Kuba

Ratschlag unter Diktatoren

Freundschaftlich sind die Beziehungen zwischen Kuba und Iran. Umso überraschender ist der Rat des früheren kubanischen Staatschefs Fidel Castro an Irans Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, seinen Antisemitismus abzulegen.

Für Revolutionsführer Castro besteht kein Zweifel: »Es gibt nichts, was mit dem Holocaust vergleichbar ist«. Auch die iranische Regierung täte besser daran die einzigartige Geschichte des Antisemitismus anzuerkennen, sagte der 84-jährige ehemalige Staatschef in einem seiner seltenen Interviews mit ausländischen Journalisten. Diesmal war es Jeffrey Goldberg, Korrespondent des Magazins The Atlantic, der zur Audienz mit dem Berufsrevolutionär geladen wurde. Die ersten Ergebnisse der mehrstündigen Sitzungen hat Goldberg vorab in seinem Blog zitiert. Darin rät Castro dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, den Holocaust zu akzeptieren und zu versuchen, Israels Existenzangst zu verstehen.

zwickmühle Ungewöhnliche Töne aus Havanna, denn der Iran gehört zum erweiterten Kreis der »Bruderstaaten«, die die Regierung in Havanna mit Öl, Krediten und sonstigen Lieferungen zu günstigen Konditionen aus so mancher ökonomischen Zwickmühle geholfen haben. Zwar ist der Iran für Kuba nicht ganz so wichtig wie Venezuela, China oder Russland, aber Teheran hat in den vergangenen Jahren der Regierung in Havanna großzügige Handelskredite gewährt und mit der Lieferung von Eisenbahnwaggons auch dazu beigetragen, dass die Transportprobleme in Kuba gedämpft wurden.

Im Gegenzug hat Kubas Regierung, allen voran Ex-Staatschef Fidel Castro, die Atompolitik Teherans verteidigt und für die friedliche Nutzung der Kernenergie durch Teheran und andere Entwicklungsländer geworben. Die Wichtigkeit der Unterstützung aus Havanna, das nach wie vor zu den Schwergewichten in der auf der Südhalbkugel sehr angesehenen Organisation der Blockfreien Staaten zählt, hat auch Irans Botschafter in Havanna, Mostafa Alayee, mehrfach betont.

Distanz Um die Äußerungen Mahmud Ahmadinedschads in Richtung Israel hat Havanna allerdings oft einen großen Bogen gemacht. Geschmeckt haben sie Fidel Castro, der seit Beginn der 90er-Jahre Wert auf ein gutes Verhältnis zur rund 1.500 Mitglieder zählenden jüdischen Gemeinde und zu den anderen Weltregionen legt, nicht, wie das Interview zeigt.

Angesichts der Tatsache, dass Castro seit Monaten vor dem Risiko eines Atomkriegs zwischen den USA, Israel und dem Iran warnt, scheint er auch Ahmadinedschad zur Besonnenheit ermahnen zu wollen. Eine Geste des iranischen Präsidenten an die Adresse Israels wäre, so legen es die Interviewpassagen nahe, ganz nach dem Geschmack des Entspannungspolitikers Castro. Aber ob der iranische Präsident auf den Elder Statesman Fidel Castro hören wird, steht in den Sternen.

Meinung

Die Columbia und der Antisemitismus

Ein neuer Bericht offenbart: An der US-Eliteuniversität sind die Nahoststudien ideologisch einseitig und jüdische Studenten nicht sicher. Es ist ein Befund, der ratlos macht

von Sarah Thalia Pines  22.12.2025

Frankreich

Jüdische Kinder vergiftet, aber Antisemitismus spielt keine Rolle

Ein Kindermädchen, das ihre jüdischen Arbeitgeber vergiftet hatte, wurde nun in Nanterre verurteilt - allerdings spielte ihr Antisemitismus im Urteil keine Rolle. Das sorgt für Protest

 22.12.2025

Australien

Gedenken am Bondi Beach – Forderung nach Aufklärung

Kerzen, Schweigen, Applaus und Buh-Rufe: Am Strand in Sydney trauern Tausende um die Opfer des Anschlags. Was die jüdische Gemeinde und Australiens Politik jetzt fordern

 22.12.2025

Belgien

IS droht mit Anschlägen auf Synagogen und Kirchen

Die Hintergründe

 18.12.2025

Sydney

Jüdische Bäckerei schließt wegen Antisemitismus

Nach Jahren der Anfeindungen und dem schwersten antisemitischen Anschlag auf australischem Boden hat eine beliebte jüdische Bäckerei für immer geschlossen

 18.12.2025

Strassburg

Glühwein und Kippa

In der selbst ernannten »Weihnachtshauptstadt« lebt eine traditionsbewusste jüdische Gemeinde. Wie passt das zusammen? Eine Reise zu koscheren Plätzchen und Pralinen mit »Jahresendgeschmack«

von Mascha Malburg  18.12.2025

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Australien

Bericht: Die Heldentat von Ahmed Al-Ahmed sorgt auch in Syrien für Jubel

Die Berichterstattung über den »Helden von Sydney« hat auch dessen Heimatort erreicht und bringt Stolz in eine Trümmerlandschaft

 18.12.2025

Berlin

Ehrung von Holocaust-Überlebenden

Die »International Holocaust Survivors Night« ehrt jedes Jahr Überlebende der Schoah. Die virtuelle Veranstaltung hat sich inzwischen zu einer Feier entwickelt, an der Teilnehmende aus fast 20 Ländern mitwirken

 18.12.2025