Auschwitz

»Wo wart ihr, wo war die Welt?«

Die 95-jährige Batsheva Dagan warf der Weltgemeinschaft Verantwortungslosigkeit vor. Foto: dpa

Beim Holocaust-Gedenken in Auschwitz haben Überlebende am Montag an ihr Leid erinnert und zu Wachsamkeit gegenüber politischem Extremismus aufgerufen. Die 95-jährige Batsheva Dagan nannte Auschwitz eine »teuflische Welt«, in der die Menschenwürde nichts zählte. Dagan ist Jüdin, sie lebt heute in der Nähe von Tel Aviv.

Die Sinteza Else Baker, die heute in Großbritannien lebt, dankte der polnischen Regierung für die Errichtung der Gedenkstätte im ehemaligen Konzentrationslager.

Vor 75 Jahren, am 27. Januar 1945, hatte die Rote Armee das NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau befreit. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahm an der Gedenkveranstaltung teil.

minderheiten Der polnische Journalist Marian Turski (93) appellierte, Rechte von Minderheiten müssten geschützt werden. Er war 1944 ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert worden.

Sein Landsmann Stanislaw Zalewski (94) sprach von Vergebung. Krieg verwische die Grenzen zwischen Gut und Böse, die Völker müssten einander vergeben. »Es ist unsere moralische Pflicht, Wege einzuschlagen, damit das nie wieder geschieht«, sagte er.

Vor den Redebeiträgen der vier Überlebenden hatte der polnische Präsident Andrzej Duda als einziger Politiker zu den 2000 Ehrengästen der Gedenkfeier gesprochen.

Vor den Redebeiträgen der vier Überlebenden hatte der polnische Präsident Andrzej Duda als einziger Politiker zu den 2000 Ehrengästen der Gedenkfeier gesprochen. Duda erinnerte an die mehr als eine Million Menschen, hauptsächlich Juden, die in Auschwitz ermordet wurden.

Erinnerung »Wir stehen vor den Toren dieses Lagers, das zum Symbol zur Massenvernichtung wurde«, sagte Duda. Polen fühle sich weiterhin der Pflege der Erinnerung und dem Schutz der Wahrheit verpflichtet, versprach er den rund 200 anwesenden Überlebenden unter den Gästen.

Etwa 25 Staats- und Regierungschefs verfolgten die Schilderungen der Überlebenden, darunter neben Bundespräsident Steinmeier auch der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin und der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Batsheva Dagan erinnerte vor den internationalen Gästen aus aller Welt an die Verantwortungslosigkeit der Weltgemeinschaft. »Wo wart ihr, wo war die Welt, die sah und hörte und nichts tat, um diese vielen Tausend zu retten?«, fragte die 95-Jährige. Bewegt verlieh sie auch ihrer Sprachlosigkeit Ausdruck. »Was soll ich sagen? Denn nur mit Tränen kann ich diese Vergangenheit begießen«, sagte sie.

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, klagte in seiner Ansprache die internationale Gemeinschaft an.

antisemitismus Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, klagte in seiner Ansprache die internationale Gemeinschaft an. »Zu viele Menschen in zu vielen Ländern haben Auschwitz möglich gemacht«, sagte Lauder.

Nicht nur die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 habe Auschwitz ermöglicht, sondern der weltweite Antisemitismus. Heute höre man wieder dieselben Lügen, die die Nationalsozialisten für ihre antijüdische Propaganda eingesetzt hätten. »Wir werden das tödliche Virus namens Antisemitismus niemals ausrotten können«, sagte Lauder.

»Wer den Weg in die Barbarei von Auschwitz kennt, der muss den Anfängen wehren«, hatte Bundespräsident Steinmeier vor der zentralen Gedenkveranstaltung ins Gästebuch der Gedenkstätte geschrieben. »Das ist Teil der Verantwortung, die keinen Schlussstrich kennt.«  epd

Nationaler Sicherheitsrat

Offizielle Warnungen für Israelis und Juden im Ausland

Wachsamkeit, Kooperation und Zurückhaltung. Der israelische Nationale Sicherheitsrat hat Warnhinweise für Israelis und Juden im Ausland veröffentlicht

 13.06.2025

Zürich

Israelhasser wollten Zürich zum Stillstand bringen

Am Donnerstagabend wollten »propalästinensische« Demonstranten durch die Zürcher Innenstadt ziehen

von Nicole Dreyfus  12.06.2025 Aktualisiert

Bosnien und Herzegowina

Goldschmidt: Boykott von Rabbinertreffen ist »eine Schande«

Die Europäische Rabbinerkonferenz kann nicht in Sarajevo tagen. Grund ist der Boykottaufruf eines Ministers. Der CER-Präsident fordert nun Konsequenzen

von Michael Thaidigsmann  12.06.2025

New York

Weinstein in neuem Prozess wieder verurteilt

Der Schuldspruch gegen den ehemaligen Filmmogul im Jahr 2020 galt als Meilenstein – bis er 2024 überraschend kassiert wurde. Nun hat erneut eine Jury geurteilt, aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen

 12.06.2025

Belgien

Israelfeindliche Aktivisten stellen Hamas-Terror nach

Bei einem »Widerstandsfestival« in Brüssel wurde der Terror mit einem Theaterstück glorifiziert, es gab Hamas-Dreiecke; und Wassermelonen-Mandalas für Kinder

von Nils Kottmann  09.06.2025

Vatikan

Papst Leo würdigt rumänischen Kardinal und Retter Tausender Juden

Iuliu Hossu könnte ein »Gerechter unter den Völkern« werden

 09.06.2025

Antisemitismus

Rabbiner fordern Schutz nach Angriff bei Paris

Jüdisches Leben müsse endlich sicher möglich sein, so Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt

 09.06.2025

Neue Studie aus den USA

Israelhass an der Uni: »weniger sichtbar, radikaler, gefährlicher«

Eine neue Studie über anti-israelischen Aktivismus an US-Universitäten zeigt eine beängstigende Professionalität und Terrornähe. Aber es gibt auch Hoffnung

von Sophie Albers Ben Chamo  08.06.2025 Aktualisiert

Niederlande

Wer hat die Großeltern verraten?

Die digitale Nutzung eines Archivs zur Kollaboration mit den Nazis wurde zunächst wegen Datenschutz-Bedenken verhindert. Nun soll eine Gesetzesänderung die Öffnung ermöglichen

von Tobias Müller  08.06.2025