Glosse

Der Rest der Welt

Timothée Chalamet Foto: picture alliance / Richard Shotwell/Invision/AP

Glosse

Der Rest der Welt

Mini Moustache oder Zeit für Oberlippenflächliches

von Katrin Richter  13.03.2025 16:19 Uhr

Wir müssen reden, und zwar über Timothée Chalamet. Der Schauspieler, dessen Karriere mit der Rolle des buchbegeisterten, musikliebhabenden Elio in dem wundervollen Film Call Me By Your Name so richtig Fahrt aufnahm, der Willi Wonka verkörperte und in Dune den Stillsuit trug, der nun bei der Oscar-Verleihung in der Rolle als Bob Dylan leider etwas leer ausging, hat ein Problem.

Ich spreche nicht von den Outfits, die Chalamet in den vergangenen Wochen auf den roten Teppichen der Welt vorführte (komplett zartrosa bei der Berlinale, weißes asymmetrisches Jacket bei den Academy Awards), die wären eine Glosse für sich. Ich schreibe über den spärlichen Schnurrbart. Beziehungsweise ist das, was der gebürtige New Yorker dort zwischen Nase und Oberlippe trägt, ja eher der Inbegriff des Mini Moustache.

Eine nichtrepräsentative Umfrage in unserer Redaktion hat ergeben, dass meine Kollegin diese übersichtliche Gesichtsbehaarung bei Chalamet auch nicht gut findet. Natürlich wird er sich daraus zu Recht nichts machen, aber so kurz vor dem Frauentag hätte ich eine Bitte – statt Blumen: Leute, lasst das mit den Schurrbärten, den Oberlippenbärten, den Versuchen, eben solche zu bekommen. Außer Sam Elliot, Groucho Marx und Borat und außer zu Movember sollte kein junger oder alter Mann einen Schnurrbart tragen. Alle anderen wirken wie ein schlimmer Aufguss von Rudi Völlers schlimmem Panini-Bild aus dem Jahr 1991.

Was steht demnächst aus dem Kleiderschrank wieder auf: Paillettenkleid und Overknees?

Womit wir direkt beim nächsten Problem aus ähnlicher Zeit wären: Vokuhilas – oder auf Englisch Mullets. Bei diesem Haarexperiment handelt es sich um eine Art Frisur, die wahrscheinlich jeder schneiden kann, der keinen Spiegel aber eine Schere hat. Dacre Montgomery trug einen Mullet in seiner Rolle als Billy Hargrove in der Serie Stranger Things. Und irgendwie gefühlt seitdem sind die späten 80er und die frühen 90er wieder in der Modewelt.

Weiße Tennissocken in Mokassins, Bundfaltenhosen mit Jacket drüber, bulkige Plateauschuhe zu weiten schlackerigen Stoffhosen mit oversized Strickpullis. Was steht demnächst aus dem Kleiderschrank wieder auf: Paillettenkleid und Overknees?

Warum nehmen sich die coolen jungen Menschen von gerade jetzt diese schlimmen Pop-90er zum modischen Vorbild? Die Sachen werden nicht schöner, wenn man sie selbstbewusst trägt. Wenn sie doch wenigstens Grunge zur klamottentechnischen Orientierung gewählt hätten, aber nein, es musste ja der Stino-Look sein. Nun gut, jeder kann tragen, was er möchte, no offense, aber die Frage darf erlaubt sein.

Damit zurück zu Timothée Chalamet. Ende 2025 soll ein neuer Film mit ihm erscheinen. Darin soll er den amerikanisch-jüdischen Tischtennisspieler Marty Reisman spielen.

Ein kurzer Blick auf alte Fotos des Sportlers. Och, ja, das könnte cool werden: Brille und Hut erinnern ein wenig an Johnny Depp als Raoul Duke in Fear and Loathing in Las Vegas – aber, nein, was ist das? Schon wieder ein Bart, dieses Mal noch viel schlimmer: ein Goatee. Mäh!

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  19.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  19.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  19.11.2025

Magdeburg

Telemann-Preis 2026 für Kölner Dirigenten Willens

Mit der Auszeichnung würdigt die Landeshauptstadt den eindrucksvollen Umgang des jüdischen Dirigenten mit dem künstlerischen Werk Telemanns

 19.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Kino

Unter erschwerten Bedingungen

Das »Seret«-Festival zeigt aktuelle israelische Filmkunst in Deutschland – zum ersten Mal nur in Berlin

von Chris Schinke  19.11.2025

Bonn

Bonner Museum gibt Gemälde an Erben jüdischer Besitzer zurück

Das Bild »Bäuerliches Frühstück« aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wird restituiert

 19.11.2025

Perspektive

Humor hilft

Über alles lachen – obwohl die Realität kein Witz ist? Unsere Autorin, die israelische Psychoanalytikerin Efrat Havron, meint: In einem Land wie Israel ist Ironie sogar überlebenswichtig

von Efrat Havron  19.11.2025

New York

Rekordpreis für »Bildnis Elisabeth Lederer« bei Auktion

Bei den New Yorker Herbstauktion ist wieder ein Rekord gepurzelt: Ein Klimt-Gemälde wird zum zweitteuersten je versteigerten Kunstwerk – und auch ein goldenes Klo wird für einen hohen Preis verkauft

von Christina Horsten  19.11.2025