Berlin

»Er war die Fasanenstraße«

Gad Beck (1923–2012) Foto: gad-beck

Der Widerstandskämpfer und Schoa-Überlebende Gad Beck ist am vergangenen Sonntag im Alter von 88 Jahren gestorben. Er wurde 1923 als Gerhard Beck in Berlin geboren und wuchs mit seiner Zwillingsschwester Margot im Bezirk Weißensee auf.

Beck engagierte sich im »Hechaluz«, einem Verband, der die Auswanderung nach Palästina organisierte. Gegen Ende des Krieges war er im »Chug Chaluzi« aktiv und half Juden, die, wie er, im Untergrund lebten. 1947 wanderte er nach Palästina aus. Mehr als 30 Jahre später verließ er Israel und kehrte nach Deutschland zurück, weil ihm der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Heinz Galinski, die Leitung der Jüdischen Volkshochschule (JVHS) angeboten hatte. Dieses Amt übernahm er von 1979 bis 1988 und arbeitete noch bis 1994 für die Einrichtung.

Mitreißend Seine Nachfolgerin an der JVHS war bis 2008 Nicola Galliner. »Der Tod von Gad Beck macht mich sehr betroffen«, sagt die Leiterin des Jüdischen Filmfestivals Berlin und Potsdam der Jüdischen Allgemeinen. Galliner erinnere sich an Beck als einen ebenso sympathischen wie mitreißenden Menschen. »Ich habe erlebt, wie er in Schulen von seinem Leben berichtete. Er wird uns allen sehr fehlen.«

Auch Hermann Simon, der Direktor des Centrum Judaicum, hat Gad Beck als »sehr witzig, charmant und eloquent« in Erinnerung. »Für mich verkörperte er die Fasanenstraße.« Simons Mutter und Beck kannten sich aus der »sogenannten Illegalität«, ergänzt der Historiker.

In Becks Autobiografie Und Gad ging zu David (1995) schrieb er seine Erinnerungen auf und sorgte damit für großes Aufsehen, unter anderem auch deswegen, weil er sich darin offen über seine Homosexualität äußert. Für Berliner war nicht zuletzt die deutsche Dokumentation Die Freiheit des Erzählens – Das Leben des Gad Beck von Carsten Does und Robin Cackett aus dem Jahr 2006 interessant. Das Porträt zeigt, wie Gad Beck als Jude und Schwuler in der Illegalität die Nazi-Zeit überlebte und seinen ersten Freund, die Liebe seines Lebens, in Auschwitz verlor. Gad Beck wurde am Mittwoch auf dem Friedhof Heerstraße beigesetzt.

Fernsehen

Er ist nicht Leonard Cohen und sie ist nicht Marianne

Warum eine Serie über die legendäre Lovestory von Leonard Cohen und Marianne Ihlen scheitern musste

von Maria Ossowski  02.10.2024

Glosse

Der Rest der Welt

Champagner, Honig oder beides? Wie Rosch Haschana gelingt

von Nicole Dreyfus  02.10.2024

Zahl der Woche

72 Granatäpfel

Fun Facts und Wissenswertes

 02.10.2024

Aufgegabelt

Granatapfel-Gelee

Rezepte und Leckeres

 02.10.2024

Kolumne

Anwesenheit zählt

Eine Agnostikerin in der Dohány-Synagoge in Budapest

von Ayala Goldmann  01.10.2024

Meinung

Cem Özdemir, Diskursganoven und worüber eben doch gesprochen werden sollte

Ein Gastbeitrag von Rebecca Schönenbach

von Rebecca Schönenbach  01.10.2024

Gespräch

»In einer Welt ohne Israel kann ich nicht leben«

Leon Kahane über destruktive Dynamiken, Erlösungsfantasien und Antisemitismus im Kunstbetrieb

von Eugen El  01.10.2024

Literatur

Dana Vowinckel bekommt Buchpreis »Familienroman 2024«

Sie wird für ihren ersten Roman »Gewässer im Ziplock« ausgezeichnet

 30.09.2024

Kino

Liebhaber des Wahnsinns

Regisseur Todd Phillips widmet sich menschlichen Abgründen. Das zeigt er auch in der Fortsetzung von »Joker«

von Jens Balkenborg  27.09.2024