Fernsehen

»Ein Tag in Auschwitz«

Ankunft ungarischer Juden in Auschwitz im Juni 1944 Foto: picture alliance / akg-images

Im Mai 1944 kreuzen sich im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau die Wege des jüdischen Mädchens Irene Weiss und des SS-Mannes Bernhard Walter. Der 33-jährige SS-Fotograf machte Fotos der ankommenden Juden, zu denen auch die damals 13-jährige Weiss gehörte.

Die Aufnahme entstammt jenem »Fotoalbum« des Lagerfotografen Walter, dessen Bilder den Alltag des Vernichtungslagers Birkenau auf dem Höhepunkt seiner mörderischen Existenz während des sogenannten »Ungarn«-Programms zeigen. Dabei wurde innerhalb von acht Wochen rund 350.000 ungarische Juden vernichtet. Die meisten Menschen auf den Bildern wurden Stunden nach ihrer Ankunft ermordet.

Schwester Unter den wenigen, die Ende Mai 1944 nicht ermordet wurden, war Irene Weiss, die sich daran erinnert, wie sie auf der Rampe von Auschwitz stand und ihrer kleinen Schwester Edith hinterherblickte, die in den Tod geschickt wurde. Auf einem der Fotos glaubt sie sich wiederzuerkennen, genau in diesem Moment.

Der Film »Ein Tag in Auschwitz« von Winfried Laasch und Friedrich Scherer rekonstruiert mit Walters Fotos und Dokumenten sowie einem Interview mit der 89-jährigen Irene Weiss einen Tag in der Mordfabrik Auschwitz aus Sicht der Opfer und Täter.

Komplizinnen Im Anschluss zeigt Arte als TV-Premiere »Frauen der NS-Zeit«: Hunderttausende deutsche Frauen, darunter Sekretärinnen, Krankenschwestern, Hausfrauen und KZ-Wächterinnen, stellten sich ab 1939 in den von Deutschland besetzten Gebieten in den Dienst der nationalsozialistischen Ideologie. Ihre Lebensläufe offenbaren eine noch weitgehend unbeleuchtete Seite des Zweiten Weltkriegs: Frauen als Mittäterinnen der Nazi-Verbrechen. Sie waren nicht passive Zeuginnen eines von Männern verübten Völkermords, sondern manche von ihnen waren aktive Komplizinnen und Mörderinnen.

Die Dokumentation von Christiane Ratiney geht den Geschichten einiger dieser Frauen nach: von ihrer Indoktrination, vor allem innerhalb des Bunds Deutscher Mädel, bis in die Nachkriegszeit, in der nur wenige von ihnen zur Rechenschaft gezogen wurden.

Gewaltbereitschaft Persönliche Dokumente der Frauen und Berichte von Angehörigen verbinden sich mit Archivaufnahmen aus der damaligen Zeit. Interviews mit Historikern sowie KZ-Überlebenden veranschaulichen, wie hoch die Gewaltbereitschaft in der gesamten Gesellschaft war.

Aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet der Dokumentarfilm die Einbindung von Frauen in der Todesmaschinerie der Nazis und ihre aktive Mittäterschaft, von der Einzeltat bis zur Beteiligung am Massenmord.

»Ein Tag in Auschwitz« und »Frauen der NS-Zeit«, Dienstag, 31. Januar, 20.15 - 23.15 Uhr, Arte

Kunst

Öffnet die Herzen!

Die Israelin Bracha Lichtenberg Ettinger fordert mit einer intensiven Einzelschau in Düsseldorf die Besucher heraus

von Eugen El  15.06.2025

Interview

Susan Sideropoulos über Styling-Shows und Schabbat

GZSZ-Star Susan Sideropoulos hat im ZDF die neue Makeover-Show »That’s My Style«. Nur wenige wissen jedoch, wie engagiert die Enkelin jüdischer NS-Opfer gesellschaftspolitisch ist

von Jan Freitag  13.06.2025

Aufgegabelt

Pastrami-Sandwich

Rezepte und Leckeres

 12.06.2025

Streaming

Doppelte Portion Zucker

Mit »Kugel« ist den Machern der Kultserie »Shtisel« ein vielschichtiges Prequel gelungen

von Nicole Dreyfus  12.06.2025

TV-Tipp

Das Schweigen hinter dem Schweinderl

»Robert Lembke - Wer bin ich« ist ein kluger Film über Verdrängung, Volksbildung und das Schweigen einer TV-Legende über die eigene Vergangenheit. Nur Günther Jauch stört ein wenig

von Steffen Grimberg  12.06.2025

Kulturkolumne

Annemarie, Napoleon und ich

Gute Bücher wachsen mit, hat mein Großvater immer gesagt. Warum »Desirée« von Annemarie Selinko uns alle überleben wird

von Sophie Albers Ben Chamo  12.06.2025

Aufgegabelt

Himbeer-Sorbet mit Zaatar

Rezepte und Leckeres

 12.06.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  12.06.2025

Imanuels Interpreten (10)

Kenny G: Das Enfant Terrible des Jazz

Er ist der erfolgreichste Jazz-Musiker – und der meistgehasste. Warum eigentlich?

von Imanuel Marcus  12.06.2025