Krakau

Gericht in Polen verurteilt Macher von »Unsere Mütter, unsere Väter«

Szene aus »Unsere Mütter, unsere Väter«: Viktor wird von den Partisanen als Jude »enttarnt«. Foto: David Slama / ZDF

Die Macher des ZDF-Mehrteilers »Unsere Mütter, unsere Väter« sind von einem Gericht in Polen zu einer Entschuldigung verurteilt worden. Sie müssten jedoch keinen Schadenersatz zahlen, teilte das Berufungsgericht in Krakau am Dienstag mit.

Die Entschuldigung solle im polnischen Fernsehen sowie in den deutschen Sendern ZDF, ZDFneo und 3sat veröffentlicht werden, berichtete die polnische Agentur PAP. Das dreiteilige Kriegsdrama war auch im polnischen Fernsehen ausgestrahlt worden. Das Urteil gegen die Produktionsfirma UFA Fiction und das ZDF ist laut Gericht rechtskräftig.

KUNSTFREIHEIT In Stellungnahmen des ZDF und der UFA Fiction hieß es jeweils, man bedauere, dass das Gericht der Kunstfreiheit keine ausreichende Beachtung geschenkt habe. Sobald das Urteil schriftlich vorliege, wolle man die Begründung prüfen und Rechtsmittel gegen die Entscheidung einlegen. An der Buchentwicklung für den Mehrteiler seien namhafte Fachhistoriker beteiligt gewesen.

In dem Rechtsstreit ging es um die Darstellung der polnischen Heimatarmee (AK), einer bewaffneten Untergrundbewegung, die im Zweiten Weltkrieg Widerstand gegen die deutschen Besatzer in Polen geleistet hatte. Geklagt hatte ein polnischer Kriegsveteran der AK.

HEIMATARMEE Der inzwischen 96 Jahre alte Veteran und ein Verband früherer AK-Mitglieder hatten ZDF und UFA Fiction vorgeworfen, mit dem im Jahr 2013 erstmals ausgestrahlten Dreiteiler über Deutsche im Zweiten Weltkrieg ihre Persönlichkeitsrechte verletzt zu haben. Demnach enthalte »Unsere Mütter, unsere Väter« Szenen, die Polens Heimatarmee Mitschuld an den Verbrechen gegen das jüdische Volk geben würden.

In erster Instanz hatte ein Bezirksgericht in Krakau die Macher der Serie 2018 zu einer Entschuldigung sowie zur Zahlung von Schadenersatz in Höhe von 20.000 Zloty (umgerechnet etwa 4500 Euro) verurteilt. Dagegen waren die Produzenten in Berufung gegangen.

Das Berufungsgericht urteilte nun, der Dreiteiler stelle weder die Rolle der Deutschen bei den Nazi-Verbrechen und ihre Verantwortung für den Holocaust infrage noch die Tatsache, dass die Polen Opfer der deutschen Besatzung waren. Auch seien die Figuren des Films fiktiv und könnten nicht mit lebenden Personen identifiziert werden.

JUDEN Der Film zeige jedoch Partisanen mit einer weiß-roten Armbinde und der Aufschrift »AK« und führe aus, dass Vertreter dieser Organisation »einen Widerwillen gegen Juden hatten, ihrem Los gegenüber gleichgültig und von einer antisemitischen Haltung durchdrungen waren«.

Dieser Zugang der Filmemacher führe dazu, dass die Heimatarmee als Formation wahrgenommen werde, in der eine antisemitische Haltung überwogen habe. Damit sei die Freiheit der Meinungsäußerung überschritten worden, so das Gericht. dpa

Imanuels Interpreten (5)

Geddy Lee: Der Rock-Tenor

Der Sohn polnischer Holocaustüberlebender ist einer der prominentesten Musiker Kanadas. Bis 2015 war er Mitglied des Progressive Rock-Trios Rush

von Imanuel Marcus  07.02.2025

Arte

Ein faszinierendes Monster von einem Film

Ein neuer Dokumentarfilm beleuchtet das Leben und Wirken von Schriftstellern während der NS-Zeit, die nicht emigrierten. Deutlich wird auch der enorme Verlust, den die Kultur durch die Nazis erlitten hat

von Lukas Foerster  07.02.2025

Helsinki

Auszeichnung für Felix Klein in Finnland

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung wird für sein Engagement zur Förderung jüdischer Musik und Kultur geehrt

 06.02.2025

Raubkunst

Ministerin Roth rechnet im Streit um Welfenschatz mit rascher Klärung

Es geht um die Frage, ob der 1929 von jüdischen Kunsthändlern erworbene Schatz 1935 unter den Nazis verfolgungsbedingt zwangsweise verkauft wurde

 06.02.2025

Berlin

Dirigent Daniel Barenboim an Parkinson erkrankt

Schon seit einiger Zeit fällt Dirigent und Pianist krankheitsbedingt immer wieder aus. Nun äußert er sich in einem persönlichen Statement dazu

 06.02.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  06.02.2025

Musik

Hommage an Israel

Warum unser Autor den Song »Neigborhood Bully« von Bob Dylan so sehr liebt

von Alan Posener  06.02.2025

Waffenstillstand

Die Wände voller Risse

Über ein Jahr war Eshkol Nevo nicht in seinem Ferienhaus im Norden Israels. Jetzt besucht der Schriftsteller wieder den Kibbuz an der Grenze zum Libanon – und muss erkennen, dass nichts ist wie zuvor

von Eshkol Nevo  06.02.2025

Restitution

Streit um den Welfenschatz geht in die nächste Runde

Wurden die kostbaren Altarschätze unter Zwang verkauft oder nicht? Darüber wird seit 2022 erneut gestritten. Nun gehen die Gespräche weiter

 05.02.2025