Sehen!

Arnold Daghani und Charlotte Salomon

Der Titel der neuen, überaus gut gehängten Ausstellung im Frankfurter Jüdischen Museum am Untermainkai drückt bereits prägnant aus, was zu sehen ist aus dem Werk Charlotte Salomons und Arnold Daghanis: Bilder, Worte, Erinnerungen. Salomon und Daghani sind beide Erinnerungszeugen, die gegen die Zeit anmalten und sie als Kunst bannten: die Berlinerin, die 1943, 26-jährig und schwanger, aus ihrer Exilzuflucht, der kleinen Villa L’Hermitage in Villefranche bei Nizza, deportiert und in Auschwitz ermordet wurde, und der 1909 geborene Rumäne, der seine Zeit 1942/43 im Zwangsarbeitslager Michailowka und im Ghetto Berschad in der Ukraine künstlerisch festhielt. Er konnte fliehen, emigrierte Ende der 50er-Jahre nach Israel, ging nach Vence in Frankreich, von dort weiter in die Schweiz, 1977 nach Südengland, wo er acht Jahre später in Hove bei Brighton starb.

verzweifelt Beispiele aus Salomons tausendteiligem Zyklus »Leben? oder Theater?« wurden seit der Erstpublikation 1963 immer wieder ausgestellt, zuletzt dieses Jahr auf der documenta. Daghani dagegen ist unbekannter, seine Schriften, Bilder, Bücher und Mal-Buch-Objekte sind aber fast lohnender, weil packender, düsterer, bedrängender, gereizter, den Atem verschlagender. Bis zum Lebensende verstand er sich als Zeitzeuge. Und verzweifelte in den 70er-Jahren schier an der prozeduralen Langsamkeit der deutschen Justiz, der die juristische Sachlage als unzureichend für die Aburteilung von SS-Massenmördern in der Ukraine erschien. Mit am eindrucksvollsten ist ein Schwarz-Weiß-Film mit Charlotte Salomons Eltern, der im Schlussraum läuft: 16 Minuten kurz, von Georg Stefan Troller im Jahr 1963 gedreht, wenige Wochen, bevor die Villa L’Hermitage in Villefranche vollständig abgerissen wurde.

»Erinnerung – Bild – Wort: Arnold Daghani und Charlotte Salomon«. Jüdisches Museum Frankfurt/Main, bis 3. Februar 2013
www.juedischesmuseum.de

Musik

»Piano Man« verlässt die Bühne: Letztes Billy-Joel-Konzert

Eine Ära geht zuende: Billy Joel spielt nach zehn Jahren vorerst das letzte Mal »Piano Man« im New Yorker Madison Square Garden. Zum Abschied kam ein Überraschungsgast.

von Benno Schwinghammer  26.07.2024

Zahl der Woche

16 Sportarten

Fun Facts und Wissenswertes

 26.07.2024

Lesen!

Ein gehörloser Junge und die Soldaten

Ilya Kaminsky wurde in Odessa geboren. In »Republik der Taubheit« erzählt er von einem Aufstand der Puppenspieler

von Katrin Diehl  25.07.2024

Ruth Weiss

»Meine Gedanken sind im Nahen Osten«

Am 26. Juli wird die Schriftstellerin und Journalistin 100 Jahre alt. Ein Gespräch über ihre Kindheit in Südafrika, Israel und den Einsatz für Frauenrechte

von Katrin Richter  25.07.2024

Streaming

In geheimer Mission gegen deutsche U-Boote

Die neue Action-Spionagekomödie von Guy Ritchie erinnert an »Inglourious Basterds«

von Patrick Heidmann  25.07.2024

Bayreuth

Das Haus in der Wahnfriedstraße

Die Debatten um Richard Wagners Judenhass gehen in eine neue Runde. Nun steht sein antisemitischer Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain im Fokus

von Axel Brüggemann  25.07.2024

Sehen!

»Die Ermittlung«

Der Kinofilm stellt den Aussagen der Zeugen die Ausflüchte der Angeklagten gegenüber

von Ayala Goldmann  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Literatur

Dieses Buch ist miserabel. Lesen Sie dieses Buch!

Eine etwas andere Kurzrezension von Ferdinand von Schirachs Erzählband »Nachmittage«

von Philipp Peyman Engel  24.07.2024 Aktualisiert