Pretoria

»Unsere Regierung agiert als Sprachrohr der Hamas«

Protest gegen Israel Foto: picture alliance / Matrix Images

Die Regierung Südafrikas setzt auf maximale Konfrontation: Sie will vor den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) ziehen und plant, die diplomatischen Beziehungen zum jüdischen Staat vollends zu kappen. Vergangene Woche ordnete Pretoria bereits die Schließung seiner Botschaft in Tel Aviv an. Die jüdische Gemeinschaft ist wegen des Kurses der Regierung in großer Sorge.

Bei seinem Staatsbesuch in Katar sagte Staatspräsident Cyril Ramaphosa, Israel verübe in Gaza Kriegsverbrechen und einen Völkermord. »Als Südafrika haben wir dementsprechend, zusammen mit vielen anderen Ländern weltweit, diese Aktion der israelischen Regierung an den Internationalen Strafgerichtshof verwiesen.« Der Hamas warf er keine Verbrechen vor. »Natürlich dulden wir auch nicht die Taten der Hamas, aber wir verurteilen die aktuellen Taten (Israels) und glauben, dass sie eine Untersuchung durch den IStGH rechtfertigen«, so Ramaphosa.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Seine Partei, der regierende African National Congress (ANC), erklärte am Donnerstag, man werde in der Nationalversammlung einem Oppositionsantrag zustimmen, in dem der Abbruch aller diplomatischen Beziehungen zu Israel gefordert wird. Zur Begründung verwies der ANC auf angebliche »Gräueltaten (Israels) im besetzten Palästina«. Die Beziehungen sollten zumindest solange ausgesetzt bleiben, bis Israel einem Waffenstillstand zustimme.

Aus der jüdischen Gemeinschaft in Südafrika kommt scharfe Kritik am israelfeindlichen Kurs der Regierung. Mitte Oktober hatte Außenministerin Naledi Pandor sogar einen Anruf von Hamas-Chef Ismail Haniyya entgegengenommen.

Mary Kluk, ehemalige Vorsitzende des Dachverbandes South African Jewish Board of Deputies (SAJBD) und amtierende Vorsitzende des Regionalverbandes für Afrika und Australien im Jüdischen Weltkongress (WJC), schrieb am Donnerstag in einem Gastbeitrag der israelischen Tageszeitung »Haaretz«: »Südafrikas Unterstützung und Loyalität gegenüber der Hamas ist so groß, dass – so unbegreiflich das auch erscheinen mag – kaum eine der zahlreichen Reden des Präsidenten, des Premierministers oder von hochrangigen Ministern und Beamten seit dem 7. Oktober einen Aufruf zur Freilassung der 239 von der verbrecherischen Hamas entführten und in Gaza als Geiseln gehaltenen Zivilisten enthält.« Die Regierung in Pretoria habe es seit dem 7. Oktober nicht fertiggebracht, den Terror der Hamas klar und eindeutig zu verurteilen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Kluk warf der Regierung und dem ANC auch eine absichtliche Gefährdung der Juden in Südafrika vor. »Indem sie alles, was die Hamas behauptet, kritiklos unterstützt und in einer Zeit, in der der Antisemitismus zunimmt, öffentlich eine unverhohlene Feindseligkeit gegenüber dem South African Jewish Board of Deputies zum Ausdruck bringt, gefährdet unsere Regierung die Existenz ihrer eigenen jüdischen Bevölkerung. Es ist eine Sache, sich der Bekämpfung des Antisemitismus zu widersetzen. Es ist etwas anderes, ihn zu bestärken.« Die ANC-Regierung habe sich zum Sprachrohr der Hamas gemacht und schüre so eine Pogromstimmung gegen Juden im eigenen Land.

Auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen (SABC) komme die Hamas zu Wort, schimpfte Kluk. So habe man dem Hamas-Führer Khaled Qaddami eine Plattform gegeben, ohne ihn für die Taten seiner Organisation kritisch zu befragen.

Die Aufstachelung zum Hass gegen die jüdische Gemeinschaft erreiche allmählich ein neues Höchstmaß, schrieb die ehemalige Vorsitzende des Gemeindebundes SAJBD. Es werde mittlerweile sogar dazu aufgerufen, Juden in ihren Wohnungen, am Arbeitsplatz und in Schulen zu konfrontieren.

Mary Kluk zog gar Parallelen zu den November-Pogromen der Nationalsozialisten 1938. »Die momentane Atmosphäre in Südafrika erinnert an jene Zeit, als die Welt sich weigerte, der gewalttätigen antisemitischen Rhetorik der Nazis Gehör zu schenken, und die Augen vor der Kristallnacht und ihren unheilvollen Auswirkungen verschloss. Sind die Juden Südafrikas jetzt tatsächlich in Gefahr? Ermutigt unsere Regierung zu Pogromen? Sieht und hört irgendjemand noch zu?«

USA

Ein Stadtneurotiker wird 90

Woody Allen steht als Autor, Regisseur und Schauspieler für einzigartige Filme. Doch bis heute überschatten Missbrauchsvorwürfe sein Lebenswerk

von Barbara Schweizerhof, Sophie Albers Ben Chamo  29.11.2025

Meinung

Wenn ein Botschafter Schoa-Überlebende zu Lügnern erklärt

Tom Rose, neuer US-Botschafter in Warschau, hat in einer Rede die Komplizenschaft Tausender Polen während des Holocaust bestritten. Das ist fatal für das Ansehen der USA

von Menachem Z. Rosensaft  29.11.2025

Großbritannien

Frauen haben Besseres verdient

Die Journalistin Marina Gerner beklagt in ihrem Buch fehlende Innovationen im Bereich Frauengesundheit – und eckt nicht nur mit dem Titel an

von Amie Liebowitz  28.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  28.11.2025

Niederlande

Demonstranten stören Vorlesung in Gedenken an Nazi-Gegner

An der Universität Leiden erzwangen antiisraelische Studenten die Verlegung einer Gedächtnisvorlesung zum Andenken an einen Professor, der während der Nazi-Zeit gegen die Judenverfolgung protestiert hatte

von Michael Thaidigsmann  28.11.2025

Großbritannien

Verdächtiger nach Anschlag auf Synagoge in Manchester festgenommen

Der Angriff auf die Synagoge am Vorabend des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur sorgte international für Bestürzung. Jetzt wurde ein weiterer Tatverdächtiger festgenommen

von Burkhard Jürgens  27.11.2025

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

Interview

»Meinungsvielfalt gilt es auszuhalten« 

Am 8. Dezember wählt die Gemeindeversammlung der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich ein neues Präsidium. Ein Gespräch mit den Kandidaten über Herausforderungen an die Gemeinde, Grabenkämpfe und Visionen

von Nicole Dreyfus  27.11.2025

Schweiz

Antisemitismus auch in der queeren Szene benennen

Viele Jüdinnen und Juden fühlen sich teils unsicher, wenn in der queeren Szene über Israel gesprochen wird. Der Verein Keschet will das ändern

von Nicole Dreyfus  27.11.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

Meinung

Mit Kufiya und Waffen

Ein Kinderbuch mit Folgen

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.11.2025