Staatsbahn SNCF

Paris entschädigt Schoa-Opfer

Französische Holocaust-Überlebende in der Nähe des ehemaligen Sammellagers Drancy Foto: dpa

Frankreich wird für Schoa-Überlebende, die während der NS-Zeit mit Zügen der französischen Staatsbahn SNCF in Konzentrationslager der Nazis deportiert wurden, in den USA einen Entschädigungsfonds in Höhe von 48,6 Millionen Euro einrichten. Darauf einigten sich die Regierungen beiden Länder am vergangenen Freitag in Washington.

Der amerikanische Regierungsberater Stuart Eizenstat begrüßte diesen Schritt als »Mittel der Gerechtigkeit für die Leiden«. Drei Jahre lang hatte Eizenstat den jetzigenVertrag mit ausgehandelt.
Demnach erhält jeder nicht-französische Überlebende in den USA und anderen Ländern, mit denen Frankreich keine Abkommen geschlossen hat, eine einmalige Summe von umgerechnet etwa 81.000 Euro, darunter Belgien, Polen, Großbritannien, Tschechien und die Slowakei.

Dass auch an Angehörige und Erben verstorbener Überlebender Entschädigungen gezahlt werden sollen, ist laut Eizenstat in der Geschichte der Reparationszahlungen bislang beispiellos.

Jahrestag Aus französischen Regierungskreisen hieß es, Frankreich wolle mit der Einrichtung eines solchen Entschädigungsfonds am Vorabend des 70. Jahrestages der Befreiung durch die Alliierten seiner Verantwortung nachkommen. Die SNCF sei zwar nie als »verantwortlich« für die Deportationen eingestuft worden. Doch habe die Staatsbahn die Deportationen auf Anweisung der französischen Behörden ausgeführt.

Dem Abkommen waren jahrelange Rechtsstreitigkeiten vor amerikanischen Gerichten vorausgegangen, unter anderem wegen der geplanten Beteiligung der französischen Bahn an öffentlichen Ausschreibungen. Im Gegenzug sichern die USA nun zu, weitere juristische Schritte gegen die französische Bahn einzustellen.

Das Abkommen zwischen beiden Ländern soll am Montag unterzeichnet werden, muss aber noch vom französischen Parlament bestätigt werden. Frankreichs Regierung verspricht eine schnelle Umsetzung.

Zwischen 1942 und 1944 hatte die französische Bahngesellschaft rund 76.000 Juden aus Frankreich in NS-Konzentrationslager deportiert. Etwa 3000 der Opfer überlebten.

Interview

»Musik ist heilsam«

Der israelische Star-Mandolinist Avi Avital über seine neue Tournee, den Frühling und das intensivste Konzert seiner Karriere

von Nicole Dreyfus  20.03.2025

Jerusalem

Koscherstempel bei Antisemitismus-Konferenz?

Israels Diaspora-Minister Amichai Chikli hat auch europäische Rechtspopulisten eingeladen. Nun hagelt es Absagen und beißende Kritik

von Michael Thaidigsmann  18.03.2025

Antisemitismus-Bericht

Schweiz: »Wir haben einen Dammbruch erlebt«

Auch die Eidgenossenschaft erlebte im vergangenen Jahr einen sprunghaften Anstieg judenfeindlicher Vorfälle

von Michael Thaidigsmann  18.03.2025

Russland

Geschichte wird zugemacht

Das Ethnografische Museum in St. Petersburg schließt seine Ausstellung über jüdisches Leben im Zarenreich. Die Gründe sind vielfältiger als gedacht

von Polina Kantor  16.03.2025

Porträt

Klang des Lebens

Sie wurde gehörlos geboren und musste lernen, sich in der Welt der Hörenden zurechtzufinden. Darüber schrieb sie ein Buch, das zum Bestseller wurde. Eine Begegnung mit Fiona Bollag

von Nicole Dreyfus  15.03.2025

Brüssel

Früherer EJC-Chef Kantor von EU-Sanktionsliste gestrichen

Die Streichung des russisch-britischen Geschäftsmanns erfolgte offenbar auf Druck der ungarischen Regierung

 14.03.2025

Dänemark

Jüdin in Kopenhagen attackiert

Die Angreifer beschimpften sie antisemitisch und würgten ihr Opfer

 14.03.2025

Irak

Bericht: Israelisch-russische Geisel Elizabeth Tsurkov möglicherweise im Iran

Nachdem die USA im Fall der entführten Elizabeth Tsurkov den Druck auf den Irak erhöhen, heißt es, die Geisel wurde in den Iran verschleppt

 12.03.2025

Belgien

Fantasien über Mord an Juden fallen unter die Meinungsfreiheit

Entsetzen in der jüdischen Gemeinschaft: Ein Kolumnist wurde vom Vorwurf der Aufstachelung zur Gewalt gegen Juden freigesprochen

von Michael Thaidigsmann  12.03.2025