Bücher

A lojterer kop!

Das neue jiddische Wörterbuch des Duden-Verlags ist für jeden fremdsprachenaffinen Leser ein Muss

von Christoph Gutknecht  20.12.2018 15:51 Uhr

Dem Duden-Verlag gebührt das Verdienst, ein älteres Jiddisches Wörterbuch von ansprechender Qualität neu vorgelegt zu haben. Foto: PR

Das neue jiddische Wörterbuch des Duden-Verlags ist für jeden fremdsprachenaffinen Leser ein Muss

von Christoph Gutknecht  20.12.2018 15:51 Uhr

Es kommt heutzutage nicht mehr häufig vor, dass ein linguistisches Nachschlagewerk in dritter, überarbeiteter und erweiterter Auflage erscheint. Dem Duden-Verlag gebührt nun das Verdienst, ein älteres Jiddisches Wörterbuch von ansprechender Qualität neu vorgelegt zu haben.

Das vorliegende Werk fußt auf der gleich betitelten Arbeit, die der im Juni 2018 verstorbene Ronald Lötzsch 1990 im Verlag Bibliographisches Institut Leipzig und 1992 in zweiter Auflage als Duden-Taschenbuch in Mannheim publiziert hat. Imponierend ist dabei neben der perfekten drucktechnischen Ausgestaltung die Art der inhaltlichen Präsentation.

Das Buch will dem Leser des Wörterbuchs die ganze Vielschichtigkeit des jiddischen Wortschatzes nahebringen.

SÄCHSISCH Im nachgedruckten Vorwort zur genannten Zweitauflage formuliert Lötzsch eine Fülle linguistischer Erkenntnisse. Das Jiddische charakterisiert er als »die dem Deutschen nächstverwandte westgermanische Sprache. Es steht unserer Muttersprache ungleich näher als das Englische und selbst das Niederländische. Besonders groß ist die Übereinstimmung mit dem sog. Ostmitteldeutschen, zu dem u.a. das Berlinische und Sächsische gehören«.

Der Verfasser war unzweifelhaft a lojterer kop (ein heller Kopf) – als vielseitiger Lexikograf, der unter anderem Beiträge zu fast allen Sprachen Ost- und Mitteleuropas geschrieben hat. Sein akribisches Bemühen zielte im vorliegenden Fall darauf, dem Benutzer des Wörterbuchs »die ganze Vielschichtigkeit des jiddischen Wortschatzes« nahezubringen.

»Dazu sollen sowohl die Wortauswahl als auch die Gestaltung der Wortartikel dienen«, heißt es in dem Buch. »Um dem Benutzer insbesondere auch das Erkennen der slawischen und semitischen Elemente zu erleichtern, enthalten die jeweiligen Artikel nach der Bedeutungsangabe die Hinweise ›sl‹ oder ›se‹. Diese Kürzel bedeuten, dass der Stamm des Stichworts, bei zusammengesetzten Wörtern der Stamm des Grundworts, aus einer slawischen Sprache oder aus dem Hebräisch-Aramäischen entlehnt ist.«

Der 8000 Lexeme umfassende Wörterbuchteil wird durch Wortgeschichten aufgelockert.

WORTSCHATZ Als großer Gewinn kann es gelten, dass Ronald Lötzsch für die vorliegende Neubearbeitung mit dem Hochschullehrer Simon Neuberg ein hochkompetenter Sprachwissenschaftler zur Seite stand. Neuberg präzisiert die vorgenommenen Ergänzungen unter anderem mit dem Hinweis: »Sie konzentrieren sich auf eine bessere Abbildung des Bedeutungsspektrums einzelner Wörter sowie auf den für Deutschsprachige undurchsichtigen Wortschatz. Dieser stammt vorwiegend aus latinisierten Ausgaben jiddischer Texte.«

Der 8000 Lexeme umfassende Wörterbuchteil von A bis Z wird dadurch aufgelockert, dass in ihn vier kurzweilig und erhellend formulierte Wortgeschichten eingeblendet sind, die der Buchautor, Kritiker und Entertainer Rolf-Bernhard Essig verfasst hat. Eine von ihnen trägt – passend zum Jahreswechsel – die Überschrift: »Hechtsuppe zum guten Rutsch«.

Ronald Lötzsch: »Jiddisches Wörterbuch«. Dritte, überarbeitete und erweiterte Auflage. Duden, Berlin 2018, 224 S.,15 €

Verriss

Toxisch

Deborah Feldmans neues Buch »Judenfetisch« strotzt vor Israelhass – verwurzelt im Antizionismus der Satmarer Sekte, in der die Autorin aufwuchs

von Daniel Killy  28.09.2023

Film

Inszenatorisches Understatement

Barbara Albert hat sich an Julia Francks Bestseller »Die Mittagsfrau« gewagt. Sie schildert – teils sperrig – ein deutsch-jüdisches Schicksal

von Jonathan Guggenberger  28.09.2023

Mark Ivanir

»Den Nazis eine reinhauen«

Ein Interview mit dem Schauspieler über seine Rolle als jüdischer Gangster in der vierten Staffel von »Babylon Berlin«

von Ayala Goldmann  28.09.2023

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 28.09.2023

Tourende Legenden

Jeff Lorber: Chemiker an den Tasten

Der Pianist und Komponist bietet nun Jazz-Funk auf deutschen Bühnen

von Imanuel Marcus  27.09.2023

Berlin

Dieser Dirigent soll heute Daniel Barenboim nachfolgen

Die »Berliner Zeitung« nannte unter Berufung auf mehrere Quellen einen Namen

 27.09.2023 Aktualisiert

Aktion

»Hevenu Schalom Alechem« am Tag der Deutschen Einheit

Mit Liedern sollen Zeichen für Solidarität gesetzt werden

 26.09.2023

Raten

Unsere Zahl der Woche: 0

Fun Facts und Wissenswertes

 23.09.2023

Glosse

Der Rest der Welt

Warum ich leichter in den Himmel als in die Synagoge komme

von Beni Frenkel  23.09.2023