Kino

»Die Berlinale tut Israels Kino gut«

Herr Schory, Sie werden am kommenden Dienstag mit einer Berlinale-Kamera ausgezeichnet. Fühlen Sie sich geehrt?
Das ist eine große Anerkennung – nicht für mich persönlich, sondern für das gesamte israelische Kino, das in den vergangenen 15 Jahren international sehr erfolgreich war und in den wichtigen Ligen mitspielt.

Kenner sagen, Filme gehören zu den besten Exportartikeln Israels ...
Ja, das israelische Kino ist sehr vielschichtig. Es liefert ein viel breiteres Bild von unserer komplexen Gesellschaft als die kurzen Sequenzen bei CNN oder anderen Nachrichtensendern, die vielen Menschen auf der Welt als Informationsquellen über Israel dienen.

Es wird immer wieder kritisiert, dass zu wenige israelische Filme bei der Berlinale gezeigt werden und sich die Vielfalt des Kinos nicht widerspiegelt. Was sagen Sie?
Die Berlinale muss gar nichts widerspiegeln. Sie trifft ihre Auswahl selbst. Manche Festivals haben in der Tat eine Agenda, aber wir müssen das breite Bild sehen. Die Berlinale hat Israels Kino über Jahre hinweg sehr gutgetan. Ich finde nicht, dass nur politische Filme gezeigt werden. Außerdem gibt es nicht nur das Festival, sondern auch die Berlinale Talents und den Filmmarkt. Diese Events sind für uns sehr wichtig, dabei entstehen Koproduktionen und Förderungen durch Stiftungen und TV-Sender. Diese Zusammenarbeit ist weiterhin sehr stark und produktiv.

Kulturministerin Miri Regev will ein israelisches Filmfestival in Paris nicht fördern, weil es zur Eröffnung den umstrittenen israelischen Spielfilm »Foxtrot« über einen Soldaten an einem Checkpoint zeigt.
Miri Regev hat selbst gesagt, dass sie den Film überhaupt nicht gesehen hat. Ich finde, man sollte einen Film zuerst anschauen, und dann kann man streiten, so lange man möchte. Dieser Film erzählt eine persönliche Geschichte aus der Sicht des Regisseurs. Vieles ist metaphorisch zu verstehen. Wir Israelis wollen unser Land weiterhin als demokratischen Staat mit völliger Redefreiheit sehen. Auch darum geht es in dieser Auseinandersetzung.

Israels Botschafterin in Paris sieht es als Problem, in Zeiten von BDS einen solchen Film prominent im Ausland zu präsentieren, weil das Israels Position schwäche.

Meiner Meinung nach ist genau das Gegenteil richtig. Ich denke, dass es uns als einzige Demokratie im Nahen Osten, wie wir uns in Israel gerne nennen, nur stärkt. Denn wenn wir an unsere eigene Stärke als demokratischer Staat glauben, dann gibt es auch Spielraum für unterschiedliche Meinungen.

Sie treten bei der Berlinale zusammen mit »Foxtrot«-Regisseur Samuel Maoz auf. Rechnen Sie mit Kritik?

Ich rechne mit gar nichts. Wir tun weiterhin das, was wir für richtig halten.

Mit dem Leiter des Israel Film Fund sprach Ayala Goldmann.

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  30.11.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 30.11.2025 Aktualisiert

Gerechtigkeit

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz 

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz Jahrzehnte nach Ende des NS-Regimes hoffen Erben der Opfer immer noch auf Rückgabe von damals geraubten Kunstwerken. Zum 1. Dezember starten Schiedsgerichte. Aber ein angekündigter Schritt fehlt noch

von Verena Schmitt-Roschmann  30.11.2025

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  29.11.2025

Interview

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Hans-Jürgen Papier, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts, zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025

Hollywood

Die »göttliche Miss M.«

Die Schauspielerin und Sängerin Bette Midler dreht mit 80 weiter auf

von Barbara Munker  28.11.2025

Literatur

»Wo es Worte gibt, ist Hoffnung«

Die israelische Schriftstellerin Ayelet Gundar-Goshen über arabische Handwerker, jüdische Mütter und ihr jüngstes Buch

von Ayala Goldmann  28.11.2025

Projektion

Rachsüchtig?

Aus welchen Quellen sich die Idee »jüdischer Vergeltung« speist. Eine literarische Analyse

von Sebastian Schirrmeister  28.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  28.11.2025