Kino

Golda, Selenskyj und Co.

Szene aus dem Berlinale-Film »HaMishlahat« Foto: Natalia Łączyńska

Wer auf der 73. Berlinale nach Filmen »made in Israel« sucht, wird ein einziges Mal fündig: In der Jugendsektion Generation läuft der Film HaMishlahat (Delegation). Darin trifft der Regisseur Asaf Saban eine Gruppe israelischer Teenager am Flughafen in Warschau und begleitet sie bei ihrer Klassenfahrt zu den ehemaligen deutschen Konzentrationslagern und Gedenkstätten in Polen.

Die magere Ausbeute verwundert, ist Israel doch eines der kreativsten Film­länder weltweit. Doch schon seit einiger Zeit werden bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin tendenziell weniger israelische Spielfilme präsentiert als noch in den 2000er-Jahren.

HELEN MIRREN Allerdings sind Israelis bei den 73. Internationalen Filmfestspielen Berlin durchaus vertreten – nicht nur mit Danna Stern, ehemalige Direktorin der israelischen Yes-Studios (die unter anderem die Erfolgsserie Fauda produzierten), als Mitglied der Jury für den Berlinale Series Award. Sondern auch in der britischen Produktion Golda des israelischen Filmemachers Guy Nattiv, die bei der Berlinale am kommenden Montag ihre mit Spannung erwartete Weltpremiere feiert. Das Biopic mit Helen Mirren in der Hauptrolle und Lior Ashkenazi in einer Nebenrolle als Generalstabschef David (Dado) Elazar stellt Israels Ministerpräsidentin Golda Meir und ihre politischen Dilemmata während des Jom-Kippur-Krieges 1973 in den Mittelpunkt.

Im Vorfeld gab es eine Diskussion darüber, ob Helen Mirren geeignet sei, die Jüdin Golda Meir zu verkörpern – die britisch-jüdische Schauspielerin Maureen Lipman hatte das bestritten. »Das Jüdische an der Figur ist so wesentlich«, hatte Lipman Anfang 2022 dem »Jewish Chronicle« gesagt und hinzugefügt: »Ich bin sicher, dass sie großartig sein wird, aber es wäre Ben Kingsley niemals gestattet worden, Nelson Mandela zu spielen.«

Widerspruch kam unter anderem von der Schauspielerin Adriana Altaras: »Neben dem Faktor, dass Frau Mirren ein Weltstar ist und sich mit ihr jeder Film finanzieren lässt, ist sie eine wunderbare Schauspielerin. Ich bin gespannt, wie sie die durchaus widersprüchliche Figur der Golda Meir verkörpern wird«, schrieb Altaras in dieser Zeitung und fügte hinzu: »Man muss kein Kaufmann sein, um den ›Kaufmann von Venedig‹ zu spielen.«

ADRIEN BRODY Eröffnet wird die Berlinale mit dem Spielfilm She Came to Me von Rebecca Miller, Regisseurin, Drehbuchautorin und Tochter von Arthur Miller. Der Film ist angekündigt als »Melange aus Romeo- und Julia-Romanze und geistreicher Komödie«. Wer jüdische Stars sucht, wird im britischen Wettbewerbsfilm Manodrome von John Trengrove fündig: In dem Thriller um einen werdenden Vater und Uber-Fahrer, der in einen Männlichkeitskult hineingezogen wird, treten Adrien Brody und Jesse Eisenberg auf – beide sind auch als Gäste der Berlinale angekündigt.

Auch Klezmer-Freunde kommen (hoffentlich) auf ihre Kosten: Im österreichisch-argentinischen Film The Klezmer Project in der Nebensektion Encounters von Leandro Koch und Paloma Schachmann verliebt sich ein Hochzeitsfilmer in eine Klarinettistin und will verschollene Klezmer-Melodien in Osteuropa dokumentieren – alles zunächst nur, um dem Objekt seiner Liebe näherzukommen.

Und in der Nebensektion Forum wird The Face of the Jellyfish gezeigt – eine Komödie der argentinischen Filmemacherin Melisa Liebenthal.
Politische Schwerpunkte des diesjährigen Festivals sind die Solidarität mit den Demonstranten im Iran und mit der Ukrai­ne. Eine rein russische Produktion wurde nicht eingeladen.

In der Sektion Berlinale Special präsentieren Sean Penn und Aaron Kaufman die Dokumentation Superpower über den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Die Dreharbeiten hatten Anfang 2021 begonnen und wurden nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine am 24. Februar 2022 fortgesetzt. Das erste von mehreren Interviews mit Selenskyj führte Penn laut Berlinale in der Nacht der Invasion. Der jüdische Politiker und ehemalige Schauspieler soll auch bei der Berlinale-Eröffnung sprechen – wohl per Videoschalte.

Erhebung

Dieser hebräische Babyname ist in Deutschland am beliebtesten

Welche Namen geben Eltern ihren Sprösslingen in diesem Jahr am liebsten? In welchen Bundesländern gibt es Abweichungen?

 30.12.2025

Forum

Leserbriefe

Kommentare und Meinungen zu aktuellen Themen der Jüdischen Allgemeinen

 28.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  25.12.2025

ANU-Museum Tel Aviv

Jüdische Kultobjekte unterm Hammer

Stan Lees Autogramm, Herzls Foto, das Programm von Bernsteins erstem Israel-Konzert und viele andere Originale werden in diesen Tagen versteigert

von Sabine Brandes  25.12.2025

Menschenrechte

Die andere Geschichte Russlands

»Wir möchten, dass Menschen Zugang zu unseren Dokumenten bekommen«, sagt Irina Scherbakowa über das Archiv der von Moskau verbotenen Organisation Memorial

 25.12.2025

Rezension

Großer Stilist und streitbarer Linker

Hermann L. Gremliza gehört zu den Publizisten, die Irrtümer einräumen konnten. Seine gesammelten Schriften sind höchst lesenswert

von Martin Krauß  25.12.2025

Glastonbury-Skandal

Keine Anklage gegen Bob-Vylan-Musiker

Es lägen »unzureichende« Beweise für eine »realistische Aussicht auf eine Verurteilung« vor, so die Polizei

 24.12.2025

Israel

Pe’er Tasi führt die Song-Jahrescharts an

Zum Jahresende wurde die Liste der meistgespielten Songs 2025 veröffentlicht. Eyal Golan ist wieder der meistgespielte Interpret

 23.12.2025

Israelischer Punk

»Edith Piaf hat allen den Stinkefinger gezeigt«

Yifat Balassiano und Talia Ishai von der israelischen Band »HaZeevot« über Musik und Feminismus

von Katrin Richter  23.12.2025