Glosse

Der Rest der Welt

Gute Ideen kommen mir im Fitnessstudio, während ich die Langhantel schwinge. Foto: Getty Images / istock

Es gibt nichts Gutes – außer, man bereitet es selbst vor. Nach diesem Motto planen meine Freundin und ich eine Party, die für unsere Verhältnisse ein Mega-Event ist: Wir rechnen mit mehr Gästen als bei einer Hochzeit.

Denn es ist ein Schicksalsjahr in unserem Leben: Wir werden tatsächlich 50 – ein Ereignis, das ein Freund nach seiner überstandenen 50er-Geburtstagsfeier (wahrscheinlich in Katerstimmung) als »Nahtoderlebnis« bezeichnet hat.

Optimismus Wir sehen das viel optimistischer: So fantastisch wie unsere Party werden auch unsere kommenden Jahrzehnte. Also stehen wir schwer unter Druck.

Nichts darf schiefgehen – weder bei der Gästeliste noch beim Catering noch bei der Musik. Und dann brauchen wir noch einen Special Act. Was könnte das bloß sein?

So fantastisch wie unsere Party werden auch unsere kommenden Jahrzehnte.

Fitness Gute Ideen kommen mir im Fitnessstudio, während ich die Langhantel schwinge. Das glaubt mir natürlich keiner, der mich kennt. Ich meine, dass ich da hingehe. Ich gebe offen zu: Sowohl das Studio als auch der Kurs waren die Idee meiner energischen Freundin, in deren Schlepptau ich mich zu einer Mitgliedschaft in einem Charlottenburger Klub entschlossen habe – wo ältere Damen (also Frauen über 50) genauso gern gesehen sind wie junge Athleten mit riesigen Muskelpaketen.

Davor war ich schon mal in einem »cooleren« Studio in Kreuzberg angemeldet, was sich aber leider nur in meinen Kontoauszügen niederschlug. Denn nach dem Probetraining bin ich dort nie wieder aufgekreuzt.

Aber nun ist alles solide: Meine Freundin steht jede Woche neben mir auf der Matte und sorgt dafür, dass wir im Klub nicht nur Kaffee trinken. Und wenn wir die Hanteln über die Köpfe schwingen, fühle ich mich bärinnenstark. An diesem Wochenende, als ich im Studio in den Spiegel schaute, kam mir dann der zündende Einfall für die Party.

Bizeps Wir sind der Special Act! Allerdings nicht live: Wir drehen ein Video beim Langhanteltraining und zeigen den Gästen nicht nur unseren Bizeps, sondern auch den Trizeps – ein Muskel, von dem ich bis vor Kurzem nicht einmal wusste, dass er überhaupt existiert.

Meine Freundin steht neben mir auf der Matte und sorgt dafür, dass wir im Klub nicht nur Kaffee trinken.

Ausgerechnet wir beide, die Traumatisierten des Sportunterrichts! Bis heute streiten wir darüber, wer immer als Letzte in die Mannschaft gewählt wurde. Natürlich war ich es, denn ich konnte keinen Ball fangen. Auch Schwimmen war eine Pleite: Ich konnte gar nichts außer Brustschwimmen, beim Kraulen soff ich ab und kassierte eine Sechs. Vom Schwebebalken oder Reck wollen wir an dieser Stelle lieber schweigen.

Muskelprotze Wenn die Sportlehrer unser Hantel-Video zum 50. Geburtstag sehen könnten, dann wüssten sie, dass aus uns doch noch etwas geworden ist. Wir laden sie aber nicht ein. Sollen die Männer doch denken, was sie wollen!

Auch die Muskelprotze im Studio, die mit drei 20-Kilo-Scheiben an jeder Seite ihrer Langhantel trainieren (wir dagegen maximal mit 4,5 Kilo) lassen uns völlig kalt. Irgendwann packen wir uns mehr Gewichte drauf. Oder auch nicht!

Streaming

Gepflegter Eskapismus

In der Serie »Call my Agent Berlin« nimmt sich die Filmbranche selbst auf die Schippe – mit prominenter Besetzung

von Katrin Richter  02.12.2025

Jean Radvanyi

»Anna Seghers war für mich ›Tschibi‹«

Ein Gespräch mit dem Historiker über die Liebesbriefe seiner Großeltern, Kosenamen und hochaktuelle Texte

von Katrin Richter  02.12.2025

TV-Kritik

Politisierende Ermittlungen

In »Schattenmord: Unter Feinden« muss eine arabisch-stämmige Polizistin den Mord an einem jüdischen Juristen aufklären

von Marco Krefting  02.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Rache

»Trigger-Thema« für Juden

Ein Filmseminar der Jüdischen Akademie untersuchte das Thema Vergeltung als kulturelle Inszenierung

von Raquel Erdtmann  01.12.2025

Wuppertal

Schmidt-Rottluff-Gemälde bleibt in Von der Heydt-Museum

»Zwei Frauen (Frauen im Grünen)« von Karl Schmidt-Rottluff kann im Von der Heydt Museum in Wuppertal bleiben. Nach Rückgabe an die Erbin erwarb die Stadt das Bild von ihr. Vorausgegangen waren intensive Recherchen zur Herkunft

 01.12.2025

Dorset

»Shakespeare In Love« - Dramatiker Tom Stoppard gestorben

Der jüdische Oscar-Preisträger war ein Meister der intellektuellen Komödie. Er wurde 88 Jahre alt

von Patricia Bartos  01.12.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 30.11.2025 Aktualisiert