Kunst

»Erinnerung und Menetekel«

Der Birkenau-Zyklus von Gerhard Richter Foto: Gerhard Richter 2021/Foto: Achim Kukulies

Zum heutigen 90. Geburtstag von Gerhard Richter haben Überlebende des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz dem weltbekannten Maler für sein Werk und besonders den »Birkenau-Zyklus« gedankt. Richter habe mit einer »mutigen und hellsichtigen Auseinandersetzung« eine Welt mit Erinnerungen, Wahrnehmungen und Gefühlen geschaffen, sagte der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, am Mittwoch.

Besonders berührt seien die Überlebenden von Richters Birkenau-Bildern, »die für immer als Erinnerung und Menetekel an der Wand der Menschheitsgeschichte leuchten werden«.

GEMÄLDE Bei den 2014 entstandenen Birkenau-Arbeiten Richters handelt es sich um vier großformatige abstrakte Gemälde. Zunächst hatte der Künstler vier Schwarz-Weiß-Fotografien übertragen, die die Häftlinge des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau heimlich aufgenommen hatten und die 1944 aus dem KZ geschmuggelt worden waren. Später übermalte Richter die Bilder mit mehreren Farbaufträgen, so dass die ursprünglichen Motive nicht mehr zu erkennen sind.

Richter setze mit diesen Bildern auch dem Mut jener Häftlinge des Sonderkommandos ein Denkmal, die es schafften, die Ermordung und Verbrennung der jüdischen Familien in Auschwitz heimlich zu fotografieren, sagte Heubner. »Die Überlebenden empfinden deshalb diese Bilder Gerhard Richters nicht nur als Zeichen seiner Empathie mit ihnen und allen in Auschwitz Ermordeten, sondern sehen sie auch als Beleg dafür, dass die künstlerische Auseinandersetzung mit dem, was in Auschwitz geschehen ist, nicht enden wird.«

GESTE Für die Auschwitz-Überlebenden sei es eine bleibende Geste, dass Richter eine Edition seines Birkenau-Zyklus dem Internationalen Auschwitz Komitee überlassen habe. Für die Bilder werde eine Ausstellungshalle auf dem Gelände der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oswiecim/Auschwitz entstehen - vier Kilometer von dem Ort Birkenau entfernt, an dem die Bilder des Malers ihren Ursprung hätten.

Derzeit ist der Zyklus im K21 der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf zu sehen. »Die Kraft und die Wahrheit der Fotografien ist niemals erreichbar, wenn man das malt«, hatte Richter über die Birkenau-Bilder gesagt. »So wurden sie abstrakt und ich war darüber erleichtert.«

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  21.12.2025

Glosse

Das kleine Glück

Was unsere Autorin Andrea Kiewel mit den Produkten der Berliner Bäckerei »Zeit für Brot« in Tel Aviv vereint

von Andrea Kiewel  20.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Ab jetzt nur noch mit Print-Abo oder Es gibt viele Gründe, auf 2026 anzustoßen

von Katrin Richter  20.12.2025

Musik

Louis-Lewandowski-Festival hat begonnen

Der Komponist Louis Lewandowski hat im 19. Jahrhundert die jüdische Synagogenmusik reformiert. Daran erinnert bis Sonntag auch dieses Jahr ein kleines Festival

 18.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  18.12.2025

Ausstellung

Pigmente und Weltbilder

Mit »Schwarze Juden, Weiße Juden« stellt das Jüdische Museum Wien rassistische und antirassistische Stereotype gleichermaßen infrage

von Tobias Kühn  18.12.2025

Kulturkolumne

Vom Nova-Festival zum Bondi Beach

Warum ich keine Gewaltszenen auf Instagram teile, sondern Posts von israelischen Künstlern oder Illustratorinnen

von Laura Cazés  18.12.2025