Comic

Das Geheimnis der Nowolipki 18

Alles beginnt mit einer vollen Wasserflasche und einem überkorrekten Sicherheitsbeamten am Ben-Gurion-Flughafen. Regina, eine ältere Dame, sieht gar nicht ein, warum sie ihr Getränk so einfach wegwerfen muss, nur weil dieser Uniformierte das von ihr verlangt. Regina, man könnte sie als etwas bockig und eigensinnig beschreiben, lässt sich das nicht bieten und bleibt so lange vor dem Beamten stehen, bis sie auch den letzten Tropfen aus der Flasche leer getrunken hat. Zum Erstaunen ihrer Enkelin Mika, die allerdings schon einiges von ihrer Großmutter gewöhnt ist.

Die beiden Frauen sind auf den Weg nach Warschau, um das Haus zu suchen, das Reginas Familie im Zweiten Weltkrieg aufgeben musste. Dieses Erbe ist allerdings nur ein Grund, warum sich die hochbetagte, aber stolze Regina auf solch eine beschwerliche Reise begibt. Denn eigentlich sucht sie eine ganz bestimmte Person aus ihrem früheren Leben.

spurensuche Die neue Graphic Novel Das Erbe der Israelin Rutu Modan kommt geheimnisvoll daher. Nicht nur, weil sich Großmutter und Enkelin, die gerade erst den Tod von Mikas Vater verkraften mussten, auf unterschiedliche Weise der Geschichte nähern. Sondern auch, weil ihnen während dieser Reise Menschen begegnen und Dinge geschehen, die Teil des Erbes sind, nach dem Regina sucht. Wie Stücke eines Puzzles kommen die Erzählstränge, ganz langsam und mit Raffinesse entwickelt, zu einem kompletten Bild zusammen.

Modan, die sich 2007 mit ihrer ersten Graphic Novel Exit Wounds, der Geschichte eines verschwundenen Vaters und seiner Verwicklung in ein Selbstmordattentat, international einen Namen machte, gelingt es, mit Das Erbe eine biografisch gefärbte Geschichte so zu erzählen, dass sie bis zur letzten Seite durchweg spannend bleibt.

Zum einen liegt das an der Authentizität, mit der die 47-Jährige, die für dieses Buch selbst nach Polen gefahren ist und die in der Figur der Regina ihre beiden Großmütter vereint, die Handlung erzählt. Zum anderen sind es die Figuren, die, charakterstark ausgearbeitet und mit Witz und viel Eigensinn gezeichnet, der Geschichte eine packende Atmosphäre verleihen – fast schon wie in einem Krimi.

Lesen Sie auch unser Interview mit Rutu Modan
https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/abstraktion-ist-expliziter/

Rutu Modan: »Das Erbe«. Aus dem Hebräischen übersetzt von Gundula Schiffer. Carlsen. Hamburg 2013, 224 S., 24,90 €

Kulturkolumne

Was bleibt von uns?

Lernen von John Oglander

von Sophie Albers Ben Chamo  25.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  25.11.2025

Jüdische Kulturtage

Musikfestival folgt Spuren jüdischen Lebens

Nach dem Festival-Eröffnungskonzert »Stimmen aus Theresienstadt« am 14. Dezember im Seebad Heringsdorf folgen weitere Konzerte in Berlin, Essen und Chemnitz

 25.11.2025

Hollywood

Scarlett Johansson macht bei »Exorzist«-Verfilmung mit

Sie mimte die Marvel-Heldin »Black Widow« und nahm es in »Jurassic World: Die Wiedergeburt« mit Dinos auf. Nun lässt sich Scarlett Johansson auf den vielleicht düstersten Filmstoff ihrer Laufbahn ein

 25.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  24.11.2025

Nachruf

Das unvergessliche Gesicht des Udo Kier

Er ritt im Weltall auf einem T-Rex, spielte für Warhol Dracula und prägte mit einem einzigen Blick ganze Filme. Udo Kier, Meister der Nebenrolle und Arthouse-Legende, ist tot. In seinem letzten Film, dem Thriller »The Secret Agent«, verkörpert er einen deutschen Juden

von Christina Tscharnke, Lisa Forster  24.11.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  24.11.2025

Nürnberg

»Tribunal 45«: Ein interaktives Spiel über die Nürnberger Prozesse

Darf man die Nürnberger Prozesse als Computerspiel aufarbeiten? Dieses Spiel lässt User in die Rolle der französischen Juristin Aline Chalufour schlüpfen und bietet eine neue Perspektive auf die Geschichte

von Steffen Grimberg  24.11.2025