New York

Von Gera nach New York

Max Fraenkel (stehend, mit Pfeife und Brille) im Juni 1971 in der Redaktion der New York Times Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Kurz vor seinem 95. Geburtstag ist der Pulitzerpreisträger Max Frankel in New York gestorben. Insgesamt 85 Jahre lang lebte der thüringische Jude in der Stadt der Städte. Er brachte es von einem Flüchtling, der kein Wort Englisch sprach, zum Chefredakteur der »New York Times«.

Am 3. April wurde Max Fränkel, damals noch mit »ä«, in Gera geboren. Mit seinen Eltern Jakob Fränkel und Marie Katz zog er als Baby nach Weißenfels in Sachsen-Anhalt, wo sie ein Textil- und Möbelgeschäft eröffneten. Nur Monate später, Max war gerade einmal drei Jahre alt, kamen die Nazis an die Macht.

Im Oktober 1938 wurde die Familie nach Polen abgeschoben. Später erfuhren sie, dass einem zuvor gestellten Antrag zur Einreise in die USA von der Botschaft stattgegeben worden war. Erst im Februar 1940 konnten Max und seine Mutter Nazi-Deutschland verlassen. 1946 kam sein Vater, der in sowjetische Gefangenschaft geraten war, nach.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Zurück nach Europa

Mit zehn Jahren lernte Max Frankel in der New Yorker High School of Music & Art in Manhattan Englisch und alles, was er brauchte, um an der Columbia University studieren zu können. Dort wurde er Chefredakteur der Publikation »Columbia Daily Spectator«. Als freier Redakteur schrieb er schon in dieser Phase für die »New York Times« (NYT).

Nach seiner Armeezeit ging es für Max Frankel 1965 zurück nach Europa, wo er über die ungarische Revolution berichtete, bevor er für drei Jahre Korrespondent in Moskau wurde. Über Kuba zog Frankel anschließend nach Washington D.C.

Dort nahm seine Karriere nochmal Fahrt auf. Der jüdische Immigrant wurde 1963 diplomatischer Korrespondent. Dann, im Jahr 1966, bekam er den Traumjob eines jeden Journalisten in den Vereinigten Staaten: Er wurde Korrespondent im Weißen Haus und Chefreporter in Washington.

China mit Nixon

Als solcher bekam Frankel Zugang zu den »Pentagon Papers« – Dokumente, die belegten, dass Präsident Lyndon B. Johnson die Öffentlichkeit bezüglich des Vietnamkrieges belogen hatte. Max Frankel trug entscheidend zur Veröffentlichung der Papiere bei.

Lesen Sie auch

Im Jahr 1973 wurde Frankel für seine Berichterstattung über die China-Reise von Präsident Richard Nixon mit dem Pulitzerpreis geehrt. 1986 wurde er Chefredakteur der »New York Times« (NYT). Nach acht Jahren wurde er schließlich Kolumnist.

Max Frankel befand sich offiziell bereits im Ruhestand, als er 2001 in der NYT die Rolle der Zeitung während des Holocaust kritisierte. Berichte über die Vernichtung der europäischen Juden seien von der NYT weitgehend ignoriert worden, schrieb er. Für ihn war es »das bitterste journalistische Versagen des Jahrhunderts«.

Buch über Kubakrise

Frankel verfasste ein Buch über die Kubakrise von 1962, während derer die Welt knapp an einem dritten Weltkrieg vorbeischrammte. Auch seine Memoiren schrieb er auf.

Von 1956 an war er mit Tobia Brown verheiratet, mit der er drei Kinder hatte. Sie starb 1987 im Alter von 52 Jahren an einem Gehirntumor. Ein Jahr später ehelichte er die Redakteurin und Kolumnistin Joyce Purnick.

Max Frankel starb am Sonntag in seiner Wohnung in Manhattan. im

Hollywood

80 Jahre Goldie

Die quirlige Schauspielerin feiert ihren runden Geburtstag – und ist nicht zu bremsen

von Barbara Munker, Sophie Albers Ben Chamo  23.11.2025

TV-Tipp

TV-Premiere: So entstand Claude Lanzmanns epochaler Film »Shoah«

Eine sehenswerte Arte-Dokumentation erinnert an die bedrückenden Dreharbeiten zu Claude Lanzmanns Holocaust-Film, der vor 40 Jahren in die Kinos kam

von Manfred Riepe  21.11.2025

USA

Zwölf Familien, eine Synagoge

Die meisten Juden in Nordamerika leben in Großstädten, auf dem Land gibt es nur wenige Gemeinden – aber gerade dort wächst eine besonders starke Identität. Ein Besuch in der Kleinstadt Rome im Bundesstaat Georgia

von Katja Ridderbusch  21.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  21.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  21.11.2025

Judenhass

»Wir wollen keine Zionisten«: Mamdani reagiert auf antisemitische Kundgebung vor Synagoge

Die Teilnehmer schrien unter anderem »Tod den IDF!« und »Globalisiert die Intifada!«

von Imanuel Marcus  21.11.2025 Aktualisiert

New York

Neonazi wollte als Weihnachtsmann jüdische Kinder mit Süßigkeiten vergiften

Der Antisemit soll zudem »Interesse an einem Massengewaltakt« gezeigt und Anleitungen zum Bau von Bomben geteilt haben. Nun wird er angeklagt

 21.11.2025

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  20.11.2025

Russland

Der Vater der israelischen Rüstungsindustrie

Emanuel Goldberg war ein genialer Erfinder in der Weimarer Republik. Die Nazis sorgten dafür, dass er in Europa vergessen wurde. Doch bis heute macht der Mann aus Moskau Israel sicherer

von Leif Allendorf  20.11.2025