Redezeit

»Um die Pressefreiheit könnte es besser bestellt sein«

Herr Sanders, Sie sind für Ihren Beitrag »The Bravest Woman in Seattle« mit dem Pulitzer-Preis für das beste Feature ausgezeichnet worden. Worum geht es in dem Artikel?
Es ist der Bericht einer Frau vor Gericht, die zusammen mit ihrer Partnerin überfallen wurde. Bei dem Versuch, dem Täter zu entkommen, starb eine der beiden. In »The Bravest Woman in Seattle« schildert sie das. Außerdem beleuchte ich die starke Liebe dieser beiden Frauen zueinander.

Was ist das für ein Gefühl, wenn man den begehrten Journalistenpreis gewinnt?
Es ist witzig: Ich wusste, dass die Geschichte nominiert war, und nahm an, dass sich das Komitee vorher irgendwie melden beziehungsweise einen Hinweis geben würde, wer zu den Finalisten zählt. Aber das tat es nicht, die Entscheidung wurde einfach verkündet. Also habe ich angenommen, dass ich nicht unter die letzten Nominierten kam. Trotzdem war ich neugierig und habe am Tag der Bekanntgabe auf die Homepage geschaut. Und plötzlich las ich dort meinen Namen. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich begriffen habe, was gerade geschehen war.

Was macht Journalismus für Sie interessant?
Ich habe es immer schon gemocht zu schreiben und ich fühlte mich immer zu diesem Beruf hingezogen. Wenn man schreibt, hat man einen direkten Einfluss auf Dinge.

Wer inspiriert Sie?
Viele: Truman Capote, Norman Mailer, die »neuen Journalisten«.

Sie sind einer der Herausgeber von »The Stranger«, einer Wochenzeitung in Seattle. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie, um jede Woche ein ansprechendes Magazin zu veröffentlichen?
Wir sind ein großes Team, und wie bei allen Journalisten, die einen immer höheren Anspruch an ihre Arbeit und die ihnen zur Verfügung stehende Zeit haben, ist die Herausforderung groß. Denn heute arbeitet jeder auf unterschiedlichen Plattformen. Die größte Herausforderung ist es vielleicht, sich Zeit für Geschichten zu nehmen. Daher bin ich froh, an einem Ort zu arbeiten, der mir die Gelegenheit gibt, genau solchen Geschichten nachzugehen.

Anfang Mai war der Internationale Tag der Pressefreiheit. Wie ist es um das hohe Gut des unabhängigen Journalismus bestellt?
Schwierige Frage. Ein winziger Aspekt, so wie ich die weltweite Situation sehe, resultiert aus den Berichten von Dorothy Parvaz, einer Freundin von mir, die in Syrien gefangen gehalten wurde, weil sie von dort über den Aufstand berichten wollte. Sie war nur eine von vielen Journalisten, die versucht haben, über die Zustände im Land zu schreiben. Und viele Kollegen kamen dabei ums Leben. Wenn Sie mich also dazu befragen: Um die Pressefreiheit könnte es besser bestellt sein.

Wenn Sie die Wahl hätten: An wen würden Sie den Pulitzer-Preis vergeben?
Da ich selbst mitbekommen habe, wie ernsthaft und professionell der Auswahlprozess ist, respektiere ich die Entscheidungen der Jury und erdreiste mich nicht, einen Namen zu nennen.

Mit dem Journalisten sprach Katrin Richter.

Eli Sanders, 34, hat an der Columbia University Middle East and Asian Languages and Cultures studiert. Bis 2003 war er Journalist bei der »Seattle Times«. Danach hat er im »Time Magazine« und »The Boston Globe« veröffentlicht. Seit 2005 arbeitet er bei der Wochenzeitung The Stranger in Seattle. Seinen Artikel, mit dem er den Pulitzer-Preis gewonnen hat, können Sie hier lesen: http://bit.ly/JpIeRz

Großbritannien

Warten auf »Bridgerton«

Die Sehnsucht nach der vierten Staffel des Netflix-Hits ist groß. Aber wie war eigentlich das reale jüdische Leben in der Regency?

von Nicole Dreyfus  29.06.2025

Glastonbury Festival

Kritik an antiisraelischen Parolen

Neben der Musik sorgt Hetze gegen Israel für Aufsehen – mit Folgen für die BBC, die alles live übertragen hat

 29.06.2025

Glastonbury

Bob Vylan ruft »Death, death to the IDF« – BBC überträgt es

Beim größten Open Air Festival Großbritanniens rufen Musiker antiisraelische Parolen

 28.06.2025

Militär

Name des schwulen Bürgerrechtlers Harvey Milk von US-Kriegsschiff gestrichen

Das nach Milk benannte Versorgungsschiff heißt jetzt »USNS Oscar V. Peterson«

 28.06.2025

Meinung

Francesca Albaneses Horrorshow

Die UN-Berichterstatterin verharmlost den Hamas-Terror und setzt die Israelis mit den Nazis gleich. Mit ihren Ansichten tourt sie nun durch die Schweiz

von Nicole Dreyfus  30.06.2025 Aktualisiert

Aufarbeitung

Brasilien entschädigt Familie von jüdischem Diktaturopfer

Vladimir Herzog gehört zusammen mit dem ehemaligen Abgeordneten Rubens Paiva zu den bekanntesten Diktaturopfern

 27.06.2025

Buenos Aires

Anschlag auf Juden in Argentinien: Prozess nach mehr als 30 Jahren

Am 18. Juli 1994 waren beim Anschlag auf das jüdische Kulturzentrum AMIA 85 Menschen getötet und mehr als 300 verletzt worden

 27.06.2025

USA

Die Social-Media-Bändigerin

Die pro-israelische Influencerin Montana Tucker liefert Lehrstücke der modernen Kommunikation im Akkord. Zeit, sich die junge Frau, die mit Tanzvideos berühmt wurde, genauer anzusehen

von Sophie Albers Ben Chamo  26.06.2025

Balkan

Bosnien entschuldigt sich bei Rabbinerkonferenz

Über eine Tagung der Europäischen Rabbinerkonferenz in Sarajevo kam es zum judenfeindlichen Eklat. Mit der jetzt erfolgten Entschuldigung ist der Fall indes noch nicht bereinigt

 26.06.2025