Amtseinführung Trump

Wer kommt, wer nicht?

Mr. and Mrs.President: Donald und Melania Trump Foto: dpa

Die Zahl der jüdischen Gäste wird geringer sein als bei einem demokratischen Präsidenten, aber wenn man Trumps wackelige Beziehungen zur jüdischen Gemeinschaft bedenkt, wird es eine beeindruckende Show der Unterstützung sein», schreibt der «Forward» kurz vor der Amtseinführung von Donald Trump an diesem Freitag: «Als Kandidat hat ihm die Mehrheit der jüdischen Gemeinschaft die Stimme verweigert, doch Donald Trump hat sich mit einer kleinen, aber loyalen Gruppe von jüdischen Unterstützern, Geldgebern und Vertrauten umgeben.»

Dazu trägt nicht nur Rabbiner Marvin Hier bei, der Leiter des Simon Wiesenthal Center in Los Angeles, der gemeinsam mit fünf anderen Geistlichen an einem Gebet für den neuen US-Präsidenten teilnehmen wird. Auf der Gästeliste stehen laut Medienberichten unter anderem die künftigen Kandidaten für einflussreiche Posten in der Administration: Steven Mnuchin, David Friedman, Jason Greenblatt und der Multimillionär Sheldon Adelson, der in Israel das Benjamin Netanjahu nahestehende Gratisblatt «Israel Hayom» mitfinanziert.

Pikuach Nefesch? Mit einer pragmatischen Entscheidung hat der Rabbiner von Ivanka Trump der zum Judentum konvertierten Präsidententochter und ihrem Ehemann (und zukünftigen Nahost-Vermittler) Jared Kushner die Teilnahme leichter gemacht: Laut Medienberichten erhielt das orthodox lebende Paar die Erlaubnis, «aus Sicherheitsgründen» an Erew Schabbat mit dem Auto abzureisen. Der Forward führte diese Entscheidung auf den halachischen Terminus «Pikuach Nefesch» (Lebensgefahr) zurück.

Die offizielle Amtseinführung beginnt um 11.30 Uhr Ortszeit (17.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit). Nach der offiziellen Zeremonie und der Parade findet am Abend der Inaugurationsball statt.

Der New Yorker Rabbiner Adam Mintz äußerte sich in einem Gespräch mit dem Forward kritisch zu der Entscheidung seines Rabbinerkollegen. «Wenn es zu gefährlich für die beiden ist, nach Hause zu laufen, finde ich das vernünftig. Aber müssen sie zu dem Ball gehen? Darüber habe ich nicht genügend Informationen.» Allerdings räumte Mintz ein, die Diskussion sei «ein echter Coup für die Orthodoxie»: Die ganze Welt diskutiert darüber, ob Jared und Ivanka den Schabbat verletzten. Ich finde es toll, wenn die Orthodoxie auf diese Art und Weise vermarktet wird.«

Der Rabbiner und Buchautor Shmuley Boteach vertritt eine ähnliche Auffassung. Er selbst werde aber gleich nach der Zeremonie aus Washington abreisen, sagte er. Allerdings werde es schwer sein, sich an diesem Tag im Washingtoner Verkehr zu bewegen.

Boykott Aus Israel sind die Knessetabgeordneten Yehuda Glick und Sharren Haskel (Likud) angereist, außerdem eine Delegation jüdischer Siedler aus dem Westjordanland. Nicht dabei sein werden fünf von insgesamt 20 jüdischen demokratischen Abgeordneten des US Kongresses. Die Abgeordneten Jerrold Nadler (New York), Steve Cohen (Tennessee), Jamie Raskin (Maryland), Jan Schakowsky (Illinois) und John Yarmuth (Kentucky) schließen sich einer Boykottaktion von etwa 60 (von insgesamt 194) Kongressabgeordneten der Demokraten an.

Damit drücken die Parlamentarier auch ihre Solidarität mit John Lewis aus, dem afroamerikanischen Bürgerrechtler und Abgeordneten des Repräsentantenhauses. Lewis bleibt der Zeremonie ebenfalls fern. Er hatte Trump vor wenigen Tagen vorgeworfen, wegen mutmaßlicher russischer Einmischung in den US-Wahlkampf »kein legitimer Präsident« zu sein. Trump hatte daraufhin behauptet, Lewis’ Wahldistrikt in Atlanta »falle auseinander« und sei »kriminalitätsverseucht«.

Gebet Rabbiner Marvin Hier rechtfertigte in einem Interview mit der israelischen Zeitung »Haaretz« seine Entscheidung, bei Trumps Inauguration ein Gebet zu sprechen. »Es ist eine große Ehre, aber vor allem ist es meine Pflicht, bei diesem Event dabei zu sein«, sagte er. Juden hätten in den USA eine stärkere Blüte erlebt als in vielen anderen Ländern der Diaspora. »Stellen Sie sich die Reaktion der amerikanischen Öffentlichkeit vor, wenn bekannt würde, dass so eine Einladung verschickt wird und der Rabbi sich weigert, zu kommen. Das würde Böswilligkeit hervorrufen.«

Im Gegensatz dazu schrieb Rabbiner Ari Plost von der Gemeinde Bnai Abraham in Hagerstown (Maryland) in der »Washington Post«, er sei um seine Teilnahme gebeten worden, habe aber abgesagt.

Er wolle an diesem Wochenende lieber im Geist der Nächstenliebe mit seiner eigenen Gemeinde beten, schrieb Plost: »Mögen wir alle mit demütigem Geist einen Neuanfang genießen und uns für eine respektvolle Feier unserer Führer, unserer Gründer, unserer Ahnen und unserer Nachbarn engagieren. Gott schütze die Vereinigten Staaten von Amerika.«

New York

Rekordpreis für »Bildnis Elisabeth Lederer« bei Auktion

Bei den New Yorker Herbstauktion ist wieder ein Rekord gepurzelt: Ein Klimt-Gemälde wird zum zweitteuersten je versteigerten Kunstwerk – und auch ein goldenes Klo wird für einen hohen Preis verkauft

von Christina Horsten  19.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  18.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  18.11.2025

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  18.11.2025

Mexiko

Antisemitisches Graffiti gegen Claudia Sheinbaum sorgt für Empörung

Die Worte »puta judía« wurden auf Gebäude des Obersten Gerichtshofs geschmiert. Die jüdische Gemeinschaft des lateinamerikanischen Landes verurteilt den sich immer wieder äußernden Judenhass

 17.11.2025

USA

6500 Rabbiner auf einem Foto

»Kinus Hashluchim«: Das jährliche Treffen der weltweiten Gesandten von Chabad Lubawitsch endete am Sonntag in New York

 17.11.2025

"Stiller & Meara"

Abschied von den Eltern

Leinwandstar Ben Stiller hat eine erstaunlich persönliche Doku über seine berühmte Familie gedreht

von Patrick Heidmann  16.11.2025

Jerusalem

Nach Streit: Zionistischer Weltkongress einigt sich

Zwei Wochen lang zogen sich die Verhandlungen in dem globalen jüdischen Gremium hin. Nun gibt es ein Abkommen, das der Mitte-links-Block als Sieg für sich wertet

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Kiew

Bargeldberge, Geschäfte und Liebschaften auf Russisch 

Eingeschweißtes Bargeld aus US-Notenbanken, Liebe unter Ministern, heimlicher Hauskauf im Ausland und alles in der falschen Sprache. Die Korruption in der Ukraine bietet Stoff für einen Thriller

von Andreas Stein  14.11.2025