Berlin

Schweigeminute für AMIA-Opfer

Mit einer Schweigeminute wurde am Mittwochabend im Paul-Löbe-Haus in Berlin an den Anschlag auf das jüdische Gemeindezentrum »Asociación Mutual Israelita Argentina« (AMIA) in Buenos Aires vor 25 Jahren erinnert. Bei dem Terroranschlag am 18. Juli 1994 wurden 85 Menschen ermordet und über 300 weitere teils schwer verletzt.

Zu der Gedenkveranstaltung hatte die Parlamentariergruppe Cono Sur-Staaten des Deutschen Bundestags gemeinsam mit der Botschaft der Argentinischen Republik eingeladen. Unter den Ehrengästen an diesem Abend waren neben dem argentinischen Botschafter, Edgardo Mario Malaroda, auch der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, sowie der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe.

verantwortung Der Vorsitzende der Parlamentariergruppe Cono-Sur, Stefan Müller (CSU), sagte, dass die Nachwirkungen des verheerenden antisemitischen Anschlags in Argentinien bis heute zu spüren seien. »Jedes Terroropfer ist eines zu viel, egal, wo und zu welcher Zeit«, sagte Müller. Als freiheitlich-demokratische Gesellschaften stehe sowohl Deutschland als auch Argentinien zu der Verantwortung, die aus dem Gedenken an die AMIA-Opfer erwachse. »Gemeinsam müssen wir uns gegen Antisemitismus und jede Form der Diskriminierung einzetzen«, so Müller.

Der Vizepräsident des Deutschen Bundestags, Wolfgang Kubicki (FDP), erklärte, dass Deutschland alles dafür tun müsse, um Hass und Fremdenfeindlichkeit zu bekämpfen. »Antisemitismus darf bei uns und überhaupt nirgendwo Platz finden«, sagte Kubicki. Zentralratsvizepräsident Abraham Lehrer mahnte zu mehr Zivilcourage gegen Juden- und Israelhass. »Das sind wir den Angehörigen des AMIA-Anschlags schuldig«, sagte Lehrer. Wenn ein Rabbiner wie Anfang April in Köln in der U-Bahn angepöbelt werde, dürften die Umstehenden nicht einfach tatenlos zusehen.

Bis heute ist nicht abschließend geklärt, wer hinter dem Autobombenanschlag auf das AMIA-Gebäude in Buenos Aires steckt.

gesellschaft Argentiniens Botschafter Malaroda erklärte in seiner Rede, dass der Anschlag in Buenos Aires nicht nur die jüdische Gemeinde in Argentinien zum Ziel gehabt habe, sondern die ganze argentinische Gesellschaft getroffen habe. Seine Regierung sei fest entschlossen, den Angehörigen der Anschlagsopfer auch 25 Jahre nach dem Blutbad Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

Bis heute ist nicht abschließend geklärt, wer hinter dem Autobombenanschlag auf das AMIA-Gebäude in Buenos Aires steckt. Ein Täter der Attacke ist bislang nicht verurteilt worden. Die argentinische Justiz hatte 2006 bei Interpol die Festnahme von sieben angeklagten Iranern beantragt. Eine argentinische Untersuchungskommission war zu dem Schluss gekommen, dass der Anschlagsplan von höchster Regierungsstelle in Teheran erarbeitet worden ist. Die iranische Regierung wies jedoch jede Verantwortung für das Attentat von sich.

Erkenntnissen des amerikanischen und israelischen Geheimdienstes zufolge soll ein Ableger der vom Iran gesteuerten libanesischen Hisbollah-Miliz hinter dem Anschlag stecken. Im Februar dieses Jahres verurteilte ein Gericht in Buenos Aires acht von insgesamt dreizehn angeklagten Personen, die die Ermittlungen der argentinischen Behörden im Fall AMIA behindert haben sollen. Der ebenfalls angeklagte argentinische Ex-Präsident Carlos Menem war hingegen vom Vorwurf der Vertuschung freigesprochen worden.

Meinung

Null Toleranz für Gewaltaufrufe

Ein Großereignis wie der Eurovision Song Contest darf keine Sicherheitslöcher zulassen, findet unsere Schweiz-Redakteurin Nicole Dreyfus

von Nicole Dreyfus  07.05.2025

Eurovision Song Contest

Israelische Sängerin Yuval Raphael wird von der Schweiz nicht extra geschützt

Die Basler Sicherheitsbehörden wissen um die angespannte Lage, das Sicherheitsrisiko in der Schweiz ist hoch

von Nicole Dreyfus  06.05.2025

Interview

Josef Schuster on the J7 Task Force: »We Are a Driving Force«

The President of the Central Council of Jews in Germany, on the Large Communities’ Task Force Against Antisemitism (J7), the German chairmanship and a meeting in Berlin

von Philipp Peyman Engel  05.05.2025

Interview

»Wir sind ein Impulsgeber«

Zentralratspräsident Josef Schuster über die Internationale Task Force gegen Antisemitismus J7, den deutschen Vorsitz und ein Treffen in Berlin

von Philipp Peyman Engel  05.05.2025

Ukraine

Mit Tränen in den Augen

Die Weltordnung zerfällt, doch eine sinnvolle Gestaltung des 80. Jahrestags zum Ende des Zweiten Weltkriegs ist möglich, sagt unser Autor

von Vyacheslav Likhachev  04.05.2025

Österreich

Pita und Krautrouladen

Haya Molcho hat sich im Laufe der Jahre von Wien aus ein Imperium erkocht. Ein Gespräch über Familie, Politik und Balagan in der Küche

von Nicole Dreyfus  04.05.2025

Florenz

Judenretter und Radsportheld

Als Gigant der Landstraße ging Gino Bartali in die Geschichte des Radsports ein. Was der im Jahr 2000 gestorbene Italiener abseits der Rennen leistete, nötigt mindestens ebenso viel Respekt ab

von Joachim Heinz  02.05.2025

Japan

Jüdisch in Fernost

Etwa 1500 Juden sind im Land der aufgehenden Sonne zu Hause. Koscheres Leben ist schwierig. Und sogar hier hat sich seit dem 7. Oktober 2023 einiges verändert

von Eugen El  01.05.2025

Bern

Schweizer Juden reagieren auf Verbot der Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025