Video

Aufschrei der Familien

Screenshot aus #BringThemHomeNow Foto: Screenshot

Nicht betteln sollte man, wenn es um die Freilassung der über 240 in den Gazastreifen entführten Menschen geht, betont Ari Folman. Es gilt vielmehr, ganz deutliche Forderungen zu formulieren. »Der Ton muss ein anderer werden, vor allem bei uns hier«, sagte Israels bekanntester Macher von Zeichentrickfilmen dem Nachrichtenportal »i24NEWS«.

Er selbst beschloss, sofort zu handeln, soweit das in seinen Möglichkeiten lag. Bereits zwei Tage nach dem Schock vom 7. Oktober startete der Regisseur, der 2008 mit dem Oscar-nominierten Animations­film Waltz with Bashir internationale Aufmerksamkeit erregte und dessen Animationsfilm Wo ist Anne Frank? 2021 in Cannes gezeigt wurde, deshalb sein Videoprojekt #BringThemHomeNow.

Alles geschah ganz schnell. Folman begann – gemeinsam mit Jasmine Kainy, Eliran Peled und Smadar Zamir – Interwiews mit den Angehörigen einiger der über 240 Menschen zu führen, die sich in der Gewalt der Islamisten befinden. Man hoffe so, »dem Aufschrei der Familien« mehr Gehör zu verschaffen, weil sie »von der Regierung völlig vernachlässigt wurden«. Ein Team Freiwilliger übernahm Schnitt und Bearbeitung. Bereits eine Woche nach dem Überfall der Hamas ging das Projekt online.

Auf diese Weise kamen mittlerweile einige Dutzend Videos zusammen. Sie alle erzählen in wenigen Minuten eine bewegende Geschichte. Mütter und Väter berichten, wie sie erfuhren, dass eines ihrer Kinder verschleppt wurde. Manchmal ist es genau umgekehrt. So wie im Fall von Judith und Gad, deren Tochter die Momente rekonstruiert, als sie das letzte Mal von ihren Eltern hörte.

Oder man spricht darüber, warum die entführte Person so einzigartig ist, was ihren Charakter ausmacht und welche guten Eigenschaften sie hat. Doch manchmal sind es auch Dokumente der Verzweiflung. So erfuhren einige der Teilnehmer mitten im Interview, dass man unter den vielen Toten gerade ihre Liebsten identifiziert hatte.

Das Videoprojekt läuft weiter, solange es Menschen gibt, die von ihren Angehörigen erzählen wollen.

Das Videoprojekt läuft weiter, solange es Menschen gibt, die von ihren Angehörigen erzählen wollen. Ständig kommen neue Interviews hinzu. Zuschauer können auch selbst mithelfen, dem Videoprojekt mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, indem Interviews heruntergeladen werden und in eine weitere Sprache übersetzt wieder zurückgesendet werden.

Manche der Verschleppten sind Ari Folman persönlich bekannt, beispielsweise der 79-jährige Friedensaktivist Chaim Peri. Dessen Sohn Lior hat als Beleuchter bei den Filmen des Regisseurs mitgearbeitet. »In den letzten 30 Jahren hat dieser Mann am Checkpoint auf krebskranke palästinensische Kinder gewartet«, weiß Folman zu berichten. »Er brachte sie zur Behandlung in israelische Krankenhäuser und fuhr sie dann zurück nach Gaza.«

Ari Folman ist mit seinem Engagement übrigens nicht alleine. Yoni Goodman, einer der Zeichner, der bei Waltz with Bashir mit an Bord war, hat einen 80-Sekunden-Film produziert. Er greift das Schicksal der beiden zwölf und 16 Jahre alten Brüder Or und Yagil Yaakov auf, die aus dem Kibbuz Nir Oz in den Gazastreifen verschleppt wurden. Desaster heißt sein Film, der die schrecklichen Momente des Überfalls verarbeitet. »Kunst hat im Moment viel Macht, und Animation ist ein starkes Werkzeug«, sagt Goodman im Interview mit dem Onlinemedium Ynet. »Sie ermöglicht es den Menschen, über Angst und Emotionen zu sprechen, und verhindert eine emotionale Blockade.«

Hollywood

Bestürzung über Tod von Rob Reiner und Ehefrau Michele

Der jüdische Regisseur und seine Frau wurden tot in ihrem Wohnhaus in Los Angelese aufgefunden. Die Polizei behandelt den Fall als mögliches Tötungsdelikt

 15.12.2025

Justiz

Gericht: Melanie Müller zeigte mehrmals den Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was im Berufungsverfahren zur Debatte steht

von André Jahnke  14.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  14.12.2025

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

von Christiane Oelrich  12.12.2025

Computerspiel

Lenny Kravitz wird James-Bond-Bösewicht

Als fieser Schurke will der Musiker im kommenden Jahr dem Agenten 007 das Leben schwer machen – allerdings nicht auf der Kinoleinwand

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Aufgegabelt

Latkes aus Dillgürkchen

Rezepte und Leckeres

 12.12.2025

Kulturkolumne

Lieber Chanukka als Weihnachtsstress?

Warum Juden es auch nicht besser haben – was sich spätestens an Pessach zeigen wird

von Maria Ossowski  12.12.2025

Kommerz

Geld oder Schokolade?

Der Brauch, an den Feiertagen um Münzen zu spielen, hat wenig mit den Makkabäern oder dem traditionellen Chanukkagelt zu tun. Der Ursprung liegt woanders

von Ayala Goldmann  12.12.2025