Judenhass

»Genug ist genug«: Petition fordert Stopp der documenta

Eine neue Petition fordert den Abbruch der diesjährigen documenta. Foto: picture alliance / Fotostand

Die diesjährige documenta machte wiederholt die Bühne für antisemitische Inhalte frei. Immer mehr Stimmen fordern daher ein vorzeitiges Ende der Weltkunstschau in Kassel. So auch Sacha Stawski, Vorsitzender der Initiative von Honestly Concerned, und seine Kollegin Simone Hofmann. Gemeinsam starteten sie nun via der Aktivismus-Plattform »Change.org« eine Petition mit dem Titel: »Close down the Documenta15 in Kassel.«

FORDERUNG »Es ist nicht tragbar, eine Ausstellung weiterhin öffentlich zugänglich zu machen, die von Anfang an in der Kritik stand und ganz offen Judenhass zur Schau stellt.«, sagte Sacha Stawski im Gespräch mit dieser Zeitung. »Wir sagen nicht, dass die documenta nach reichlicher und seriöser Prüfung nicht wieder geöffnet werden kann. Aber jetzt ist es erst einmal genug.«

Damit folgen sie unter anderem dem American Jewish Committee, der FDP und Zentralratspräsident Josef Schuster. Sie forderten zuletzt ebenfalls ein Aus der Kunstschau, die schon von Anfang an zum Schauplatz eines einziges Skandals wurde.

Erst im Juni war nach der Eröffnung ein judenfeindliches Werk der indonesischen Künstlergruppe Taring Padi gezeigt worden. Jüdische Künstler und Künstlerinnen aus Israel wurden gar nicht erst eingeladen. Aber auch die politische Haltung der Kuratoren und Akteure von documenta wurden bereits im Vorfeld heftig kritisiert, da sie der BDS-Bewegung nahestehen.

Untersuchung Die jüngste Untersuchung der Recherche- und Informationsstelle (RIAS Hessen) identifizierte nun weitere antisemitische Werke in einer Broschüre mit dem Titel »Présence des Femmes«. Der neue documenta-Chef Alexander Farenholtz gerät dadurch massiv unter Druck, fühlt sich nach eigenen Aussagen jedoch nicht dazu berufen zu sagen, was »Antisemitismus genau ist« und möchte sich nicht positionieren.

Neuer documenta-Chef Alexander Farenholtz fühle sich nicht dazu berufen zu sagen, was »Antisemitismus genau ist.«

Die Ausstellung bedient sich nicht nur eindeutiger antisemitischer Klischees – es ist Antisemitismus in seiner Reinform, sagt auch der Experte Professor Stephan Grigat. Weiter bietet die Kunstschau Munition für diejenigen, die ihren Judenhass gerne unter dem Deckmantel der »Israel-Kritik« artikulieren wollen, da in Bezug auf die Darstellung des Nahost-Konfliktes eine eindeutige Entkontextualisierung stattfindet. Vor allem bei dieser Thematik bedarf es einer gewissen Expertise, die den Kuratoren und Verantwortlichen der documenta15 dahingehend zu fehlen scheint.

Vorwurf Kritik an den Artefakten birgt die Gefahr des Vorwurfs, eine Zensur herbeiführen zu wollen, womit die Grundsatzdiskussion über Meinungsfreiheit nicht mehr weit ist. Diese Erfahrung müssen auch Stawski und Hofmann machen. Stawski berichtet, dass in den Kommentarspalten der Onlinepetition immer wieder Menschen die Auffassung vertreten, dass sie mit ihrer Initiative die Freiheit der Kunst eingrenzen möchten und sich damit ähnlicher Methoden wie das NS-Regime bedienen.

Auf die Frage hin, ob Stawski zufrieden mit der Resonanz auf die Petition sei, antwortet er mit »Jein. In Anbetracht der Bedeutung des Kampfes gegen Antisemitismus sollten sich eigentlich nicht nur wenige Hunderte, sondern Tausende zusammentun.« Bis dato waren es 457.

Zahl der Woche

2 Jahre

Fun Facts und Wissenswertes

 03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Medien

»Antisemitische Narrative«: Vereine üben scharfe Kritik an Preis für Sophie von der Tann

Die Tel-Aviv-Korrespondentin der ARD soll mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt werden

 03.12.2025

Chemnitz

Sachsen feiert »Jahr der jüdischen Kultur«

Ein ganzes Jahr lang soll in Sachsen jüdische Geschichte und Kultur präsentiert werden. Eigens für die Eröffnung des Themenjahres wurde im Erzgebirge ein Chanukka-Leuchter gefertigt

 03.12.2025

TV-Tipp

»Fargo«: Spannend-komischer Thriller-Klassiker der Coen-Brüder

Joel und Ethan Coen erhielten 1997 den Oscar für das beste Originaldrehbuch

von Jan Lehr  03.12.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 4. Dezember bis zum 10. Dezember

 03.12.2025

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  02.12.2025

Streaming

Gepflegter Eskapismus

In der Serie »Call my Agent Berlin« nimmt sich die Filmbranche selbst auf die Schippe – mit prominenter Besetzung

von Katrin Richter  02.12.2025

Jean Radvanyi

»Anna Seghers war für mich ›Tschibi‹«

Ein Gespräch mit dem Historiker über die Liebesbriefe seiner Großeltern, Kosenamen und hochaktuelle Texte

von Katrin Richter  02.12.2025