Porträt

Brahms und »Sesamstraße« - Itzhak Perlman wird 75

Lotet mit seiner Violine die Tiefen der menschlichen Empfindungen aus: Itzhak Perlman Foto: Screenshot JA

Er liebe den Sound von brutzelnden Zwiebeln in der Pfanne, sagte Barack Obama über Itzhak Perlman, als er ihm vor fünf Jahren die Freiheitsmedaille des US-Präsidenten verlieh. Doch noch mehr, so fuhr Obama im Weißen Haus fort, liebe der Geiger die Musik, »die für ihn wie selbstverständlich zum Leben gehört«: Perlman, der seit mehr als 50 Jahren weltweit auftritt, ist so etwas wie ein Popstar der Klassik. Der Geiger, in Israel geboren und in den USA berühmt geworden, steht in einer Reihe mit Legenden seines Fachs, etwa Yehudi Menuhin oder Jascha Heifetz.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Nicht nur Brahms und Mendelssohn - Perlman tritt mit seiner Stradivari gemeinsam mit Billy Joel zu »We did’nt start the fire« auf, oder er spielt zu einem Entscheidungsspiel die US-Nationalhymne.

Der Geiger, der an diesem Montag (31. August) 75 Jahre alt wird, war schon in der »Sesamstraße«, spielte im Soundtrack zu »Schindlers Liste«, auch Jazz und Klezmer gehören zu seinem Repertoire. Immer wieder blickt er über die Grenzen der klassischen Musik hinaus - und bleibt dabei einer der großen Violinvirtuosen.

Dabei sah es zunächst so aus, als ob die Hürden für eine Musikerkarriere kaum überwindbar seien. Mit vier Jahren erkrankte der 1945 in Jaffa geborene Perlman an Kinderlähmung. Seitdem ist er auf Gehhilfen angewiesen und kann nur im Sitzen spielen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Nach einer Behandlung begann er in Israel mit der Ausbildung. Mit 13 Jahren zog er in die USA und studierte an der New Yorker Juilliard School mit den Lehrern Ivan Galamian und Dorothy DeLay. Ein Auftritt in der TV-Show von Ed Sullivan machte das Wunderkind auf einen Schlag berühmt.

Mit atemberaubender Leichtigkeit fliegen Perlmans Finger zu Mendelssohns e-Moll-Konzert. Auf DeLays Betreiben, die den jungen Perlman nach Kräften förderte, gibt er 1963 sein erstes Konzert in der Carnegie Hall. Mit Henryk Wieniawskis f-Moll-Konzert erntet er einen Riesenerfolg.

»Der Mut, mit dem er seine Behinderung annahm, ist unglaublich«, sagte einmal Daniel Barenboim, der Perlman aus Kinderjahren in Tel Aviv kennt. Mit dem Pianisten und Dirigenten spielte er unter anderem die Brahms-Sonaten für Klavier und Violine und Beethovens Tripelkonzert ein.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Manchmal federleicht, zuweilen wie der ferne Klang einer Schellackplatte klingt Perlmans Spiel. Er könne der Geige jeden Klang entlocken, schwärmte ein Kritiker der »New York Times«. Aber Perlman wolle sein Publikum nicht überwältigen, er sei ein »demokratischer Virtuose«, »einer von uns«.

Ob mit Pinchas Zukerman, Martha Argerich, Plácido Domingo oder Yo-Yo Ma – es gibt kaum einen berühmten Interpreten oder Dirigenten, mit dem Perlman nicht musiziert hätte. Und kaum ein großes Orchester, das ihn nicht engagierte – von den Wiener bis zu den Berliner Philharmonikern, die er auch dirigierte. Dabei wurde er mit Preisen überhäuft – mit Grammys, Goldenen Schallplatten und Ehrendoktor-Würden.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auch als Geigenlehrer ist er unterwegs. »Ich rate meinen Studenten immer, auch zu unterrichten, weil sie dann auch etwas für ihr eigenes Können entdecken«, sagt Perlman in der neuen Dokumentation »Itzhak Perlman - Ein Leben für die Musik«.

Sein Repertoire ist geradezu überbordend. Ob Vivaldis »Vier Jahreszeiten«, die Konzerte von Bruch, Sibelius oder Brahms, Kammermusik und Paganinis Variationen – Perlman hat sie mit seiner Stradivari-Geige von 1714 alle gespielt und oft auch mehrfach aufgenommen. Auch wenn er in den letzten Jahren eher ins Seichte abrutschte, er ist immer ein Geigenzauberer geblieben und hat sich dabei nicht in den Elfenbeinturm verkrochen. Geigen-Aficionados können sich auf YouTube bei ihm Tipps holen - in Videos wie etwa »Itzhak über das Vibrato«.

Biografie

Schauspieler Berkel: In der Synagoge sind mir die Tränen geflossen 

Er ging in die Kirche und war Messdiener - erst spät kam sein Interesse für das Judentum, berichtet Schauspieler Christian Berkel

von Leticia Witte  11.07.2025

TV-Tipp

Der Mythos Jeff Bridges: Arte feiert den »Dude«

Der Weg zum Erfolg war für Jeff Bridges steinig - auch weil der Schauspieler sich gegen die Erfordernisse des Business sträubte, wie eine Arte-Doku zeigt. Bis er eine entscheidende Rolle bekam, die alles veränderte

von Manfred Riepe  11.07.2025

Thüringen

Yiddish Summer startet mit Open-Air-Konzert

Vergangenes Jahr nahmen rund 12.000 Menschen an den mehr als 100 Veranstaltungen teil

 11.07.2025

Musik

Nach Eklat: Hamburg, Stuttgart und Köln sagen Bob-Vylan-Auftritte ab

Nach dem Eklat bei einem britischen Festival mit israelfeindlichen und antisemitischen Aussagen sind mehrere geplante Auftritte des Punk-Duos Bob Vylan in Deutschland abgesagt worden

 10.07.2025

Agententhriller

Wie drei Juden James Bond formten

Ohne Harry Saltzman, Richard Maibaum und Lewis Gilbert wäre Agent 007 möglicherweise nie ins Kino gekommen

von Imanuel Marcus  12.07.2025 Aktualisiert

Kulturkolumne

Bilder, die bleiben

Rudi Weissensteins Foto-Archiv: Was die Druckwelle in Tel Aviv nicht zerstören konnte

von Laura Cazés  10.07.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  10.07.2025

Ethik

Der Weg zum Glück

Nichts ist so flüchtig wie der Zustand großer Zufriedenheit. Doch es gibt Möglichkeiten, ihn trotzdem immer wieder zu erreichen – und Verhaltensweisen, die das Glück geradezu unmöglich machen

von Shimon Lang  10.07.2025

Essay

Das Jewish-Hollywood-Paradox

Viele Stars mit jüdischen Wurzeln fühlen sich unter Druck: Sie distanzieren sich nicht nur von Israel und seiner Regierung, sondern auch von ihrem Judentum. Wie konnte es so weit kommen?

von Jana Talke  10.07.2025