Jüdischer Salon

»Danke, liebe Mutter!«

Jüdisches Pingpong: Sabena Donath und Daniel Donskoy Foto: Screenshot

Der Titel dieses Abends war treffend gewählt. Mit »Alleine auf einer großen Bühne« war die Begegnung zwischen Sabena Donath und Daniel Donskoy überschrieben, die vergangene Woche erstmals auf YouTube ausgestrahlt wurde. Die Leiterin der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden in Deutschland traf den 1990 in Moskau geborenen Schauspieler, Musiker, »Freitagnacht Jews«-Moderator und nicht zuletzt Frauenschwarm auf der Bühne des Frankfurter Schauspielhauses.

Sie sprachen zwar vor einem leeren Saal, doch war diese vierte Ausgabe des »Jüdischen Salons« des Zentralrats hochgradig konzentriert. Man erlebte ein Werkstattgespräch, in dem Donskoy ehrliche und ungeschönte Einblicke in sein Selbstverständnis als Künstler und in Deutschland lebender Jude gewährte und Donath ihre Fragen mit persönlichen Einstellungen und Erfahrungen grundierte.

Late Night »Für mich war es wichtiger, junge, moderne jüdische Stimmen zu zeigen als konservative«, sagte Daniel Donskoy zur Konzeption seiner vielfach gefeierten Late-Night-Show »Freitagnacht Jews«. Deren erste und bisher einzige Staffel ist in der ARD-Mediathek sowie auf YouTube zu sehen und läuft ab dem 18. Juni freitagabends im WDR-Fernsehen.

In den insgesamt acht Folgen trifft Donskoy jüdische und auch nichtjüdische Persönlichkeiten zu einem selbst gekochten Schabbatessen – und einem offenen Gespräch über unterschiedliche Facetten des jüdischen Lebens in Deutschland. Es sei ihm wichtig gewesen, die Begegnungen mithilfe einer Thematik zu entfalten und die Gäste nicht einfach nur als Juden vorzustellen, sagte Donskoy. Er hätte sich bloß zwei bis drei weitere Folgen gewünscht. »Es durfte nicht statisch werden, das war das Wichtigste.«

Sabena Donath lobte Daniel Donskoy für seine »Unverschämtheit« und »Chuzpe«. Sie traue sich nicht, so unverschämt zu sein. »Früher habe ich meine Eltern provoziert, jetzt provoziere ich das deutsche Publikum«, merkte Donskoy augenzwinkernd an. Auf Donaths Frage, für wen er »Freitagnacht Jews« mache, antwortete er: »Zum großen Teil auch für mich selbst, weil ich für mich herausfinden wollte, wie mein Bezug zum Judentum ist.« Er sei säkular und trete für ein progressives, liberales und diverses Judentum ein.

Handreichen »Für mich ist Judentum nicht sehr mit Religion verbunden«, fügte Donskoy an und sagte: »Wir sind keine jüdische Community, sondern eine Schicksalsgemeinschaft.« »Freitagnacht Jews« sieht er aber auch als einen Beitrag zur Mehrheits­gesellschaft. »Diese Show ist ein Handreichen, eine Brücke schlagen.« Er habe die Möglichkeit gehabt, jüdischen jungen Stimmen eine Plattform zu bieten, über die sie ein Publikum erreichen, mit dem sie sonst nicht in Verbindung treten könnten. »Freitagnacht Jews« sei ein erster Schritt gewesen – nämlich die erste jüdische Late-Night-Show in Deutschland. Eine weitere Besonderheit der Show stellte Donskoy deutlich heraus: »Ich habe noch nie so viel Kunst und Persönliches wie hier zusammengebracht.«

Besonders war dieses Gespräch auf der Bühne des Frankfurter Schauspielhauses auch in seinen vielen direkten und überraschenden Momenten, die an jüdisches Pingpong erinnern. Da fragte Daniel Donskoy Sabena Donath unvermittelt: »Glaubst du an Gott?« »Ja. Sehr«, erwiderte sie entschieden. Donskoy quittiert es mit einem vielsagenden, wohl skeptischen Blick.

An einer anderen Stelle sagt Donskoy, er könne kochen. Auf Donaths Frage, wo er das gelernt habe, antwortet er knapp: »Bei Mama.« Daniel Donskoy dreht sich zur Kamera und sagt: »Danke, liebe Mutter!« – ein Move, den er schon in »Freitagnacht Jews« vielfach erprobt hat und der auch hier, im Frankfurter Schauspielhaus, zwar ohne Publikum vor Ort, aber mit vielen Zuschauern im Livestream, bestens funktionierte.

Hochstapler

»Tinder Swindler« in Georgien verhaftet

Der aus der Netflix-Doku bekannte Shimon Hayut wurde auf Antrag von Interpol am Flughafen festgenommen

 16.09.2025

Eurovision Song Contest

Streit um Israel: ESC könnte wichtigen Geldgeber verlieren

RTVE ist einer der fünf größten Geldgeber des Eurovision Song Contest. Umso schwerer wiegt der Beschluss, den der spanische Sender verkündet

 16.09.2025

Literatur

Bestseller aus Frankreich: »Der Barmann des Ritz«

Philippe Collin hat ein packendes Porträt über einen jüdischen Barkeeper im Zweiten Weltkrieg geschrieben

von Sibylle Peine  16.09.2025

Belgien

Gent bleibt hart: Lahav Shani bei Festival weiter unerwünscht

Nach massiver Kritik befasste sich der Verwaltungsrat des Musikfestivals am Montagabend erneut mit der Ausladung der Münchner Philharmoniker. Es blieb bei der Ausladung

von Michael Thaidigsmann  16.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  16.09.2025 Aktualisiert

Nach Absage in Belgien

Lahav Shani in Berlin: Ein außergewöhnliches Konzert

Der Israeli hielt die Spannung mit den Händen – der Dirigent und die Münchner Philharmoniker wurden mit Standing Ovations gefeiert

von Maria Ossowksi  16.09.2025

Berlin

Kulturausschuss lädt Dirigenten Lahav Shani zu Gespräch ein

Die Konzert-Absage an den israelischen Dirigenten sorgt für Kritik - und für Gesten der Solidarität. Nach einem Konzert in Berlin macht auch der Kulturpolitiker Sven Lehmann eine Ansage

 16.09.2025

Nach Absage in Belgien

Dirigent Shani in Berlin gefeiert

Nach der Ausladung von einem Festival werden die Münchner Philharmoniker und ihr künftiger Chefdirigent Lahav Shani in Berlin gefeiert. Bundespräsident Steinmeier hat für den Fall klare Worte

von Julia Kilian  15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025