Theater

»Familie ist alles«

Das Ensemble von »Alles muss glänzen«: Sarah Alles, Maria Furtwängler und Anna Stieblich (v.l. erste Reihe); Jerry Hoffmann, Ludger Pistor, Daniel Mühe und Florian Feik (v.l. hintere Reihe) Foto: dpa

Herr Ronen, was bedeutet Ihnen Familie?
Alles. Familie ist die Essenz von allem. Um sie kreist mein ganzes Leben. Sowohl privat als auch in meinen Arbeiten als Regisseur.

Weshalb ist Ihnen das Thema so wichtig?
Die Beziehung zu unseren Eltern, Geschwistern und Kindern ist die wichtigste, die es gibt. Natürlich ist Familie immer auch anstrengend und mit viel Balagan verbunden, aber es gibt nach meinem Empfinden keine vergleichbar wichtige Beziehung. Wenn es hart auf hart kommt im Leben, ist die Familie da. Und sie ist nicht zuletzt die Probebühne, auf der wir als Kinder die Rollen für unser späteres Leben finden.

Auch in Ihrer neuen Inszenierung »Alles muss glänzen«, die gestern Abend am Theater Kurfürstendamm Premiere feierte, steht die Familie im Mittelpunkt.
Ich muss Sie korrigieren: Der Wunsch nach Familie steht im Mittelpunkt. Rebecca, die Heldin des Theaterstücks, sehnt sich nach etwas zurück, das sie schon längst verloren hat. Sie spielt die perfekte Ehefrau, die treusorgende Mutter und das perfekte Heimchen, nur ist die Familie, von der Rebecca träumt, nicht mehr existent. Und obwohl sich draußen das Ende der Welt in Form einer Sintflut ankündigt, glaubt sie weiter an die Zukunft ihrer geliebten Familie.

Maria Furtwängler spielt die Rebecca in einer Mischung aus naiver Hausfrau, stoischer Optimistin und kalkulierter Familienmanagerin. Wie war die Zusammenarbeit mit der Schauspielerin?
Ich wusste, dass sie in Deutschland ein Star ist, aber von Allüren keine Spur. Sie eine fabelhafte Schauspielerin mit viel Humor, was wichtig ist für ein Boulevardtheaterstück. Gleichzeitig kann sie auch wahnsinnig ernsthaft sein und durch nur einen Blick eine unfassbare Tiefe erzeugen.

In einem Interview Anfang der Woche sagte Maria Furtwängler, dass Sie sie vor den Proben des Stücks gewarnt haben ...
... ach ja? (lacht)

Die Proben für das Stück würden für die Schauspielerin eine Tour de Force, hätten Sie gesagt.
Ihre Rolle ist eben sehr anspruchsvoll. Der Autor von »Alles muss glänzen«, Noah Haidle, hat Rebecca sehr vielseitig angelegt. Sie muss heiter und oberflächlich sein, zugleich aber auch tiefgründig und verletzbar. Und singen muss sie können. Darauf wollte ich sie schon einmal vorbereiten.

Sie sind als Leiter des Habimah-Theaters einer der wichtigsten Regisseure im jüdischen Staat. Wie ist es für Sie, mit
»Alles muss glänzen« wieder nach Berlin zurückzukehren?
Berlin ist für mich mittlerweile eine zweite Heimat geworden. Meine Tochter Yael lebt in Berlin und ist seit einigen Jahren Regisseurin am Maxim Gorki Theater. Mein Sohn Michael inszeniert ebenfalls in Berlin. Deshalb sehen wir uns leider nicht allzu oft. Schon allein deswegen komme ich gerne nach Deutschland, um zu inszenieren. Gleichzeitig ist es für einen jüdischen Israeli auch nicht ganz unproblematisch in Deutschland zu sein.

Wie präsent ist die Erinnerung an die Schoa bei Ihnen, wenn Sie nach Berlin kommen?

Sie ist immer da, auch wenn es sich unwirklich anfühlt. Berlin ist so eine phantastische lebenslustige Stadt. Und von hier aus ist der Holocaust ausgegangen? Das passt nicht zusammen. Und dennoch ist es die Wirklichkeit. Ich komme stets mit gemischten Gefühlen nach Berlin.

Das Gespräch führte Philipp Peyman Engel.

Ilan Ronen wurde1948 im Kibbuz Ein-Gev geboren und blickt auf auf eine lange Theaterkarriere zurück. Seit 2004 leitet er das Habima National Theatre in Tel Aviv. Nach »Eine Familie« ist »Alles muss glänzen« seine zweite Regiearbeit in Berlin.

Nachruf

Filmproduzent mit Werten

Respektvoll, geduldig, präzise: eine Würdigung des sechsfachen Oscar-Preisträgers Arthur Cohn

von Pierre Rothschild  15.12.2025

Meinung

Xavier Naidoos antisemitische Aussagen? Haken dran!

Der Mannheimer Sänger füllt wieder Konzertsäle. Seine Verschwörungserzählungen über Juden und holocaustrelativierenden Thesen scheinen kaum noch jemanden zu stören

von Ralf Fischer  15.12.2025

Los Angeles

Bestürzung über Tod von Rob Reiner und Ehefrau Michele

Der jüdische Regisseur und seine Frau wurden tot in ihrem Haus aufgefunden. Die Polizei behandelt den Fall als mögliches Tötungsdelikt

 15.12.2025

Justiz

Gericht: Melanie Müller zeigte mehrmals den Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was im Berufungsverfahren zur Debatte steht

von André Jahnke  14.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  14.12.2025

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

von Christiane Oelrich  12.12.2025

Computerspiel

Lenny Kravitz wird James-Bond-Bösewicht

Als fieser Schurke will der Musiker im kommenden Jahr dem Agenten 007 das Leben schwer machen – allerdings nicht auf der Kinoleinwand

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Aufgegabelt

Latkes aus Dillgürkchen

Rezepte und Leckeres

 12.12.2025