Düsseldorf

Die Gretchenfrage

»Profunder Kenner von Judentum und Christentum«: der Dichter Heinrich Heine (1797–1856) Foto: dpa

Das Verhältnis des Dichters Heinrich Heine (1797–1856) zu Religion und Glauben ist Thema einer Sonderausstellung im Düsseldorfer Heinrich-Heine-Institut. Die Schau mit dem Titel Mich locken nicht die Himmelsauen beschäftigt sich unter anderem mit Heines Verhältnis zu Martin Luther (1483–1546).

Der Reformator sei von Heine als »nicht bloß der größte, sondern auch der deutscheste Mann« der Landesgeschichte geschätzt worden, in dessen »Charakter alle Tugenden und Fehler der Deutschen auf Großartigste vereinigt« seien, zitierte Kurator Jan von Holtum aus den Schriften des Romantik-Dichters.

Der aus einer jüdischen Familie stammende Heine, der sich 1825 evangelisch taufen ließ, habe in Glaubensfragen eine unkonventionelle und pragmatisch-tolerante Haltung eingenommen, sagte die Direktorin des Instituts, Sabine Brenner-Wilczek. Die Ausstellung, die bis zum 22. Juni gezeigt wird, präsentiert Briefe, Zitate, Kupferstiche und Bücher, darunter eine Lutherbibel von 1846 aus dem Privatbesitz Heines.

Schöpfung Angesichts seiner neu entfachten Begeisterung für das »Buch der Bücher« lobte Heine laut von Holtum vor allem den literarischen Wert der Bibel. »Welch ein Buch! Groß und weit wie die Welt, wurzelnd in die Abgründe der Schöpfung und hinaufragend in die blauen Geheimnisse des Himmels«, schrieb der in Düsseldorf geborene Schriftsteller und Journalist. »Martin Luther gab uns nicht bloß die Freyheit der Bewegung, sondern auch das Mittel der Bewegung; dem Geist gab er nemlich einen Leib.«

Heine habe seinen Blick immer auch »auf alle anderen Religionen schweifen lassen«, sagte Kurator von Holtum. Dabei habe die katholische Kirche »so manche Breitseite« abbekommen. Heine habe sich aber auch gegen Versuche der Protestanten gewehrt, ihn für ihre Zwecke einzuspannen. Er habe zu einem »nicht wirklich konfessionsgebundenen, eher politischen Gott zurückgefunden«, erklärten die Ausstellungsmacher.

Heines Ausführungen hätten stets um die wechselseitige Beziehung von persönlichem Glauben, institutionalisierter Religion und der Freiheit des Individuums gekreist, hieß es. Der Dichter könne interpretiert werden »als profunder Kenner von Judentum und Christentum, als spöttischer Kritiker von Staatsreligion, als großer Luther-Bewunderer, als Sensualist und Gegner der kirchlichen Entsagungsdoktrin, als eifriger Bibel-Leser und in späten Jahren vermeintlich als bekehrter Renegat«. epd

www.duesseldorf.de/heineinstitut

Fernsehen

Rache für den Holocaust? »Plan A« in der ARD

In dem Drama sinnt eine Gruppe Juden auf Rache für die deutschen Holocaust-Verbrechen

von Ute Wessels  03.05.2025 Aktualisiert

Interview

»Ich habe eine tiefe Liebe zu Israel«

Iris Berben über die Kraft von Worten, Reisen nach Israel und was ihr Hoffnung macht

von Katrin Richter  03.05.2025 Aktualisiert

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  02.05.2025

Donna Anna (Adela Zaharia) und Don Ottavio (Agustín Gómez) in »Don Giovanni/Requiem«

Oper

Requiem nach der Höllenfahrt

Der Exilrusse Kirill Serebrennikov erschüttert mit »Don Giovanni« in Berlin

von Maria Ossowski  02.05.2025

Sachbuch

Auf der Spur der wahren Germanen

Ein neues Buch zeigt, wie kurz der Weg vom Kult um die Germanen über das völkische Denken bis zum Antisemitismus und zum Holocaust war und ist

von Christoph Arens  02.05.2025

Dresden

Israel Philharmonic Orchestra an Doppelkonzert beteiligt

Der Israeli Lahav Shani dirigiert ein als »musikalisches Zeichen für Versöhnung und Frieden« angekündigtes Konzert

 02.05.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 2. bis zum 11. Mai

 02.05.2025

Basel

ESC hat Hotline für Betroffene von Gewalt, Judenhass und Rassismus

Die Organisatoren setzen auf eine Idee aus Baden-Württemberg. Gegen den Antisemitismus, der sich bereits im Vorfeld des Wettbewerbs zeigte, hilft die Telefonnummer jedoch nicht

 02.05.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  01.05.2025