Finale

Ayalas Welt

Mit großer Freude habe ich unlängst in dieser Zeitung gelesen, dass der Londoner Chabad-Rabbiner Nissan Dovid Dubov den Gojim empfiehlt, sich mit Noachs Gesetzen zu befassen. Laut Maimonides, schreibt Dubov, hat ein gerechter Nichtjude einen Platz in der kommenden Welt, wenn er die sieben noachidischen Gebote achtet – vor allem den Glauben an einen einzigen Gott. Es stimmt also gar nicht, dachte ich mir, dass Dubov Gojim nicht leiden kann.

Ein paar Wochen vorher hatte ich nämlich auf der Website von Chabad Lubawitsch einen Aufsatz von demselben Nissan Dovid Dubov gefunden – unter dem Titel »Warum ist es problematisch, einen Nichtjuden zu heiraten?« Dort schreibt der Rabbi, Mischehen könne man »als Hochverrat am jüdischen Volk betrachten, denn anstatt mehr Juden auf die Welt zu bringen, beteiligt man sich an der Dezimierung unseres Volkes. Man steuert sozusagen bei zu Hitlers Endlösung, die er und seine Genossen beinahe erfolgreich durchgeführt hatten.«

genetisch Ganz schön hart, dachte ich mir. Wieso sollte unser kleiner Sohn, den mein nichtjüdischer Mann und ich heiß und innig lieben, ein Beitrag zur »heimlichen Auslöschung unseres Volkes« sein? Was mich aber fast noch mehr schockierte, war die Unterzeile von Dubovs Artikel: »Es ist in den Genen.« Schöner hätte es auch Thilo Sarrazin nicht formulieren können. Über Ehen zwischen Juden und Nichtjuden schreibt der Chabad-Mann: »Bei verschiedener Herkunft mit Unterschieden, die sich über Generationen tief liegend und langandauernd formten, besteht nur eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, dass sich beide (Ehepartner) so aneinander anpassen, um für immer zueinander zu gehören. Das wird umso schwerer sein, je feindlicher diese Verhaltensweisen ihrer Vorfahren waren, zum Beispiel die von Christen ausgehenden Pogrome und Verfolgungen gegen Juden in den letzten 2000 Jahren.« Und dann kommt der Knüller: »Denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Charaktereigenschaften, die über Generationen hinweg tief entwickelt wurden, vererbt sind.«

Oj wej. Mein Mann war zwar in der DDR Wehrdienstverweigerer – aber mein Sohn bewirft mich ständig mit Bauklötzen. Wer weiß, welcher Gencode dahintersteckt? Und warum bauen Vater und Sohn jeden Abend im Kinderzimmer Holztürme, und wenn ich reinkomme, sind sie auf einmal ganz still? Vielleicht spielen sie gar nicht, sondern planen die Eroberung Jerusalems? Die Schuld kann ich nur mir selbst geben – ich musste ja unbedingt einen Nachfahren der Kreuzritter ehelichen. Allerdings habe ich nun beschlossen, dass unser Sohn kein Holzschwert zum Geburtstag bekommt. Wer weiß, welches Gen damit aktiviert würde.

Kommentar

Nächstes Jahr bitte ohne Doppelmoral!

Der Musik-Wettbewerb sollte nicht mit einseitiger Solidarität zur inhaltlosen Bühne verkommen

von Nicole Dreyfus  18.05.2025

Musik

Der Fagott-Virtuose

Emanuel Blumin-Sint kombiniert Werke von Bach, Mozart und Paganini mit zeitgenössischen Kompositionen

von Claudia Irle-Utsch  18.05.2025

Berlin

Centrum Judaicum zeigt »Gefühlsdinge«

Die Ausstellung diskutiert wie Objekte Erinnerungen und Emotionen transportieren

 18.05.2025

ESC

Überblick: So stimmten Publikum und Jury über Israel ab

297 Punkte hat Yuval Raphael mit ihrem Beitrag »New Day Will Rise« am Samstagabend im Publikumsvoting bekommen

von Katrin Richter  18.05.2025

Yuval Raphael

»Dem Land eine Sekunde des Friedens zu schenken«

Die zweitplatzierte ESC-Sängerin sagte es sei erst dann ein wirklicher Sieg für sie, wenn Geiseln zuhause sind

 18.05.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Mit Fliesen im Flugzeug: Wie ich ein Badezimmer in Tel Aviv einrichtete

von Ralf Balke  18.05.2025

Aufgegabelt

Kholodnik

Rezepte und Leckeres

von Eugen El  18.05.2025

ESC

Toda, merci, thank you, Yuval

Die israelische Sängerin Yuval Raphael belegt beim ESC mit »New Day Will Rise« den zweiten Platz

von Nicole Dreyfus  18.05.2025

Basel

Farbanschlag auf Yuval Raphael vereitelt

Crew-Mitglied des ESC wurde von Farbe getroffen

 18.05.2025