Großbritannien

Thatchers »Unangreifbarer«

Nigel Lawson war lange Zeit Margaret Thatchers wichtigster Minister Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Er war als Finanzminister die rechte Hand der Eisernen Lady und Architekt ihrer neoliberalen Wirtschaftspolitik, welche Großbritannien bis heute prägt. Aber er war es auch, der 1989 als Erster von Bord ging und damit Margaret Thatchers Sturz ein Jahr später einleitete.

Bis zuletzt hielt Nigel Lawson mit seinen Ansichten nicht hinter dem Berg. Jetzt ist der konservative Politiker und Verfechter des Austritts des Vereinigten Königreichs im Alter von 91 Jahren gestorben.

Lawson stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie und wuchs in London auf. Unter seinen Vorfahren waren lettische und österreichische Juden; der Großvater väterlicherseits änderte den Familiennamen von Leibson zu Lawson.

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Nigel Lawson arbeitete als Journalist für die »Financial Times« und wechselte 1974 in die Politik. Er gewann für die Tories den Wahlkreis Blaby in der Grafschaft Leicestershire, musste aber im Unterhaus zunächst die Oppositionsbänke drücken.

Mit dem Wahlsieg der Konservativen unter Thatchers Führung 1979 kam Lawson dann aber in die Regierung, wurde stellvertretender Finanzminister, 1981 Energieminister und 1983 schließlich Schatzkanzler mit Sitz in der 11 Downing Street, der nach dem Premierminister mit Abstand wichtigste Posten im Kabinett.

Im Treasury verwirklichte Lawson das Herzstück der Reformagenda Thatchers und senkte die Einkommenssteuer drastisch. So wurde der Spitzensteuersatz von 83 auf 40 Prozent gesenkt.

Gleichzeitig baute er die Staatsschulden ab. Auf Twitter bezeichnete Boris Johnson ihn als »Steuersenker und -vereinfacher«, der Millionen von Briten geholfen habe, sich ihren Traum zu erfüllen.

Allerdings war Lawsons Wirtschafts- und Finanzpolitik heftig umstritten und stieß auf den Gegenwind der Gewerkschaften, weil sie für schwere soziale Verwerfungen sorgte und die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergehen ließ. Die Deregulierung der Börsen half dagegen London, zu einem der führenden globalen Finanzplätze zu werden. Später, nach dem dritten Wahlsieg Thatchers, folgte auf den Boom aber der Bust, und die Eiserne Lady verlor an Popularität.

SKEPTIKER Während seiner Amtszeit nannte Thatcher ihren Finanzminister Lawson »unangreifbar«. Als er 1989 zurücktrat, nachdem er sich mit ihr über die Frage der Bindung des britischen Pfunds an die D-Mark zerstritten hatte, wurde Lawson von John Major ersetzt, der ein Jahr später Thatcher als Premier ablöste.

Vom Unterhaus wechselte Lawson ins Oberhaus, wo er als Lord Lawson of Blaby bis Dezember 2022 aktiv war. In den letzten Jahren machte Lawson als Skeptiker des Klimawandels Schlagzeilen. Außerdem verfocht er einen harten Austritt seines Landes aus der EU, was ihn aber nicht davon abhielt, seinen Wohnsitz nach Frankreich zu verlagern.

Nigel Lawson war Vater von sechs Kindern, darunter die durch ihre Kochbücher und -sendungen über Großbritannien hinaus bekannte Nigella Lawson.

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