Finale

Der Rest der Welt

Meine Rettung: ein Safe für das Smartphone Foto: Marco Limberg

Es gibt einen seit Langem schwelenden Konflikt, der sich durch die Corona-Bedingungen in eine handfeste Schlacht ausgewachsen hat. Ort des Geschehens: meine Wohnung. Streitobjekt: Screen Time! Es wird täglich immer schwieriger, die Gören von den Bildschirmen wegzuzerren.

Tennisstunden Was habe ich nicht alles versucht, um ihren Terminkalender mit anderem, wertvollerem Zeitvertreib anzufüllen: Reit- und Tennisstunden, Wasserball, Rhythmische Sportgymnastik. Eigentlich schnurz! Hauptsache, die Kids sind eine Zeit lang beschäftigt und können ihre kleinen gierigen Grapscher nicht nach ihren Gadgets ausstrecken.

Und jetzt? Seit Kurzem sind die Sportvereine zu, die Schwimmbäder geschlossen, der Klettergarten desgleichen, ebenso abgeschrieben sind Vergnügungen wie Ruderbootfahren, Minigolf oder das Kindermuseum. Kurzum: Die Luft wird langsam dünn, und meine Kinder planen bereits einen kombinierten Handy-Tablet-Computer-Marathon.

Instagram Auch die anderen Eltern werden langsam nervös. Meine beste Freundin hatte aus lauter Verzweiflung einen Hamster angeschafft, um die Kids von ihren Screens abzulenken. Doch das lief nicht ganz so wie geplant: Der Hamster lernte unter ihrer Anleitung die neuesten Dance Moves und wurde im Handumdrehen der Star auf sämtlichen TikTok- und Instagram-Accounts. Die Kids klebten am Schirm wie nie zuvor.

Auch in den Parks, Gärten und Spielplätzen das gleiche Bild: Statt zu spielen, posen die Kleinen vor dem Klettergerüst und filmen sich gegenseitig für ihren Blog auf YouTube. Die teuflischen kleinen Screens sind eben mobil und allgegenwärtig, sie werden hinter Comics versteckt oder unter der Bettdecke und sind sogar beim Müll-raus-Bringen, Hundespaziergang oder beim Spülmaschine-Ausräumen dabei. Man kann sie schließlich nicht wegsperren – oder?

Google Verzweifelt google ich: Kinder + Handy + wegsperren, und siehe da: die Lösung!!! Das Ding nennt sich »Handy-Safe«, eine schicke kleine Box für Handys und Tablets, mit einem Zahlencode und Schlüsselchen versehen, eigentlich für den Strandurlaub gedacht. Genial! Warum bin ich darauf nicht schon früher gekommen? Sämtliche Screens verschwinden schon bald in meinem Safe. Ab jetzt müssen meine Kids sich jede Minute ihrer Screen Time verdienen!

Jede von mir ausgewählte, pädagogisch hochwertvolle Old-School-Aktivität bringt pro Stunde zehn Minuten Screen Time!

Am Montag kochen meine Kids stundenlang Marmelade ein, lernen, wie man Socken strickt, gießen ihre eigenen Kerzen, lassen Drachen steigen. Und fallen danach völlig mürbe in ihre Betten. Die angesparte Screen Time wird auf den nächsten Tag verschoben.

Das Programm am Dienstag: Kekse backen, Glasmalerei, Nachbars Hund ausführen, Papierflieger basteln, und am Abend pennen die beiden vor ihren Screens ein. Triumph!

Bingewatching Bis Mittwochabend hatten sich die Kids 15 Stunden Screen Time angespart. Wir machten Popcorn und guckten Zurück in die Zukunft, Teil 1 bis 3. Jetzt sind immer noch zehn Stunden übrig! Ich spiele mit dem Gedanken, den Kids ihre Screen Time einfach abzukaufen. Und dann starte ich einen Binge-Watching-Marathon.

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  10.12.2025

Kalender

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 11. Dezember bis zum 17. Dezember

 10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Neuerscheinung

Albert Speer als Meister der Inszenierung

Wer war Albert Speer wirklich? Der französische Autor Jean-Noël Orengo entlarvt den gefeierten Architekten als Meister der Täuschung – und blickt hinter das Image vom »guten Nazi«

von Sibylle Peine  10.12.2025

Interview

»Mascha Kaléko hätte für Deutschland eine Brücke sein können«

In seinem neuen Buch widmet sich der Literaturkritiker Volker Weidermann Mascha Kalékos erster Deutschlandreise nach dem Krieg. Ein Gespräch über verlorene Heimat und die blinden Flecken der deutschen Nachkriegsliteratur

von Nicole Dreyfus  09.12.2025

Zahl der Woche

2 Jahre

Fun Facts und Wissenswertes

 09.12.2025

Sehen!

»Golden Girls«

Die visionäre Serie rückte schon in den jugendwahnhaftigen 80er-Jahren ältere, selbstbestimmt männerlos lebende Frauen in den Fokus

von Katharina Cichosch  09.12.2025

Film

Woody Allen glaubt nicht an sein Kino-Comeback

Woody Allen hält ein Leinwand-Comeback mit 90 für unwahrscheinlich. Nur ein wirklich passendes und interessantes Rollenangebot könnte ihn zurück vor die Kamera locken.

 09.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Von Kaffee-Helden, Underdogs und Magenproblemen

von Margalit Edelstein  08.12.2025