Aalborg

Schändeten Neonazis jüdischen Friedhof?

Aalborg ist Dänemarks viertgrößte Stadt, hat aber seit langem bereits keine jüdische Gemeinde mehr. Foto: imago images/Ritzau Scanpix

Am Eingang des jüdischen Friedhofs im dänischen Aalborg wurden am Sonntagabend mehrere Flugblätter mit antisemitischem Inhalt entdeckt. Neben den Zetteln wurden außerdem Puppen mit künstlichen Blutspritzern gefunden. Die Außenmauern der Grabstätte waren mit roter Farbe beschmiert.

PAMPHLET Die Flugblätter waren mit einem großen Davidstern und dem Wort »Pesach« versehen. Das Pessachfest, das am Sonntag zu Ende ging, wird darin als »ein weiteres jüdisches Fest des Blutvergießens« bezeichnet. Unterzeichnet wurde das Papier von einer Organisation namens Nordfront, dem dänischen Ableger der Nordischen Widerstandsbewegung (NRM), die in mehreren skandinavischen Ländern aktiv ist.

In einem Beitrag auf der Website von Nordfront am Sonntag hieß es, NRM-Aktivisten hätten »am Wochenende eine Informationskampagne in mehreren Städten durchgeführt, um die Menschen auf die fremden Bräuche der Juden aufmerksam zu machen.« Dabei seien drei Puppen, Flugblätter sowie »ein halber Liter Theaterblut« zum Einsatz gekommen, so der Autor des Artikels.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Polizei hat Ermittlungen wegen eines Hassverbrechens eingeleitet, berichteten dänische Medien am Montag. Henrik Beck von der Polizei Nordjütland sagte dem Boulevardblatt »Ekstra Bladet«, es sei noch nicht möglich zu bestätigen, dass die NRM tatsächlich verantwortlich sei. »Es gibt einige Hinweise darauf, dass diese Tat etwas mit der Nordfront zu tun hat«, sagte Beck am Montag, fügte aber an, dass man eine »Nachahmertat« zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausschließen könne.

Am vorvergangenen Sonntag, zu Beginn des Pessachfestes, war bereits die Synagoge im schwedischen Norrköping auf ähnliche Weise vandalisiert worden. Dort wurden Flugblätter gefunden, die denen in Aalborg sehr ähnlich waren. Die NRM behauptete, das Pessachfest erinnere an den Tag, »an dem die Juden in Ägypten rebellierten und aus Rache die erstgeborenen Kinder des Gastgeberlandes töteten«.

VERSCHWÖRUNGSTHEORIE Dänemarks Justizminister Nick Hækkerup nannte den Vorfall in Aalborg »empörend und zutiefst beschämend«. Henri Goldstein, Vorsitzender des Dachverbands der Jüdischen Gemeinde in Dänemark, erklärte am Montag, die Nachricht aus Aalborg habe das Gefühl der Unsicherheit unter den dänischen Juden erhöht.

»Wenn solche Dinge passieren, erzeugt das den Verdacht, dass es etwas anderes zu befürchten steht - einschließlich physischer Gewalt«, sagte Goldstein dem dänischen Rundfunk DR. »Auf den Flugblättern in Aalborg wird behauptet, dass Matze mit dem Blut von Christen zubereitet werden - das ist völlig verrückt, eine klassische Verschwörungstheorie«, sagte er.

Aalborg ist die viertgrößte Stadt Dänemarks, hat aber seit vielen Jahren keine aktive jüdische Gemeinde mehr. mth

Israel

WIZO trauert um Ehrenpräsidentin Tova Ben-Dov

Sechs Jahrzehnte lang widmete sie sich der WIZO. Nun ist Tova Ben-Dov im Alter von 88 Jahren in Israel gestorben

 20.10.2025

Meinung

Warum ich Angst vor der politischen Linken habe

Dass Links bedeutet, sich für mit sozialem Gewissen für die Schwachen einzusetzen, gehört längst der Vergangenheit an

von Michel Ronen  20.10.2025

Florida

»Die Zeit der ungestraften Israel-Boykotte ist vorbei«

Der US-Bundesstaat geht gegen Israel-Boykotteure weltweit vor: Florida verbietet seinen öffentlichen Einrichtungen die Zusammenarbeit mit Regierungen, Universitäten und Unternehmen, die BDS propagieren

von Michael Thaidigsmann  19.10.2025

Großbritannien

»Wir wussten, dass dieser Tag kommen würde«

Das tatkräftige Eingreifen von Gemeindemitgliedern konnte Leben retten. Doch nach dem Anschlag auf die Synagoge in Manchester beklagt die Gemeinschaft zwei Tote und mehrere Verletzte

von Michael Thaidigsmann  19.10.2025

Großbritannien

Aufsicht rügt BBC wegen »schwerwiegender Irreführung«

Eine BBC-Doku aus Gaza drehte sich um den 13-jährigen Sohn eines hochrangigen Hamas-Funktionärs. Doch davon erfuhren die Zuschauer nichts. Jetzt beschloss die Ofcom Sanktionen gegen den Sender

 17.10.2025

Meinung

Das moralische Versagen der Linken

Wenn Antisemitismus offen auf der Straße marschiert, dann hört man aus den linken Reihen: nichts.

von Nicole Dreyfus  17.10.2025

USA

Auf der Suche nach dem »Jewish Glam«

Wie jüdische Fotografinnen und Fotografen Hollywood zu seinem berühmten Glamour verhalfen

von Ute Cohen  17.10.2025

Stockholm

Wirtschaftsnobelpreis geht auch an jüdischen Ökonom

Joel Mokyr, Philippe Aghion und Peter Howitt werden für ihre Forschung zu nachhaltigem Wachstum geehrt

 13.10.2025

Kommentar

Kein Wunder in Bern

Bei gewaltbereiten Demonstrationen in der Schweizer Bundeshauptstadt hat sich ein Teil der Palästina-Solidarität einmal mehr selbst entlarvt: Es ging nie darum, das Leid im Gazastreifen zu beenden oder einen angeblichen Genozid zu stoppen

von Nicole Dreyfus  12.10.2025