Berlin

Film über jüdische Musik vor der Schoa hat Weltpremiere

Der Regisseur Christoph Weinert Foto: picture alliance / dpa

Klänge und Lieder einer untergegangenen Welt zeigt der neue Film »I Dance, But My Heart is Crying« (»Ich tanze, aber mein Herz weint«). Der Musikfilm von Christoph Weinert lässt die Musik jüdischer Künstler aus Berlin, die mehr als 70 Jahre lang als für immer verloren galt, wieder auferstehen. Nach der Weltpremiere am Mittwoch in Berlin kommt er im Frühsommer in die Kinos.

Der Film erzählt von den beiden Plattenlabels »Semer« und »Lukraphon«, die im nationalsozialistischen Berlin noch bis 1938 Musik jüdische Künstler produzierten. Diese Musik wurde mitsamt ihrer Originalmatrizen, Texten und Noten in der Pogromnacht des 9. November 1938 vollständig vernichtet. Zwei Plattensammler trugen in akribischer Kleinarbeit alte Schellackplatten, die ihre Besitzer mit ins Exil genommen hatten, in aller Welt zusammen.

Mit der neu arrangierten Musik, interpretiert von Künstlern wie Paul Brody, Alan Bern, Lorin Sklamberg, Daniel Kahn und anderen Interpreten jüdischer Musik stellt der Film die verloren geglaubten Lieder vor, aber auch das tragische Schicksal der jüdischen Künstler, die sie einst vortrugen und die den Holocaust nicht überlebten.

Musikalischer Kosmos

»Dieser Film zeigt, dass wir nur zu fragen und zu recherchieren brauchen, um zu sehen, welch reiches kulturelles Leben durch den eliminatorischen Judenhass der Nazis zerstört wurde«, sagte Rüdiger Mahlo, Repräsentant der Claims Conference in Deutschland, die die Produktion des Films unterstützt hat. »Diese Form der Sensibilisierung ist heute, wo Juden- und Israelhass rasant an Zustimmung gewinnen und israelische Künstler allein aufgrund ihrer Herkunft von kulturellen Veranstaltungen ausgeschlossen werden, dringender denn je. «

»Der Film feiert Menschen, Werk und Leben, bringt einem Publikum von heute diesen musikalischen Kosmos von einst, diese kulturelle Vielfalt und Vereinigung nahe«, sagte Koproduzent Yves Kugelmann der Deutschen Presse-Agentur. Wichtig sei, dass Weinerts Film zeige, was war, ohne es vom tragischen Ende her zu schildern.

»Das ist wichtig. Diese Menschen waren keine Opfer, sondern Künstler«, betonte Kugelmann. Die zwölf Lieder des Films - jiddische Lieder, geprägt von der ostjüdischen Welt des Scheunenviertels, Lieder im Stil der alten Kabaretts und religiöse Lieder - seien »zeitlose Zeitzeugnisse voller Esprit, Trauer, Witz - und somit Anregung für Geist und Seele«. dpa

Diskurs

»Die Erinnerungsrepublik Deutschland ist zu Ende«

Auszüge aus der Heidelberger Hochschulrede des Grünen-Politikers Sergey Lagodinsky

 16.06.2025

Literatur

Michel Bergmann ist tot

Der jüdische Schriftsteller starb im Alter vom 80 Jahren

 16.06.2025 Aktualisiert

Taormina Film Fest

Michael Douglas entschuldigt sich für Politik der US-Regierung

Der Darsteller erhält von Iris Knobloch eine Ehrung für sein Lebenswerk. Die Vergabezeremonie in Sizilien nutzt er für Kritik an seinem Land

 16.06.2025

Fernsehen

Luftraum in Israel gesperrt: »Fernsehgarten« ohne Kiewel

Die Moderatorin lebt in Tel Aviv - doch zu ihrer Jubiläumssendung konnte sie nicht anreisen

 15.06.2025

Leo Baeck Institut

»Die Wissenschaft ist keine Oase«

Michael Brenner über das vor 70 Jahren gegründete Archiv der Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums, freie Forschung und bedrohte Demokratie

von Ayala Goldmann  15.06.2025

Kunst

Öffnet die Herzen!

Die Israelin Bracha Lichtenberg Ettinger fordert mit einer intensiven Einzelschau in Düsseldorf die Besucher heraus

von Eugen El  15.06.2025

Interview

Susan Sideropoulos über Styling-Shows und Schabbat

GZSZ-Star Susan Sideropoulos hat im ZDF die neue Makeover-Show »That’s My Style«. Nur wenige wissen jedoch, wie engagiert die Enkelin jüdischer NS-Opfer gesellschaftspolitisch ist

von Jan Freitag  13.06.2025

Aufgegabelt

Pastrami-Sandwich

Rezepte und Leckeres

 12.06.2025

Streaming

Doppelte Portion Zucker

Mit »Kugel« ist den Machern der Kultserie »Shtisel« ein vielschichtiges Prequel gelungen

von Nicole Dreyfus  12.06.2025