Medien

Ein Freund, ein guter Freund

Sein Name steht bis heute für Israelverbundenheit: Axel »Cäsar« Springer Foto: imago

»Israel ist nicht irgendein Staat!« Das war das persönliche und publizistische Credo Axel »Cäsar« Springers (1912–1985). Für den Pressezaren und tief gläubigen Christen war »das Überleben des jüdischen Volkes und der Wiederaufbau des Staates Israel der Beweis, dass Gottes Versprechen in der Bibel sich erfüllen.« Seine deutschen Landsleute hätten deshalb die historische Pflicht, »dem Staat Israel fest zur Seite zu stehen«. Positionen, die bis heute in den Arbeitsverträgen der im Berliner Springer-Hochhaus tätigen Redakteure stehen: Bekenntnis zur Aussöhnung zwischen Deutschen und Juden und unbedingtes Eintreten für das Existenzrecht des Staates Israel.

Springer, Ehrendoktor der Universitäten Ramat Gan und Jerusalem, machte Dutzende Reisen nach Israel. Er war ein enger Freund Teddy Kolleks, des Bürgermeisters von Jerusalem, kannte andere führende Politiker gut – David Ben Gurion, Golda Meir, Moshe Dayan und Chaim Weizman. Noch heute seien Springers Spuren allenthalben in Israel präsent, sagte vor fünf Jahren der damalige israelische Botschafter Shimon Stein bei der Eröffnung einer Axel Springer gewidmeten Schau im jüdischen Gemeindezentrum zu Berlin.

haltung Jetzt widmen das Fritz-Bauer-Institut und das Jüdische Museum Frankfurt/Main Springers Philosemitismus und Israelliebe eine internationale Konferenz am 27. und 28. März. Dimitrij Belkin hat die Tagung organisiert. »Es ist ein unglaublich ambivalentes, kontroverses und spannendes Thema«, sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter des Fritz-Bauer-Instituts. Die eindeutig pro-jüdische Haltung Springers und das, wofür sein Name bis heute in der deutschen Medienlandschaft stehe, seien ein »ziemlich einmaliges Phänomen«.

Diskutiert werden sollen bei dem Symposium Fragen wie das Neben- und Miteinander von remigrierten Juden und ehemaligen Nazis in der Führungsetage des Verlagshauses, die Rolle der Bild-Zeitung bei der pro-jüdischen Positionierung des Verlages damals und heute, der mögliche Zusammenhang zwischen Springers Antikommunismus, seinem Eintreten für Israel und dem offiziellen Antizionismus der DDR.

Spannend zu werden verspricht vor allem die Diskussion über die 68er-Springer-Gegner und Israel, nicht zuletzt wegen der Gesprächsteilnehmer auf dem Podium, unter ihnen Daniel Cohn-Bendit und Thomas Schmid, heute Herausgeber der »Welt«-Gruppe, vor 40 Jahren führender Frankfurter APO-Aktivist.

Die Veranstaltung ist eine Art Ouvertüre zu einer großen Springer-Ausstellung, die das Jüdische Museum Frankfurt kommendes Jahr zeigen wird. »Die Ausstellung und diese Tagung zusammen stellen eine intensive Reflexion über die Nachkriegs-Bundesrepublik dar, über die deutsch-jüdische Geschichte und über das Verhältnis von Deutschland und Israel«, sagt Dimitrij Belkin.

»Axel Springer – Juden, Deutsche und Israelis«
27. und 28. März, Museum Judengasse und Goethe-Universität Frankfurt/Main

Mehr Infos: www.fritz-bauer-institut.de

Bonn

Beethoven-Haus zeigt Ausstellung zu Leonard Bernstein

Die lebenslange Beschäftigung des Ausnahmetalents mit Beethoven wird dokumentiert

 25.04.2024

Potsdam

Chronist der neuen Weiblichkeit

Das Museum Barberini zeigt Modiglianis Menschenbilder in neuem Licht

von Sigrid Hoff  25.04.2024

München

Ausstellung zeigt Münchner Juden im Porträt

Bilder von Franz von Lenbach und anderen sind zu sehen

 25.04.2024

Wien

Spätwerk von Gustav Klimt für 30 Millionen Euro versteigert

Der Künstler malte das »Bildnis Fräulein Lieser« kurz vor seinem Tod

 25.04.2024

Los Angeles

Barbra Streisand: Lovesong als Zeichen gegen Antisemitismus

Für die Serie »The Tattooist of Auschwitz« singt sie das Lied »Love Will Survive«

 25.04.2024

Kommentar

AfD in Talkshows: So jedenfalls nicht!

Die jüngsten Auftritte von AfD-Spitzenpolitikern in bekannten Talk-Formaten zeigen: Deutsche Medien haben im Umgang mit der Rechtsaußen-Partei noch viel zu lernen. Tiefpunkt war das Interview mit Maximilian Krah bei »Jung & Naiv«

von Joshua Schultheis  24.04.2024

Meinung

Der Fall Samir

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Essay

Was der Satz »Nächstes Jahr in Jerusalem« bedeutet

Eine Erklärung von Alfred Bodenheimer

von Alfred Bodenheimer  22.04.2024

Sehen!

Moses als Netflix-Hit

Das »ins­pirierende« Dokudrama ist so übertrieben, dass es unabsichtlich lustig wird

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2024