Redezeit

»Ein rauschendes Fest«

»Ich bin wie eine Musik-Box«: Sharon Brauner Foto: imago

Frau Brauner, Sie treten vom 28. Juni bis 24. Juli fast täglich in der Berliner »Bar jeder Vernunft« auf. Was erwartet den Besucher?
»Bei mir bist Du schön!« ist eine Mischung aus jiddischen Evergreens und eigenen deutschsprachigen Liedern. Musikalisch wird es eine Melange aus Jazz, Bossa, Salsa, Lounge-Pop, Walzer, Chanson und jiddischer Musik. Und zwischen den Stücken erzähle ich aus meinem Leben.

Klingt nach einer musikalischen Wundertüte.
Stimmt, erklären kann man das eigentlich nicht wirklich, man muss es einfach hören. Mit meinem Pianisten und Bassisten arbeite ich seit vielen Jahren zusammen, da hat sich mit der Zeit ein eigener Stil entwickelt. Da wir auch ab und zu neue Musiker dazuholen, bleiben auch unsere Interpretationen der Evergreens frisch und lebendig. Alles in allem sind die Konzerte immer ein rauschendes Fest mit glücklichen Zuhörern.

Werden Sie auch wieder jiddische Klassiker wie »Di Mame is gegangen« und »Zuvil Lib« singen?
Es würde mir schwerfallen, einen Abend ohne diese Lieder zu bestreiten. Die Leute wollen das immer wieder hören. Aber alle jiddischen Klassiker können wir nicht spielen, dann wäre kein Platz mehr für neue Songs.

Früher haben Sie ausschließlich auf Französisch und Englisch gesungen. Wie kam es dazu, dass Sie heute nahezu nur noch deutsche und jiddische Lieder im Repertoire haben?
Ich bin da wie eine Musikbox. Wir spielen die Stücke, die die Leute hören wollen, weil sie sie woanders so nicht geboten bekommen. Darüber hinaus ist es schön zu sehen, was für eine starke Wirkung die jiddischen Lieder auf das Publikum haben. Und Deutsch ist meine Muttersprache, da fühlt es sich für mich einfach richtig an, deutsche Songs zu schreiben und zu singen. So sind meine beiden deutschen CDs entstanden.

1993 wurden Sie vom damaligen Chef der Bar jeder Vernunft als Sängerin entdeckt. Schließt sich für Sie mit Ihrer diesjährigen Konzertreihe der Kreis?
Absolut. Der frühere Bar-Chef, Lutz Deisinger, hatte seinerzeit ein Lied von mir gehört und mich danach für acht Wochen engagiert. So habe ich als Sängerin angefangen. Für dieses Engagement habe ich sogar mein Studium am Lee Strasberg Institute in New York hingeschmissen. So ähnlich kam auch »Bei mir bist Du schön!« zustande. Meine Band und ich haben im Frühjahr zwei Konzerte in der Bar gegeben. Lutz Deisinger, der eine Auszeit genommen und uns Jahre nicht gehört hatte, war gerade wieder zurückgekehrt und besuchte unsere beiden Konzerte. Danach hat er mich gefragt, ob wir das nicht einen Monat lang machen wollen. Zum Glück!


Sharon Brauner, 1969 in West-Berlin geboren, spielte bereits im Alter von drei Jahren ihre erste Rolle in einem Kinofilm. Während der Schulzeit wirkte sie in diversen Fernseh- und Kinofilmen mit. Nach dem Abitur studierte Brauner in New York am renommierten Lee Strasberg Institute Schauspiel. Darüber hinaus sang sie nachts Jazz-Standards in diversen Clubs. Weil sie die Gelegenheit bekam, in Deutschland weiter als Schauspielerin zu arbeiten, pendelte sie zwischen New York und Berlin. Eines Nachts hörte und sah der ehemalige Chef der »Bar Jeder Vernunft« Sharon in der Szene-Bar Florian’s auf dem Tresen singen und engagierte sie noch am selben Abend. »Von da an wurde es ernst mit dem Singen«, sagte Sharon Brauner einmal rückblickend.

»Bei mir bist Du schön!« ist eine Hommage an die jiddische Populärmusik und eine musikalische Reise durch die Biografie der Künstlerin. Mit Never-Heard-Before-Songs, Evergreens und eigenen Chansons steckt Brauner den musikalischen Horizont einer Nachkriegsgeneration ab, die auf der Suche nach einer neuen Identität im Repertoire der ungebremsten Lebensfreude fündig geworden ist.

28. Juni bis 24. Juli 2011
Di bis Sa 20:00 Uhr, Einlass ab 18:30 Uhr
So 19:00 Uhr, Einlass ab 17:30 Uhr
Tickets: 19 bis 27 €
Weitere Informationen: www.bar-jeder-vernunft.de

Bochum

Ausstellung von »Guernica-Gaza« abgesagt

Der Bilderzyklus von Mohammed Al-Hawajri ist wegen Antisemitismusvorwürfen umstritten

 07.09.2024

Speyer/Mainz/Worms

SchUM-Städte laden zu jüdischen Kulturtagen ein

Vorträge, Konzerte, Filme, Ausstellungen und Diskussionen stehen auf dem Programm

 06.09.2024

Literatur

Immer voller Zweifel

Lena Goreliks Poetik-Vorlesung in Hannover liegt nun auch als Buch vor – ihre Einblicke wirken nicht akademisch, sondern lebensklug

von Alexander Kluy  05.09.2024

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  05.09.2024

Milch

Land der Superkühe

Hightech, Kraftfutter und dreimal Melken am Tag: Israels Rinder gehören zu den produktivsten der Welt. Das hat seinen Preis

von Ralf Balke  04.09.2024

Aufgegabelt

Melonen-Gurke-Eis

Rezepte und Leckeres

 04.09.2024

Filmfest

Von Adrien Brody bis Leni Riefenstahl

In Venedig feierten »The Brutalist« über einen jüdischen Architekten, eine Doku zur NS-Propagandistin und das Olympia-Attentats-Drama »September 5« Premiere

von Jens Balkenborg  04.09.2024

7. Oktober

Die gestohlenen Kinder

Unsere Redakteurin beschreibt, was die Ermordung der sechs Geiseln am vergangenen Wochenende bei ihr - und wahrscheinlich allen Eltern - auslöst

von Nicole Dreyfus  04.09.2024

Geheimnisse und Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  04.09.2024