Google

Peinlicher Aussetzer einer Suchmaschine

Foto: imago/photothek

Das Problem bestand nur einige Stunden lang. Und doch zeigte es, dass auch der weltgrößte Internetkonzern anfällig ist für Manipulationen und Fehler.

Was war geschehen? Wer am Dienstag das englische Wort »Jew« (Jude) in die Google-Suchmaske eingab, erhielt als erste mögliche Definition den Satz »mit jemandem auf geizige oder kleinliche Weise verhandeln«.

Das Substantiv »Jew« war von der mit Abstand wichtigsten Suchmaschine des Internets zu einem Verb (»to jew«) umdefiniert und sogleich mit einer offenkundig antisemitischen Bedeutung versehen worden.

Auch Google selbst versah das angezeigte Suchergebnis mit dem Attribut »offensive« (beleidigend). Der Ursprung des Verbs liege im 19. Jahrhundert und beziehe sich auf damals verbreitete Vorurteile gegen Juden.

DEFINITIONEN Erst als der Fehler öffentlich wurde und Organisationen wie die Anti-Defamation League (ADL) protestierten, reagierte der Konzern und nahm die Definition vom Netz. Kurze Zeit später veröffentlichte Google auch eine Entschuldigung.

Unternehmensrepräsentant Danny Sullivan erklärte auf Twitter zwar nicht, wie es genau es zu diesem Malheur gekommen war. Er betonte aber, dass Google nur Begriffsdefinitionen anzeige, die von externen Wörterbuch-Experten ausgearbeitet und an Google lizenziert worden seien.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Beleidigende Definitionen zeigen wir generell nur an, wenn sie die wichtigste Bedeutung eines Begriffs darstellen. Da dies hier nicht der Fall ist, haben wir dies blockiert und das Feedback an den Partner zur weiteren Überprüfung weitergeleitet.« Google erstelle selbst keine Definitionen und nehme auf die Begriffserklärungen auch keinen Einfluss, so Sullivan.

TECHNOLOGIE So recht überzeugen wollte die Erklärung dennoch nicht. Dass bei den Suchergebnissen für »Jew« ausgerechnet ein angebliches Verb mit zweifelhafter Bedeutung und mit seinen verschiedenen Formen (»juden«, »gejudet«, etc.) präsentiert worden sei, hätte Google schließlich mittels künstlicher Intelligenz (KI) verhindern können, wetterte der Jüdische Weltkongress (WJC).

Es sei »zutiefst beunruhigend«, dass die von dem Unternehmen eingesetzte KI-Technologie offenbar nicht in der Lage gewesen sei, »offensichtliche antisemitische Hassrede« zu erkennen. »Wir erwarten, dass unverzüglich Korrekturmaßnahmen ergriffen werden«, schrieb der WJC auf seinem Twitter-Account.

Die ADL erklärte ihrerseits, es gebe zwar »keine Entschuldigung dafür, dass das erste Ergebnis des Wortes ‚Jude‘ bei Google ein offensichtlich antisemitisches Ergebnis« ausgespuckt habe. Dennoch sei es begrüßenswert, so die Organisation, dass das Unternehmen das Ganze nun korrigiert habe.

Wie es zu dem Vorfall kommen konnte und warum die antisemitische Definition es überhaupt auf die Liste der Suchergebnisse schaffen konnte, bleibt allerdings weiter unklar. Auch Google wollte sich nicht direkt dazu äußern.

Dänemark

Männer sollen 760.000 Euro für die Hamas gesammelt haben

Am Dienstagmorgen nahm die Polizei einen 28-Jährigen fest. Sein mutmaßlicher Komplize sitzt bereits in U-Haft

 05.12.2025

Antisemitismus

Litauen: Chef von Regierungspartei wegen Antisemitismus verurteilt

In Litauen ist der Chef einer Regierungspartei mehrfach durch antisemitische Aussagen aufgefallen. Dafür musste er sich vor Gericht verantworten. Nun haben die Richter ihr Urteil gefällt

 04.12.2025

Ukraine

Alles eine Frage der Herkunft

Wie ein Korruptionsskandal den antisemitischen Narrativen in Russland Vorschub leistet

von Alex Friedman  04.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Sydney

Jüdische Organisationen prangern »Geißel« Antisemitismus an

Im Fokus steht dieses Mal Australien. Es ist Gastgeber einer Konferenz der internationalen jüdischen Initiative »J7«. Sie stellt Zahlen zu Judenhass auf dem Kontinent vor - und spricht von historischen Höchstständen

von Leticia Witte  02.12.2025

New York

Das sind die Rabbiner in Mamdanis Team

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat Mamdani keinen Ortodoxen in seine Übergangsausschüsse berufen – eine Lücke, die bereits im Wahlkampf sichtbar wurde

 02.12.2025

Italien

Francesca Albanese und ihre »Mahnung« an die Presse

In Turin wurden die Redaktionsräume von »La Stampa« von Demonstranten verwüstet. Die Reaktion der UN-Sonderbeauftragten für die Palästinensergebiete verstörte viele

von Michael Thaidigsmann  02.12.2025

Jüdisches Leben im Libanon

Noch immer hat Beirut eine Synagoge, aber die Gläubigen nehmen ab

Einst war Libanon ihr Zufluchtsort, dann kam der Bürgerkrieg, und viele gingen. Doch nach wie vor gehören Juden zu den 18 anerkannten Religionsgruppen im Libanon - auch wenn nur noch wenige im Land leben

von Andrea Krogmann  02.12.2025

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

Interview

»Meinungsvielfalt gilt es auszuhalten« 

Am 8. Dezember wählt die Gemeindeversammlung der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich ein neues Präsidium. Ein Gespräch mit den Kandidaten über Herausforderungen an die Gemeinde, Grabenkämpfe und Visionen

von Nicole Dreyfus  01.12.2025