Mexiko

Kohen werden kostet extra

Blick auf Mexico-City Foto: dpa

Manchmal trügt der Schein. Pejes, Bart, Kippa und schwarze Kleidung sind nicht immer Garantie für Jüdischkeit. In den vergangenen Jahren musste dies die jüdische Gemeinschaft in Mexiko mit ihren rund 40.000 Mitgliedern wiederholt erleben. Der jüngste Skandal: Einer der bekanntesten Kantoren verschaffte einer Gruppe von Betrügern öffentliches Ansehen, die interessierten Mexikanern den Übertritt zum Judentum ermöglichte. Zwischen 1000 und 5000 US-Dollar kassierten sie dafür. Wer mehr zahlte, konnte auch Kohen werden.

Der Kantor hatte zur Tarnung in der Provinz Polanco eine Synagoge gegründet sowie eine gemeinnützige Organisation zur Betreuung von Anusim, den Nachfahren zwangsgetaufter Sefarden. Gemeinsam mit Komplizen suchten sie über das Internet Christen mit Vorfahren aus Spanien, um ihnen die Konversion schmackhaft zu machen. Sogar ein Rabbiner stand dem Kantor zur Seite, er hieß Ishmael Mizrahi. Doch nicht nur seine Smicha war falsch, auch der Name – und jüdisch war er ohnehin nicht.

Eitelkeit Die Betrüger setzten auf die Offenherzigkeit der Gemeinden, jüdisch wirkende Kleidung und Eitelkeit. Gern ließen sich Mitglieder anderer jüdischer Organisationen bei Treffen mit den vermeintlichen Orthodoxen für ein Foto ablichten; auch israelische Diplomaten machten in Unkenntnis gute Miene. Das schlechte Hebräisch des falschen Rabbis führte zu ersten Zweifeln; im Internet surfende jüdische Jugendliche brachten dann die Betrüger zur Strecke.

Einige Abzocker hatten auch das Umfeld evangelikaler Judenmissionare genutzt – wie des 36-jährigen Darío Moscoso Ortiz alias »Rabino Israeli«, der nicht vor der Vergewaltigung einer Minderjährigen zurückschreckte. Mehrere Betrugsfälle werden aus der Provinz Veracruz gemeldet, in der bereits ein anderer falscher Rabbi sein Unwesen trieb: Dan Ben Abraham. Er scharte Gläubige um sich, bis man sich wunderte, dass er recht lax mit den Schabbatregeln umging und es im Umkreis der Gemeinde zu mehreren Vergewaltigungsfällen kam.

Seitdem kennt man den wirklichen Namen des »Rabbis«: Daniel Hernández aus Kuba. Vor seiner wundersamen »Konversion« war er Baptistenpastor und wird in den USA seit Jahren wegen Betrugs und Steuerhinterziehung gesucht.

Nachruf

Abschied von einer starken Frau

Die tschechische Zeitzeugin Dita Kraus ist im Alter von 96 Jahren in Jerusalem gestorben

von Barbara Bišický-Ehrlich  21.10.2025

Großbritannien

König Charles besucht Synagoge von Manchester

Nach dem Anschlag an Jom Kippur, bei dem zwei Gemeindemitglieder getötet wurden, drückte der Monarch seine Anteilnahme aus

 20.10.2025

Israel

WIZO trauert um Ehrenpräsidentin Tova Ben-Dov

Sechs Jahrzehnte lang widmete sie sich der WIZO. Nun ist Tova Ben-Dov im Alter von 88 Jahren in Israel gestorben

 20.10.2025

Meinung

Warum ich Angst vor der politischen Linken habe

Dass Links bedeutet, sich für mit sozialem Gewissen für die Schwachen einzusetzen, gehört längst der Vergangenheit an

von Michel Ronen  20.10.2025

Florida

»Die Zeit der ungestraften Israel-Boykotte ist vorbei«

Der US-Bundesstaat geht gegen Israel-Boykotteure weltweit vor: Florida verbietet seinen öffentlichen Einrichtungen die Zusammenarbeit mit Regierungen, Universitäten und Unternehmen, die BDS propagieren

von Michael Thaidigsmann  19.10.2025

Großbritannien

»Wir wussten, dass dieser Tag kommen würde«

Das tatkräftige Eingreifen von Gemeindemitgliedern konnte Leben retten. Doch nach dem Anschlag auf die Synagoge in Manchester beklagt die Gemeinschaft zwei Tote und mehrere Verletzte

von Michael Thaidigsmann  19.10.2025

Großbritannien

Aufsicht rügt BBC wegen »schwerwiegender Irreführung«

Eine BBC-Doku aus Gaza drehte sich um den 13-jährigen Sohn eines hochrangigen Hamas-Funktionärs. Doch davon erfuhren die Zuschauer nichts. Jetzt beschloss die Ofcom Sanktionen gegen den Sender

 17.10.2025

Meinung

Das moralische Versagen der Linken

Wenn Antisemitismus offen auf der Straße marschiert, dann hört man aus den linken Reihen: nichts

von Nicole Dreyfus  17.10.2025

USA

Auf der Suche nach dem »Jewish Glam«

Wie jüdische Fotografinnen und Fotografen Hollywood zu seinem berühmten Glamour verhalfen

von Ute Cohen  17.10.2025