gezielt aufgebaut werden.

Smart Citys Am nächsten Tag dann werden die Teilnehmer des Programms auf die Green Ventures, die ihrerseits im Zuge der Terratec- und Enertec-Messe stattfindet, losgelassen. Die Teilnehmer können sich auf der Messe neue technologische Lösungen anschauen, sie dürfen auch an den bilateralen Gesprächen der Green Ventures teilnehmen, dazu gibt es eine Podiumsdiskussion, bei der sich alles um Smart Citys in Deutschland und Israel dreht.

Die Veranstaltung war mit Hilmar von Lojewski, Leiter des Dezernats Stadtentwicklung beim Deutschen Städtetag, Maxim Nohroudi, Chef des Start-ups Door2Door, Erel Avineri, Professor für Infrastruktur, Transport und Logistik an der Universität Tel Aviv, Nicolas Zimmer von der Technologiestiftung Berlin und greenXchange-Teilnehmerin Rona Ben Zion durchaus hochkarätig besetzt, war aber weniger Diskussion als einfach nur eine Vorstellung verschiedener Sichtweisen auf das Thema, die nicht unbedingt immer etwas miteinander zu tun hatten.

Die Teilnehmer, zum Teil mit Messe-Goodies bepackt wie die Profis, saugen dagegen die neuen Eindrücke und Informationen auf wie trockene Schwämme. »Es ist großartig, so viele Leute aus Israel und Deutschland mit denselben Ambitionen zu treffen. Ich habe schon eine Menge gelernt«, sagt eine junge Israelin direkt nach der Podiumsdiskussion, und ihr deutscher Sitznachbar ergänzt: »Ich hatte noch nie so viel Austausch mit jungen Israelis auf einmal. Und da man einen gemeinsamen Geist teilt, ist das noch viel leichter.«

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  30.04.2025

Medien

Leon de Winter wird Kolumnist bei der »Welt«

Bekannt wurde er vor mehr als 30 Jahren mit Romanen wie »Hoffmanns Hunger«. Jetzt will der niederländische Autor Leon de Winter in Deutschland vermehrt als Kolumnist von sich hören lassen

von Christoph Driessen  29.04.2025

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  29.04.2025

Berlin

Antisemitismusbeauftragter für alle Hochschulen soll kommen

Details würden derzeit noch im Senat besprochen, sagte Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra

 29.04.2025

Jerusalem

Seltenes antikes Steinkapitell wird in Israel ausgestellt

Ein Fund aus dem Jahr 2020 gibt israelischen Archäologen Rätsel auf. Die Besonderheit des Steinkapitells aus römischer Zeit: Es ist mit einem mehrarmigen Leuchter - im Judentum Menorah genannt - verziert

 29.04.2025

Berlin

Jüdisches Museum erforscht Audio-Archiv von »Shoah«-Regisseur

Claude Lanzmann hat mit seiner epochalen Dokumentation »Shoah« Geschichte geschrieben. Das Jüdische Museum Berlin nimmt ein Doppeljubiläum zum Anlass, um das umfangreiche Recherchematerial des Regisseurs zu erschließen

von Alexander Riedel  29.04.2025

Köln

»Charlie Hebdo«-Überlebender stellt Comic zu NS-Raubkunst vor

»Zwei Halbakte« heißt ein 1919 entstandenes Gemälde von Otto Mueller. Die Geschichte des Kunstwerks hat der französische Zeichner Luz als Graphic Novel aufgearbeitet. Mit teils sehr persönlichen Zugängen

von Joachim Heinz  28.04.2025

Berlin

»Eine Zierde der Stadt«

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum im denkmalgeschützten Gebäude der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte eingeweiht

 28.04.2025

Paris

»Bambi«-Neuverfilmung: Nah an Felix Saltens Original

Ganz ohne Spezialeffekte und Animation: In Michel Fesslers »Bambi«-Neuauflage stehen echte Tiere vor der Kamera. Das Buch wurde einst von den Nazis verboten

von Sabine Glaubitz  28.04.2025