Vor Kurzem fuhr ich mit meiner Familie nach Paris. Die Zugfahrt dauerte einige Stunden, und ich wusste, da braucht es einiges an Kreativität, um jedes Familienmitglied bei Laune zu halten. Nachdem sämtlicher Proviant aufgegessen, sämtliche Spiele durchgespielt waren und gerade niemand in Stimmung zum Lesen war, musste ich mir zur Unterhaltung etwas Neues einfallen lassen.
Ich hatte mir fest vorgenommen, das Angebot des flachen Babysitters nicht in Anspruch zu nehmen. Einige Hochgeschwindigkeitskilometer weiter hatte ich die »zündende« Idee: Wir komponieren unseren eigenen Chanukka-Song! Na ja, komponieren klingt vielleicht etwas hochgegriffen, wir bedienten uns einer bekannten Melodie – und zwar der von »Jingle Bells« – und dichteten dazu einen neuen Text.
Bis es so weit war, nötigte ich meine Familie aber erst einmal zu einem Chanukka-Brainstorming. Alle mussten ins Zugabteil werfen, was ihnen zum wahrscheinlich schönsten jüdischen Fest einfiel. Lange brauchte niemand zu überlegen, in Windeseile wurde alles genannt, was zu Chanukka gehört: Öl, Kerzen, die Zahl Acht, Sufganiot, Geschenke, Wunder, Maoz Zur, Latkes, Licht, Dreidel, Makkabäer, Chanukkia … Doch irgendwann fiel auch uns nichts mehr ein. Nun ging es also ans Eingemachte, der Text musste her. Und zwar passend zu »Dashing through the snow / In a one-horse open sleigh …«
Bis Gare de Lyon war das Werk vollbracht – der neue Text geschrieben. Die größte Freude daran hatte selbstverständlich ich.
Selbst bei einem Selfmade-Song sind Silben, Reim und Rhythmus nicht zu unterschätzen, schließlich will man ja etwas Schönes kreieren. Doch siehe da, bis Gare de Lyon war das Werk vollbracht – der neue Text geschrieben. Die größte Freude daran hatte selbstverständlich ich. Wir tummelten uns durch die Großstadt, und ich trällerte hocherfreut entlang Seine, Boulevard Saint-Germain bis zum Eiffelturm meinen neuesten Hit rauf und runter, wohl wissend, dass es noch über zwei Wochen dauerte, bis er in die Charts einsteigen – pardon, bis Chanukka stattfinden – würde. Um meine Vorfreude dann zu komplettieren, deckte ich mich an der Rue des Rosiers noch mit Chanukka-Blingbling ein.
So wird am Sonntag dann alles bei uns leuchten: angefangen bei der Chanukkia, wenn ihr erstes Licht erstrahlt, über die erfreuten Kindergesichter, wenn sie ihre Geschenke öffnen dürfen, hin zu den Opas, die mit Hingabe in mit Marmelade überfüllte Berliner reinbeißen (und sich dabei vielleicht daran zurückerinnern, wie sie mit ihren Eltern Chanukka feierten) und zur Pariser Chanukka-Lichterkette, die den Raum erhellen wird. Und bis zu mir, die innerlich statt des »Maoz Zur« den eigenen Song singen wird.
Ob der Song veröffentlicht wird? Das ist noch ungewiss, hier jedenfalls eine kleine Kostprobe: »Es ist jetzt dann so weit / Es ist Chanukka-Zeit / Wir essen Berliner und denken ans Wunder …« Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Vielleicht mag ja der eine oder die andere auch selbst etwas Neues und »Chanukkaiges« texten. Viel Inspiration und Chanukka Sameach!