Südafrika

Verärgerung am Kap

»Juden zweiter Klasse«: Warren Goldstein Foto: Jason Crouse

Südafrika

Verärgerung am Kap

Oberrabbiner Warren Goldstein protestiert dagegen, dass Mitgliedern seiner Gemeinde die Einreise nach Israel verwehrt wurde

von Markus Schönherr  03.12.2021 13:03 Uhr

Nachdem mehreren jüdischen Südafrikanern vergangene Woche die Einreise nach Israel verwehrt wurde, sehen diese ihre religiösen Rechte verletzt. Noch am Schabbat wurden sie nach Johannesburg zurückgeschickt.

Gemeinsam mit Großbritannien hatte Israel vorige Woche als eines der ersten Länder Einreisebeschränkungen für das südliche Afrika erlassen. Der Beschluss folgte nur wenige Stunden, nachdem Südafrikas Regierung das Auftauchen der Corona-Variante Omikron bekannt gegeben hatte.

identität Dass Israel seine Grenzen für alle dichtmacht, signalisiere laut Südafrikas Oberrabbiner Warren Goldstein, dass man sie als »Juden zweiter Klasse« betrachte. »Israel ist kein gewöhnlicher Staat, es ist ein jüdischer Staat. Die Verbindung zwischen den Juden in aller Welt und Israel ist Teil unserer Identität.«

Die Südafrikaner hatten die Reise vor Inkrafttreten des Einreiseverbots angetreten. Es handelt sich um Freunde und Angehörige eines Terroropfers: Eliyahu David Kay (26), ein gebürtiger Südafrikaner, arbeitete als Fremdenführer an der Westmauer. Am 21. November wurde er auf seinem Weg in die Jerusalemer Altstadt von einem Hamas-Anhänger erschossen. Das South African Jewish Board of Deputies äußerte Entsetzen über den Terroranschlag, und auch Südafrikas Außenministerin Naledi Pandor bekundete »tiefe Trauer«.

Statt der Familie des Getöteten beistehen zu können, wurden die Ankommenden am Ben Gurion Airport »wie Kriminelle« behandelt, berichtet eine Angehörige. Trotz Appellen, sie aufgrund ihrer religiösen Überzeugung den Tag abwarten zu lassen, wurden sie noch am Schabbat zurückgeschickt.

protestbrief Dies sei »völlig inakzeptabel«, meint Oberrabbiner Goldstein. Gemeinsam mit einigen Kollegen schickte er einen Protestbrief an Israels Regierung, denn: »Der Grund für die Existenz Israels ist die Tatsache, dass es ein jüdischer Staat ist.« So müsse das Land sich auch verhalten – »als Zuhause für alle Juden«.

Zwischen Pretoria und Jerusalem sind die politischen Beziehungen schon länger angespannt.

Die Corona-Mutation Omikron schlägt seit Bekanntwerden vor einer Woche hohe politische Wellen. Etliche Länder machten ihre Grenzen dicht. In einer Fernsehansprache bezeichnete der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa die Sanktionen gegen sechs südafrikanische Länder als »ungerechtfertigt« und nicht von der Wissenschaft getragen. Südafrika verfügt auf dem Kontinent über eines der fortschrittlichsten Systeme zur Erfassung und Sequenzierung von Viren.

Zwischen Pretoria und Jerusalem sind die politischen Beziehungen schon länger angespannt. Grund dafür ist die zuletzt erstarkte Palästina-Lobby in Südafrika, die Israel »Apartheidpolitik« vorwirft. Im November brach erneut Streit aus.

Miss Universe Südafrikas Regierung hatte verkündet, ihre Kandidatin beim diesjährigen Miss-Universe-Wettbewerb zu boykottieren, weil dieser in Israel stattfindet. Damit habe Pretoria erneut eine Chance verspielt, sich für Frieden im Nahen Osten einzusetzen, kritisierte das Jewish Board of Deputies. Für Aufsehen sorgte Miss South Africa, Lalela Mswane, einmal mehr am Wochenende: Sie reiste offenbar mit einer Sondererlaubnis nach Israel – einen Tag, nachdem die südafrikanisch-jüdische Gruppe nach Hause geschickt worden war.

Südafrika steuert derzeit auf seine vierte Corona-Welle zu. Am Mittwoch gab es 4300 Neuinfektionen – mehr als fünfmal so viel wie in der Vorwoche. Inwiefern die neue Variante für den plötzlichen Anstieg verantwortlich ist, ist bisher unklar.

Der jüdische Arzt Richard Friedland rät der Gemeinde trotz Ungewissheit über die neue Mutation dringend zu einer Impfung. Laut Oberrabbiner Goldstein hätten sich viele Gemeindemitglieder bereits impfen lassen. Das gebe Zuversicht angesichts der Mutation, die bislang nur milde Krankheitsverläufe verursacht habe. »Wir gehen weiterhin zur Synagoge, mit Masken und Abstand.«

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