Russland

Sprachrohr des Kreml

Wladimir Rudolfowitsch Solowjow Foto: imago stock&people

Wladimir Rudolfowitsch Solowjow besticht sein Publikum mit einer Eloquenz, die in einem allabendlich vom russischen Staatsfernsehen übertragenen nicht enden wollenden Redefluss jede Widerrede im Keim ersticken lässt. Denn auch dafür ist der Talkmaster bekannt: Er kennt kein Pardon. Zeigt sein Gegenüber auch nur kleinste Anzeichen von Schwäche, zieht Solowjow alle Register. Nur Gleichgesinnte geht er sanft an. Sein eigener YouTube-Kanal »Soloviev.Live« zählt mehr als anderthalb Millionen Follower.

Sein Status als einer der führenden russischen Polittalk-Stars, der die Zuschauer auf Kreml-Linie bringt, bescherte ihm nach der Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken im Donbass durch Russland einen Platz in der personenbezogenen Sanktionsliste der Europäischen Union. Somit verliert er den Zugriff auf zwei oder gar drei Villen in Italien am Comer See.

Neonazis Solowjow erklärt die Maßnahmen damit, dass die Ukraine mit aktiver Unterstützung des Westens von Nationalisten und Neonazis regiert werde. Kurzum: Er, Wladimir Solowjow, geriet unter die Räder aufgrund seiner jüdischen Herkunft. Schließlich sei es nicht das erste Mal, dass das zivilisierte Europa gegen Juden Sanktionen verhänge, genauer gesagt, »die Erben NS-Deutschlands«.

Häufig in Solowjows Polittalk zu Gast ist Yaakov Kedmi. Er stammt ebenfalls aus Moskau und spricht im Gegensatz zu seinem Gesprächspartner mit monotoner und beinahe einschläfernder Stimme. Gehör findet er trotzdem, denn er tritt in Talkshows als geschätzter Experte für internationale Beziehungen und militärische Fragen in Erscheinung. Er ist in Russland das Sprachrohr für all jene, die eine Bestätigung für ihre Skepsis gegenüber dem Westen suchen.

Mehr dazu in unserer Printausgabe am Donnerstag

USA

Angriff auf Cousin einer ermordeten Geisel

Ariel Yaakov Marciano wurde in Santa Monica angegriffen und geschlagen, weil er Hebräisch sprach

 17.09.2025

Belgien

Gent bleibt hart: Lahav Shani bei Festival weiter unerwünscht

Nach massiver Kritik befasste sich der Verwaltungsrat des Musikfestivals am Montagabend erneut mit der Ausladung der Münchner Philharmoniker. Es blieb bei der Ausladung

von Michael Thaidigsmann  16.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  16.09.2025 Aktualisiert

Kommentar

Das Geraune von der jüdischen Lobby

Der Zürcher »Tages-Anzeiger« befasst sich kritisch mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, der die Absage einer Veranstaltung mit Francesca Albanese an der Uni Bern gefordert hatte. Dabei war diese Intervention richtig

von Michael Thaidigsmann  15.09.2025

Argentinien

Raubkunst in der Immobilienanzeige

Die Tochter eines Naziverbrechers wollte ihre Villa verkaufen und führte Ermittler auf die Spur einer gestohlenen Kunstsammlung

von Andreas Knobloch  13.09.2025

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025

Georgien

Sicher und schön

Der Kaukasus-Staat pflegt Erbe und Zukunft der Juden. Und bietet atemberaubende Natur. Ein Besuch

von Michael Khachidze  11.09.2025

Belgien

Argerich, Maisky, Schiff empört über Gent-Festival

Bekannte jüdische und nichtjüdische Musiker haben eine Petition gestartet, um gegen die Ausladung der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani zu protestieren

 11.09.2025