Finale

Der Rest der Welt

Das ultimative Sehnsuchtsobjekt eines jeden Grundschülers: ein Smartphone! Foto: Getty Images / istock

Finale

Der Rest der Welt

Warum mein Sohn kein Smartphone zur Barmizwa bekommt

von Ayala Goldmann  08.10.2018 19:55 Uhr

Anderen Eltern geht es auch nicht besser. »Fast alle Mitschüler meines Sohnes besitzen ein Smartphone. Bisher fand ich das absurd. Jetzt denke ich anders«, schreibt »Spiegel«-Redakteur Hauke Goos in der jüngsten Ausgabe des Magazins.

Offenbar hat der Kollege das gleiche Problem wie ich: Seitdem mein Sohn das Gymnasium besucht, muss ich mir jeden Nachmittag nach Schulschluss beharrliches Gequengel anhören. Nur unseretwegen sei er vom WhatsApp-Chat der Klasse abgeschnitten, behauptet der Fünftklässler. Alle anderen hätten ein Smartphone. Fast alle! Nur er nicht!

anreiz Bisher habe ich auf diese Beschwerden mit der immer gleichen Antwort reagiert: »Vergiss es. Auf diesem Ohr bin ich taub! Ein Smartphone gibt es erst zur Barmizwa.« Der 13. Geburtstag erschien mir bislang als idealer Zeitpunkt, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: meinen dann hoffentlich medienreifen Sohn in die digitale Selbstständigkeit zu entlassen und ihm einen zwingenden Anreiz zu bieten, die Zeremonie der Religionsmündigkeit in der Synagoge zu absolvieren.

Letzteres nur für den Fall, dass mein Sohn sich entschließen sollte, Atheist zu werden und die Barmizwa zu verweigern. Schließlich bin ich in puncto Halacha kein unschlagbares Vorbild, kann also schlecht mit den Mizwot argumentieren. Also muss eine materielle Verheißung her. Und was wäre da besser geeignet als das ultimative Sehnsuchtsobjekt eines jeden Grundschülers?

erpressung »Das ist doch Erpressung«, findet mein Mann. »Was hat das Smartphone mit der Barmizwa zu tun?« Das sagt er natürlich nur, weil er nicht die nächsten dreieinhalb Jahre lang jeden Tag mit meinem Sohn verhandeln möchte. Aus dem gleichen Grund, vermute ich, ist jetzt auch der Kollege aus Hamburg eingeknickt: Wenn der Sprössling in einem Jahr auf die weiterführende Schule wechselt, solle er sein Smartphone bekommen, verkündet der Vater im »Spiegel«. Als Rechtfertigung führt er an, der Mensch müsse sich an Neues gewöhnen.

Da der Kollege drei Jahre älter ist als ich, fällt ihm das vielleicht noch schwerer als mir – ich selbst kann mich nicht endgültig von meinem Klapphandy trennen und fremdele immer noch mit dem iPhone. Aber was soll ich als Begründung schreiben? »Chadasch Assur min ha-Tora« – die Tora verbietet jede Neuerung, wie es Rabbiner Moses Schreiber aus Pressburg formuliert hat? Das glaubt mir doch kein Mensch. Vor allem nicht mein Sohn.

Nein, ich möchte ihn nicht von der digitalen Entwicklung abschneiden. Aber ich möchte auch nicht, dass er gegen einen Laternenpfahl läuft, nur weil er einem Computerspiel nicht widerstehen kann. Keine weiteren Diskussionen: Vor seinem zwölften Geburtstag bekommt mein Sohn auf keinen Fall ein Smartphone. Und für die Barmizwa lasse ich mir bessere Argumente einfallen!

Basel

Mann wollte Juden während des ESC angreifen

Kurz vor dem »Eurovision Song Contest« in der Schweiz wurde ein 25-Jähriger wegen konkreter Gewaltdrohungen festgenommen und ausgewiesen

von Nicole Dreyfus  16.12.2025

Berlin

Umstrittene 88: Der schwierige Umgang mit rechten Codes

Im Berliner Fußball sorgt die Debatte um die Rückennummer 88 und dem Hitler-Bezug für Kontroversen. Warum das Verbot erneut scheiterte und wie der Fußball insgesamt mit rechtsextremen Codes umgeht

von David Langenbein, Gerald Fritsche, Jana Glose  16.12.2025

Wien

ESC 2026: ORF will israelfeindliche Proteste nicht ausblenden

Die Debatte und der Boykott einzelner Länder wegen der Teilnahme Israels haben den ESC 2026 bisher überschattet. Auch beim Event im Mai selbst drohen Proteste. Wie geht der ORF damit um?

 16.12.2025

Washington D.C.

Trump sorgt mit Angriffen auf ermordeten Rob Reiner für Empörung

Der jüdische Regisseur sei an einem »Trump-Verblendungssyndrom« gestorben, schreibt der Präsident. Dafür erntet er seltene Kritik aus den eigenen Reihen

 16.12.2025

Nachruf

Filmproduzent mit Werten

Respektvoll, geduldig, präzise: eine Würdigung des sechsfachen Oscar-Preisträgers Arthur Cohn

von Pierre Rothschild  15.12.2025

Meinung

Xavier Naidoos antisemitische Aussagen? Haken dran!

Der Mannheimer Sänger füllt wieder Konzertsäle. Seine Verschwörungserzählungen über Juden und holocaustrelativierenden Thesen scheinen kaum noch jemanden zu stören

von Ralf Fischer  15.12.2025

Los Angeles

Bestürzung über Tod von Rob Reiner und Ehefrau Michele

Der jüdische Regisseur und seine Frau wurden tot in ihrem Haus aufgefunden. Die Polizei behandelt den Fall als mögliches Tötungsdelikt

 15.12.2025

Justiz

Gericht: Melanie Müller zeigte mehrmals den Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was im Berufungsverfahren zur Debatte steht

von André Jahnke  14.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  14.12.2025